Lotte Laserstein

Mar 23 Apr 29, 2023

Düsseldorf

Lotte Laserstein. Lotte Laserstein

Unter dem Titel "Lotte Laserstein - Im Bild. Portraitistin einer neuen Neuen Sachlichkeit" zeigt die Galerie Ludorff vom 23. März bis 29. April 2023 in einer großangelegten Einzelausstellung Werke der deutsch-schwedischen Ausnahmekünstlerin Lotte Laserstein.

Die Ausstellungseröffnung wird am Donnerstag, den 23. März 2023 von 19 bis 21 Uhr stattfinden.
Wir freuen uns über Ihren Besuch!

ZUR KÜNSTLERIN

Lotte Laserstein ist eine Malerin der „verlorenen Generation“, die zwischen den beiden Weltkriegen ihren Durchbruch hatte und nach 1945 in Deutschland kaum mehr wahrgenommen wurde. Nach dem Studium an der Akademischen Hochschule für Bildende Künste in Berlin begann ihre Karriere spätestens 1931 mit ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt (Berlin) und der Teilnahme an der Großen Berliner Kunstausstellung im Schloss Bellevue.
Ab 1933 erschwerten ihr die Nationalsozialisten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zunehmend die Arbeit und machten sie schließlich unmöglich. Im Jahr 1937 emigrierte sie nach Schweden, wo sie bis zu ihrem Tod 1993 lebte.

Im Jahr 2003 wurde ihr Werk im Verborgenen Museum (Berlin) zum ersten Mal umfassend der Öffentlichkeit präsentiert. Unter dem Titel „Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht“ folgten 2018/19 in Zusammenarbeit des Städel Museum und der Berlinischen Galerie Museumsausstellungen in Frankfurt und Berlin.
Ihre eindrucksvollen Portraits zeigen das Bild der modernen Frau. Stilistisch bewegt sie sich zwischen Realismus und Neuer Sachlichkeit, wobei gerade der Vergleich mit letzterer die Eigenständigkeit ihres Realismus unterstreicht.

Im Jahr 2003 wurde ihr Werk im Verborgenen Museum (Berlin) zum ersten Mal umfassend der Öffentlichkeit präsentiert. Unter dem Titel „Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht“ folgten 2018/19 in Zusammenarbeit des Städel Museum und der Berlinischen Galerie Museumsausstellungen in Frankfurt und Berlin.
Ihre eindrucksvollen Portraits zeigen das Bild der modernen Frau. Stilistisch bewegt sie sich zwischen Realismus und Neuer Sachlichkeit, wobei gerade der Vergleich mit letzterer die Eigenständigkeit ihres Realismus unterstreicht.

Lotte Laserstein, Madeleine im blauen Stuhl, um 1940, Öl auf Papier, 60 x 40 cm

Lotte Laserstein, Traute Rose im Abendkleid, ca. 1932-35, Öl auf Japanpapier

Zum Portrait von Traute Rose

Bereits während ihres Studiums lernte Lotte Laserstein die sechs Jahre jüngere Gertrude (Traute) Süssenbach kennen, ebenfalls angehende Malerin und Fotografin. Diese junge, attraktive und selbstbewusste Frau mit Kurzhaarschnitt und großem schauspielerischen Talent wurde bald Lasersteins Lieblingsmodell und ihre lebenslange Freundin. Nach Dafürhalten Lotte Lasersteins verkörperte Traute Rose - wie sie sich ab 1933 nach ihrer Hochzeit mit dem Schriftsteller Ernst Rose nannte - jene neue, gestaltende Frau in der Großstadt par excellence: emanzipiert, modisch, selbstbewusst, sportlich, weltläufig. Rückblickend erinnert Traute Rose die erste Begegnung mit Lotte Laserstein folgendermaßen: „Wir lernten uns bei den Quäkern kennen, wo ich für die Studentenversorgung arbeitete. Lotte L. sprach mich an, ob ich nicht Modell für sie sitzen wollte. Da ich mich schon immer sehr für Kunst interessiert und alle großen Ausstellungen besucht hatte, war ich natürlich begeistert, auf diese Art der Kunst näher zu kommen […].“

Lotte Laserstein, Der grüne Hut, Mitte 1940er Jahre, Öl auf Japanpapier, 45 x 63 cm

