Max Liebermann
Strandszene in Noordwijk
1908
Pastell auf Papier
12,5 × 19,5 cm
Signiert
Aufgenommen in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Pastelle, Aquarelle und Gouachen Max Liebermanns von Drs. Margreet E. Nouwen
Drs. Margreet E. Nouwen, Berlin
Privatsammlung Frankfurt
- Altes Rathaus/Ernst Barlach Haus , "Von Liebermann bis Nolde. Impressionismus in Deutschland auf Papier", Ingelheim/Hamburg 2014
- Galerie Ludorff, "Max Liebermann. Gemälde, Pastelle, Zeichnungen, Druckgraphiken", Düsseldorf 2012
- Museum Kunst der Westküste Alkersum/Föhr, "Max Liebermann am Meer", Alkersum/Föhr 2011/2012
- Liebermann-Villa am Wannsee, "Max Liebermann am Meer", Berlin 2011
- Altes Rathaus/Ernst Barlach Haus , "Von Liebermann bis Nolde. Impressionismus in Deutschland auf Papier", Ausst.-Kat., Ostfildern 2014, S. 28
- Liebermann-Villa am Wannsee Berlin/Museum Kunst der Westküste Alkersum/Föhr, "Max Liebermann am Meer", Ausst.-Kat., München 2011, S. 25
Wie schon seit vielen Jahren verbringt Max Liebermann auch 1908 den Sommer im holländischen Noordwijk. Hier malt er eine Serie seiner besten Strandbilder direkt vor der Natur. So erblickt man in unserem Blatt „Strandszene in Noordwijk“ eine für Liebermanns Kunst ganz typische Szenerie. Vor uns breitet sich die Weite des hellen Sandes aus. Im Vordergrund ist skizzenhaft ein Kind mit seinem
Spielzeug angedeutet. Ansonsten blickt man einzig auf eine große, grau-braune Fläche, die vom Wind leergefegt zu sein scheint. Sie korrespondiert mit dem lichten, weiten Grau-Blau des Himmels, an dem sich breite Wolkenbänder entlang ziehen und die das obere Drittel des Blattes bestimmen. Dieses traute Zwiegespräch der Elemente Erde, Wind und dem Meer wird nur im Mittelgrund unterbrochen. Hier stehen in dichter Folge Strandkörbe nebeneinander, die mit ihren sperrigen Formen dem dreigeteilten Blatt einen Rhythmus geben. Sie trotzen Wind und Wetter und bieten den verstreuten Badegästen Schutz. In ihrer Farbigkeit verbinden sie sich mit dem grau-braunblauen Grundton, der das Blatt dominiert. Einzig die Kleidung einiger skizzenhaft gezeichneter Menschen setzt im Bild rote und blaue Akzente. Die Menschen erscheinen klein und bedeutungslos, nur noch als Farbflecken in der Weite der Natur.
Um die Jahrhundertwende gewinnen diese fragmentarische Bildnotizen gegenüber malerisch detailliert ausgearbeiteten Blättern allmählich die Oberhand. Im Zusammenhang mit der Aufnahme von Themen aus dem modernen Leben treten an die Stelle von Farbsegmenten zunehmend die weiße Papierfläche und der offene Strich. Das Pastell und das Aquarell, beides Techniken, die den Bedürfnissen nach unmittelbarer Äußerung und nach Farbe besonders entsprechen, rücken stark in den Vordergrund. Gerade bei den Schilderungen des Strandlebens, der Zoobilder, Wannseegärten und Alleen spielt das Pastell als Skizze, Kompositionsstudie oder freie Arbeit eine große Rolle. Wie keine andere Kunstform entspricht die suggestive, von ihrem Charakter her zur Abstraktion gezwungene Skizze den Vorstellungen des Impressionisten Liebermann. Als der Impressionismus auch in Deutschland zum Gemeingut geworden ist und das Skizzenhafte beziehungsweise Fragmentarische in hoher Gunst steht, sieht auch er gerade in seinen Zeichnungen und Pastellskizzen den Teil seines OEuvres, der seinem Ideal einer unmittelbar aus der sinnlichen Wahrnehmung schöpfenden künstlerischen Form am nächsten kommt.