Kunstforum Ingelheim:
Ernst Ludwig Kirchner. Stationen
April 30 - July 9, 2023
Erstmals wird das künstlerische Schaffen von Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) in einer monografischen Ausstellung im Rahmen der Internationalen Tage in Ingelheim präsentiert. Mit über 90 Werken – Zeichnungen, Aquarellen, Druckgrafik und einigen beispielhaften Gemälden – werden Einblicke in die wichtigsten Stationen eines der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler in Deutschland gewährt.
Für den jungen Künstler, der in Dresden Architektur studiert, ist es zunächst das Atelier, das ihm als Ort der Freiheit Raum für ein ungezwungenes Leben und künstlerisches Schaffen bietet. Hier entstehen die oft auch freizügigen Kompositionen, die das Miteinander der Modelle mit dem Künstler widerspiegeln. Eine wichtige Rolle zwischen den kleinen, intimen Darstellungen und den Gemälden spielen dabei großformatige Zeichnungen, mit denen Kirchner bildmäßige Kompositionen schafft.
Bereits vor seinem Umzug nach Berlin 1913 verändert sich Kirchners Stil, weg von der fließenden Linie hin zu einer kantigeren Bildsprache. Diese kommt ihm bei den Berliner Straßenszenen entgegen, in denen er auf ungewöhnliche Weise die Beziehungen zwischen Kokotten und ihren Freiern beobachtet.
Mit den Aufenthalten auf der Ostseeinsel Fehmarn, vor allem 1913 und 1914, eröffnet sich für den Künstler die ersehnte Einheit von Mensch und Natur, die miteinander verschmelzen. Das manchmal raue Wetter und das Treiben der Badenden inspirieren Kirchner zu einer großen Anzahl von Zeichnungen und Druckgrafiken, die zum wichtigsten Teil seines gesamten Schaffens zählen.
Eingezogen als Soldat im Ersten Weltkrieg stürzt Kirchner in eine schwere psychische Krise, die eine Zäsur in seiner Kunst darstellt. Als Patient in Sanatorien in Berlin, Königstein und Kreuzlingen dokumentiert er in Selbstbildnissen seine desolate innere Verfassung. Symbolhaft dafür ist auch die Folge der farbigen Holzschnitte zu Adalbert von Chamissos „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ zu sehen.
Mit dem ersten Aufenthalt in Davos beginnt für Kirchner 1917 eine neue Lebenswelt. Zunächst an Armen und Beinen gelähmt, beobachtet er, umgeben von der monumentalen Bergwelt, das einfache Leben seiner Nachbarn. Fernab vom Kunstgeschehen findet Kirchner zu neuer Schaffenskraft, die das Naturerlebnis und die ihn umgebenden Menschen miteinander verbindet.
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