Neben Jeanne Mammen (1890 - 1976) war Lotte Laserstein eine der wenigen Malerinnen, die die Neue Frau auf die Leinwand brachten; jenen modernen, kosmopolitischen Frauentypus der Großstadt, so wie er zu jener Zeit in Paris, London und eben auch in Berlin im Straßenbild zu finden war. Aber im Gegensatz zu den Werken ihrer männlichen Kollegen, die die neusachliche Frau der späten Weimarer Zeit darstellten – man denke an Otto Dixʼ Portrait von der „Schriftstellerin Sylvia von Harden“ (1926) mit Monokel an einem Caféhaustisch sitzend, George Groszʼ „Lotte in grünem Kleid“ (1926) oder Christian Schads Portraits „Lola“ (1928), „Sonja“ (1928) oder „Maika“ (1929) –, fehlt Lasersteins Portraits jenes entfremdete Moment der Identitätssuche in einer anonymen Massengesellschaft beziehungsweise jenes überzeichnete, fast schon karikatureske Bild der emanzipierten Frau. In Lasersteins Bildern spiegeln sich vielmehr die Lebenslust, das Selbstbewusstsein und die Individualität der Portraitierten wider. Und im Gegensatz zu den Darstellungen ihrer Malerkollegen Dix, Grosz oder Schad haben Lasersteins Neue Frauen nichts Kapriziöses oder Frivoles.

REPRESSIONEN UND EXIL

REPRESSIONEN UND EXIL

Auf dem Höhepunkt ihres künstlerischen Schaffens bekam Lotte Laserstein die Veränderungen, die mit der Machtübernahme Adolf Hitlers einhergingen, unmittelbar zu spüren. Hieß es noch Ende 1929 in einer Berliner Tageszeitung: „Lotte Laserstein – diesen Namen wird man sich merken müssen. Die Künstlerin gehört zu den allerbesten der jüngeren Generation. Ihr glanzvoller Aufstieg wird zu verfolgen bleiben“, veränderten sich schlagartig ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen. Nach Maßgabe der „Nürnberger Gesetze“ wurde Laserstein, trotzdem sie protestantisch getauft war, zur „Dreivierteljüdin“ erklärt und erhielt bereits ab 1934 Ausstellungsverbot. Ihre seit 1929 bestehende Mitgliedschaft im Vorstand des Vereins der Berliner Künstlerinnen wurde ihr gekündigt, und aufgrund ihrer Nichtmitgliedschaft in der Reichskulturkammer hatte sie keinen Anspruch auf den Erwerb von Künstlerbedarf wie Pinsel, Leinwand oder Ölfarbe. Ihre seit 1927 betriebene private Malschule, zunächst in ihrem Berliner Atelier in der Friedrichsruher, dann in der Nachod- und schließlich in der Jenaer Straße, musste sie 1935 aufgeben.
Um den Broterwerb und die künstlerische Anerkennung gebracht, blieb ihr als einziger Ausweg die Emigration. Die Chance dazu erhielt sie 1937 als ihr eine Werkschau ihrer Arbeiten in Schweden angeboten wurde. Neben den 57 Bildern, die in der Galerie Moderne in Stockholm gezeigt wurden, nahm Laserstein alle in ihrem Besitz befindlichen Bilder mit ins Exil, denn ihr war schon vor ihrer Reise nach Stockholm klar, dass sie nicht nach Deutschland zurückkehren werde.

Um den Broterwerb und die künstlerische Anerkennung gebracht, blieb ihr als einziger Ausweg die Emigration. Die Chance dazu erhielt sie 1937 als ihr eine Werkschau ihrer Arbeiten in Schweden angeboten wurde. Neben den 57 Bildern, die in der Galerie Moderne in Stockholm gezeigt wurden, nahm Laserstein alle in ihrem Besitz befindlichen Bilder mit ins Exil, denn ihr war schon vor ihrer Reise nach Stockholm klar, dass sie nicht nach Deutschland zurückkehren werde.

Die Emigration Lotte Lasersteins und der damit einhergehende Verlust ihrer Familie und den FreundinnenFamilie, Freundinnen und Freunden wirkten sich durchaus auf das künstlerische Schaffen aus. In einem Brief nach Kriegsende schreibt Lotte Laserstein an die in Deutschland gebliebene Vertraute Traute Rose: „Ich habe das Gefühl, daß das Leben vorbei ist, das, was ich Leben nenne. Ich bin nicht mehr neugierig auf das, was noch kommen könnte.“
In der Tat war der Neuanfang in Schweden überaus schwierig. Die Bemühungen, ihre Mutter Meta (1867–1943) und die jüngere Schwester Käthe (1900–1965) zu sich zu holen, scheiterten. Zudem drohte ihr nach mehreren befristeten Touristenvisa die Ausweisung. Obwohl sie sich mit ihrem durch die Nationalsozialisten aufoktroyierten „Jüdischsein“ schwertat und nie die Nähe zu einer jüdischen Gemeinde gesucht hatte, nahm Lotte Laserstein 1938 Kontakt zum Jüdischen Hilfskomitee in Stockholm auf. Dieser für sie sicherlich nicht leichte Schritt sollte sich jedoch als lebensrettend erweisen, denn durch Vermittlung des Jüdischen Hilfskomitees erhielt Laserstein Malaufträge.

