Emil Nolde

Junge Mutter
1917

Emil Nolde, Junge Mutter

Holzschnitt auf Papier

Darstellung: 21,5 × 15 cm

Signiert

Auflage 12 (nach Noldes Aufzeichnungen)

Werkverzeichnis Schiefler/Mosel/Urban 1996 Nr. H 137 III

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Provenienz

Privatsammlung New York

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "KUNST MACHT GLÜCKLICH", Düsseldorf 2023
  • Galerie Ludorff, "Muse & Modell", Düsseldorf 2014
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke des Expressionismus", Düsseldorf 2011/2012
Literatur
  • Galerie Ludorff, "KUNST MACHT GLÜCKLICH", Düsseldorf 2023, Nr. 04
  • Galerie Ludorff, "Muse & Modell", Düsseldorf 2014, S. 28
  • Gustav Schiefler/Christel Mosel/Martin Urban, "Emil Nolde – Das graphische Werk. Holzschnitte, Lithographien, Hektographien", Bd. II, Köln 1996, Nr. H 137 III

Um die Jahrhundertwende ist der Holzschnitt als künstlerisches Mittel in Deutschland zunehmend in Vergessenheit geraten und dient fast ausschließlich illustrierenden Zwecken. 1903 sieht Ernst Ludwig Kirchner im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg die Originalholzstöcke Albrecht Dürers und entdeckt in der Technik des Holzschnitts eine neue Ausdrucksform für sich und bald auch für seine jungen Künstlerkollegen der „Brücke“. Während Kirchner schon 1904 seine ersten Holzschnitte anfertigt, entstehen Noldes erste Holzschnitte erst im Jahr 1906. Hierzu schreibt Kirchner in der Chronik der „Brücke“: „Seine [Noldes] phantastische Eigenart gab eine neue Note in Brücke, er bereicherte unsere Ausstellungen durch die interessante Technik seiner Radierungen und lernte die unserer Holzschnitte kennen.“1) Nolde eignet sich die neu entdeckte Technik sehr schnell an. Bedingt durch seine Ausbildung und Tätigkeit als Möbelzeichner und Schnitzer ist er mit dem Material Holz schon früh vertraut. „In der Behandlung des Holzes und zum Bestimmen dessen Charakters hatte ich durch meine fünfjährige Beschäftigung im Schnitzen genügend Erfahrung. Ich ließ auch immer gern die verschiedenartige reizvolle Maserung und manchmal die Äste im Drucken mitsprechen […].“2) Binnen kürzester Zeit entstehen so 1906 an die 33 Holzschnitte. Es folgt eine Schaffenspause von vier Jahren und erst 1910 entstehen weitere Holzschnitte. Die Technik, in welcher Nolde nun das Holz bearbeitet, hat sich gegenüber der Schnitte von 1906 völlig gewandelt. Nolde bezieht die Struktur des Holzes, mit seiner von der Natur gegebenen Einzigartigkeit, die individuelle Maserung, die Risse und die Sprünge immer stärker mit ein. Unter dem Eindruck seiner Studien im Berliner Völkerkundemuseum im Jahr 1911 und der prägenden Südseereise 1913/14 gelangt Nolde in den Holzschnitten von 1917 zu einer noch stärkeren Ursprünglichkeit in der Behandlung des Holzes und zu einer weiteren Vereinfachung der Form. „Mit dem Material in der Hand, zwischen den Fingern, entstehen diese Produkte der Naturvölker. Die Ursprünglichkeit des intensiven, oft grotesken Ausdrucks von Kraft und Leben in einfachster Form, das mag es wohl sein, was uns die Freude an diesen Sachen gibt.“3) Diese Ursprünglichkeit schlägt sich in den Holzschnitten von 1917 nun auch im gewählten Bildthema nieder und es entsteht eine herausragende Werkgruppe, die beispielhaft für den expressionistischen Holzschnitt werden soll. Zu dieser Werkgruppe gehört auch unser Blatt „Junge Mutter“. Gestaltet mit nur wenigen Schnitten beschreibt es einen Moment äußerster Intimität. Eine junge Mutter beugt sich hingebungsvoll über ihr neugeborenes Kind und reicht ihm die Brust. Ihre Augen sind verschlossen, liebevoll hat sie ihren linken Arm um das in eine Decke gehüllte Kind gelegt. Die Figuren verschmelzen in innig verbundener Zweisamkeit, welche Nolde durch die weiße Kontur der beiden Figuren betont. Die helle Umrisslinie auf schwarzem Grund wirkt wie ein umhüllender Schein und verleiht der Darstellung etwas Madonnenhaftes. Nolde lässt uns hier an einem der urwesentlichsten aller Gefühle der Menschheit teilhaben, die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.

Anm.:

1) Ernst Ludwig Kirchner zit. in: Magdalena M. Moeller/Manfred Reuther (Hg.), „Emil Nolde – Druckgraphik aus der Sammlung der Nolde-Stiftung Seebüll“, München 1999, S. 15.

2) Emil Nolde, „Mein Leben“, Köln 2008, S. 158.

3) Emil Nolde zit. in: Friedrich Bayl, „Emil Nolde, Holzschnitte“, Feldafing 1957, S. 19.

Über Emil Nolde

Emil Nolde ist ein wichtiger Vertreter des Expressionismus. In seinen Landschaften, ebenso wie in den Blumenbildern, kombiniert er Farbe so radikal wie kaum ein anderer.

Weitere Werke
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