Renée Sintenis

Stehendes Fohlen – Seele
1932

Renée Sintenis, Stehendes Fohlen – Seele
© VG Bild-Kunst, Bonn

Bronze

14 cm

Signiert mit dem Monogramm am linken Hinterhuf außen

Werkverzeichnis Buhlmann 1987 Nr. 144

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Provenienz

Privatsammlung München

Ausstellungen
  • Galerie Vömel, "Internationaler Kunstmarkt", Köln 1981
  • Brinke und Riemenschneider, "200 Graphiken, Bronzen, Zeichnungen", Hamburg 1981
  • Galerie Pels-Leusden, "Der Anteil der Frau an der Kunst der 20er Jahre", Berlin 1977
  • Haus am Waldsee, "Renée Sintenis – Das plastische Werk, Zeichnungen, Graphik", Berlin 1958
Literatur
  • Ursel Berger/Günter Ladwig (Hg.), "Renée Sintenis – Das plastische Werk", Berlin 2013, Nr. 131
  • Britta E. Buhlmann, "Renée Sintenis – Werkmonographie der Skulpturen", Darmstadt 1987, Nr. 144
  • Brinke & Riemenschneider, "200 Graphiken, Bronzen, Zeichnungen", Ausst.-Kat., Hamburg 1981, Nr. 171
  • Galerie Pels-Leusden, "Der Anteil der Frau an der Kunst der 20er Jahre", Ausst.-Kat., Berlin 1977, Nr. 111
  • Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg, "Katalog der Sammlungen – Bildhauer, Maler", Bd. 2, Recklinghausen 1964, Abb. S. 26
  • Senator für Volksbildung/Haus am Waldsee, "Renée Sintenis – Das plastische Werk, Zeichnungen, Graphik", Ausst.-Kat., Berlin 1958, Nr. 54
  • Hanna Kiel, "Renée Sintenis", Berlin 1956, S. 52
  • Rudolf Hagelstange/Carl Georg Heise/Paul Appel, "Renée Sintenis", Berlin 1947, S. 88
  • Hanna Kiel, "Renée Sintenis", Berlin 1935, S. 74

Mit Leib und Seele formt Renée Sintenis zu Beginn der 1930er Jahre ihre Skulpturen am deutschen Zeitgeschehen vorbei – nicht aber am Geschmack begeisterter Sammler, bei denen die lebhaften Bronzefigürchen Einzug in ganz private Lebensräume erhalten. All dies geschieht, während Deutschland mit wehenden Fahnen in ein epochales Verderben stürzt, die Bevölkerung unter stetig wachsendem Sparzwang seitens der Deflationspolitik Heinrich Brünings verarmt und sich verwahrloste Kinder und Jugendliche zu Rudeln zusammenschließen, »zu denen man nur nach sehr komplizierten Aufnahmezeremonien, zum Teil sadistischer Art, zugelassen [wird]«1, so notiert es ein ebenso berühmter Zeitgenosse der Künstlerin, Harry Graf Kessler, 1932 in seinem Tagebuch. In genau diesen verhängnisvollen Zeiten des Umbruchs hält die bis dato wirtschaftlich sehr erfolgreiche Bildhauerin Renate Alice Sintenis an ihrem beliebtesten Thema fest: der zärtlich stillen Welt der Tiere. In der Zeit vor Hitlers Machtantritt bleibt das Schaffen der Künstlerin jüdischer Großeltern unberührt von den Schüssen, die auf den Straßen knallen, von den Verletzen, die täglich in die Spitale gebracht werden, von den Toten, die zu beklagen sind, von den Menschen, die mit Eintreten des »Diktaturparagraphen«, dem 48. Artikel der Weimarer Verfassung, in einen nicht versiegenden »Blutrausch« verfallen.2 Es wirkt paradox, dass Sintenis so konsequent ein Sujet bedient, das all der Not und all dem Elend so entgegensteht. Nachdem die Künstlerin 1931 als erste weibliche Bildhauerin und zweite Künstlerin überhaupt an die Preußische Akademie der Künste berufen wurde, nur um wenig später, 1933, von den Nationalsozialisten wieder entlassen zu werden, fühlt sie sich wie eine Vertriebene. Die künstlerische Akzeptanz, die sie sich in Zeiten der Weimarer Republik erarbeitet hatte, bekommt Risse. Wie im finanzbedingten Chaos der Krisenjahre findet sie Trost im Modellieren der erlösend gütigen Naturgeschöpfe: »Die Tiere stehen mir näher als die Menschen«, soll die einst so umworbene Künstlerin einmal gesagt haben.

Schon von klein auf übt die Tierwelt, die sie ein ganzes Leben lang begleiten wird, eine große Faszination auf die Künstlerin aus. Neben einzelnen Portraits und Aktdarstel­lungen ist es vor allem die Tierdarstellung – meist von Pferden, Eseln und Hunden – der sich Sintenis mit besonderer Hingabe widmet. Unverstellt und authentisch belebt will sie die ihr so vertrauten Wesen darstellen. Zärtlich erscheinen die Figürchen, deren Leiber sie formt und mit Seele belebt. Stark durchgebildet und präzise ziseliert vermitteln die Fohlen »Leib« und »Seele« (1932) nicht nur in ihrer technischen Ausformulierung die künstlerische Hingabe der Berliner Bohemienne. Voll Anmut und in sich ruhend, eins liegend und eins stehend, zeigen sie auch in ihrem Ausdruck, was die Künstlerin in ihnen sieht – nichts Wesensfremdes, sondern die unverklärte Schönheit, in der sich die Erfüllung des Daseins widerspiegelt.3

1 Harry Graf Kessler, »Tagebücher 1918-1937. Politik, Kunst und Gesellschaft der zwanziger Jahre«, Frankfurt a. M. 2003, S. 665.

2 Carl Misch, »Nicht auf die Spitze!«, in: Vossische Zeitung 310 (1932), o.S.

3 Vgl. Britte E. Buhlmann. »Renée Sintenis. Werkmonographie der Skulpturen«, Darmstadt 1987, S. 39.

Über Renée Sintenis

Die deutsche Bildhauerin Reneé Sintenis wird 1931 als zweite Frau überhaupt in die Preußische Akademie der Künste berufen. Bekannt wurde die Pferdeliebhaberin vor allem für ihre zarten, handlichen Tierplastiken.

Weitere Werke