DRAWN WORLD. Zeichnungen von Menzel bis Warhol

14. November 2019 15. Februar 2020

Galerie Ludorff Königsallee 22 Düsseldorf

DRAWN WORLD. Zeichnungen von Menzel bis Warhol

Ob intimer Entwurf, flüchtige Gedankenskizze oder autonomes Werk: Die Zeichnung funktioniert wie kein anders Medium als Seismograf für die künstlerischen Neuerungen in der Kunstgeschichte der vergangenen 150 Jahre. Sie präsentiert sich als unmittelbares und sehr freies Medium, in dem die Künstler neue Ideen umsetzen und ihre ganz individuelle Sichtweise der Welt oft in Sekundenschnelle festhalten.

Die Ausstellung in der Galerie Ludorff setzt zeitlich bei Adolph von Menzel ein, der das Medium für seine frühen Experimente auf dem Feld der Abstraktion bereits im 19. Jahrhundert nutzte. Willkürliche Bildausschnitte und sich vom Gegenstand emanzipierende Linien und Farben sind wesentliche Gestaltungsprinzipien, die den Aufbruch in die Moderne maßgeblich vorzeichnen.

Ein entscheidender Schritt hin zum Verständnis der Zeichnung als autonome, eigenständige Gattung vollzog sich mit dem Durchbruch des Impressionismus im ausgehenden 19. Jahrhundert. Künstler wie Max Liebermann, Lesser Ury oder Lovis Corinth verzichteten auf die Praxis der Vorzeichnung und fingen ihre Motive direkt auf Papier oder Leinwand vor Ort ein. Ihr gesteigertes Interesse an wechselnden Licht- und Witterungssituationen findet in der Zeichnung ihren unmittelbarsten Ausdruck.

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Video zur Ausstellung "Drawn World" in der Galerie Ludorff

Die 15-Minuten-Akte der Brücke sind legendär. Das Ziel der Künstlergemeinschaft um Ernst Ludwig Kirchner war es, das Gesehene möglichst schnell und authentisch zu erfassen. Die Künstler schätzten den ersten Wurf der Zeichnung, die sie als eigentlichen Mittelpunkt ihres Schaffens erachteten und aus der sie dann später Grafik wie auch Leinwandmalereien ableiteten. Neben erstrangigen frühen Zeichnungen von Kirchner zeugen Werke von Erich Heckel und Otto Mueller von der großen Bedeutung der Zeichnung im Expressionismus.

Die Brücke-Gründer waren keine Akademie-Absolventen, sie scherten sich nicht um Technik und Talent. „Unmittelbar und unverfälscht“, so heißt es in ihrem nur zwei Sätze umfassenden Programm von 1906, wollten sie ausdrücken, was sie „zum Schaffen drängt“.

Gunda Luyken, in: "Drawn World. Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Galerie Ludorff 2019

Doch erst mit den radikalen Neuerungen der künstlerischen Nachkriegsavantgarde beginnen sich die Linien vollends vom Motiv zu befreien und zum eigentlichen Gegenstand des künstlerischen Interesses zu werden. Alternative Darstellungsweisen jenseits des rational durchdachten, künstlerischen Konzepts feiern ihren Durchbruch. Eindrucksvolle Papierarbeiten von Emil Schumacher, Karl Otto Götz, Bernard Schultze und Hans Hartung künden von der Freude am Spiel mit der Beschaffenheit des Materials, der Farben und Formen.

Als Gründungsmitglied von „Quadriga“ war Götz maßgeblich an der Entstehung des europäischen Abstrakten Expressionismus beteiligt. "Komposition" (1984) ist beispielhaft für die Technik, die Götz’ spätere Arbeiten ausmacht: Es handelt sich mehrheitlich um Malereien bzw. um dunkle Gouachezeichnungen auf hellem Grund, für die er sich einer schnellen, instinktgeleiteten Arbeitsweise bediente und denen ein gestischer, rasanter Stil eigen ist. Dabei nahm er unter Anwendung einer Kratztechnik immer wieder Teile der Farbe mit einem Spachtel ab, um den Kontrast zwischen hellen und dunklen Bereichen zu verstärken.

Katharine Stout, in: "Drawn World. Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Galerie Ludorff 2019

Drawn World: Zeichnungen von Menzel bis Warhol

Für die Ausstellung wurden Werke von mehr als 40 namhaften, internationalen KünstlerInnen zusammengetragen, die in ihrer Zusammenschau interessante Parallelen aber auch unerwartete Brüche im Einsatz der Linie offenbaren. Durch den weiten zeitlichen Rahmen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute werden die entscheidenden Wegmarken in der Entwicklung der Zeichnung aber auch ihre motivische und technische Bandbreite deutlich.

Zur Ausstellung erscheint ein begleitender Katalog mit Essays von Dr. Gunda Luyken, der Leiterin der Graphischen Sammlung am Museum Kunstpalast Düsseldorf sowie von Katharine Stout, der Vizedirektorin des Institute of Contemporary Arts in London.

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