Lotte Laserstein, Der Regisseur Jura Tamkin (Jury Fränkel), 1945, Öl auf Karton, 100 x 69 cm

„Die ganzen Jahre habe ich vom Porträtmalen gelebt. Das ist nicht immer leichtes Brot […], aber es macht mir ja immer wieder Freude. Und ich habe ja das unverdiente Glück gehabt, nicht nur gerettet zu sein, sondern in meiner Arbeit fortfahren zu können. Nicht in der ruhigen Intensität wie damals in unserer Zeit. Aber doch.“

Lotte Laserstein, Junge Frau mit Violine, frühe 1940er Jahre, Öl auf Hartfaser, 103 x 61 cm

In jenen Jahren fertigte sie neben Auftragsarbeiten auch eine Reihe von Portraits von Freunden und Bekannten an, die ebenso in Schweden im Exil lebten, beispielsweise „Der Regisseur Jura Tamkin (Jury Fränkel)“ oder auch die namenlose „Junge Frau mit Violine“ (gemalt Anfang der 1940er Jahre).
Der entpersonifizierte Titel der ,jungen Frau mit Violine‘ verweist exemplarisch auf das Schicksal der vielen aus dem deutschen Einflußgebiet Geflohenen. Die eher düstere Farbgestaltung des Bildes und der regungslose Gesichtsausdruck der Portraitierten deuten auf die schwierige, zuweilen resignierte Verfassung vieler Schicksalsgenossen, die heimatlos und in prekärer wirtschaftlicher und existenzieller Lage auf das Wohlwollen der Aufnahmeländer angewiesen waren.

DAS KÜNSTLERISCHE SELBSTPORTRAIT

Ihre Selbstportraits im Exil, das längst zur neuen Heimat geworden war, zeigen Lotte Laserstein in einer selbstreferenziellen Erkundung der neuen Lage. Der Blick in den nicht sichtbaren Spiegel der sich selbst Portraitierenden („Selbstportrait mit Palette, Pinsel und angeschnittener Figur“, 1962), geht einher mit dem direkten Blickkontakt der Künstlerin mit dem das Bild betrachtenden Gegenüber.

Lotte Laserstein, Selbstportrait mit Palette, Pinsel und angeschnittener Figur, 1962, Öl auf Hartfaser, 81 x 59 cm

Die in der rechten Bildhälfte befindliche Person ist hier sekundär, schmückendes Beiwerk einer nicht vereinsamten Künstlerin, und wird nur in einem kleinen Ausschnitt – Hände ein Papier haltend – dargestellt. Lotte Laserstein scheint angekommen zu sein in ihrer, nicht freiwillig gewählten, neuen Heimat Schweden. Die Suche nach der eigenen Identität im Exil, aber auch die Suche nach Anerkennung als Künstlerin in einer zunächst fremden Umgebung, scheinen sich in ihrer Arbeit als Künstlerin wiedervereinigt zu haben; ganz im Sinne ihres früh formulierten Credos „Ich werde meinem Leben der Kunst widmen“.

Lotte Laserstein, Alter Mann mit kleinem Kind auf dem Schoß, 1932, Öl auf Holz, 65,5 x 50 cm

DIE INTERNATIONALE WIEDERENTDECKUNG

Zwischen 1969 und ihrem Todesjahr 1993 ist Lotte Laserstein fast in jedem Jahr mit mindestens einer öffentlichen Präsentation ihrer Werke in ihrer Wahlheimat Kalmar und anderen schwedischen Städten vertreten. Ein Journalist verlieh ihr den Ehrentitel „Grand Old Lady der Malerei“, eine Bezeichnung, die sie mit Wohlwollen akzeptierte, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Kommentaren. So bemerkte sie im Jahr 1980, da war sie bereits über 80 Jahre alt, dass sich manche Kritiker weniger für ihre Kunst als vielmehr für ihr Alter zu interessieren schienen: „Als ob Tizian nicht fast 100 geworden wäre“ kommentierte sie spöttisch.

Die internationale Wiederentdeckung

Zwischen 1969 und ihrem Todesjahr 1993 ist Lotte Laserstein fast in jedem Jahr mit mindestens einer öffentlichen Präsentation ihrer Werke in ihrer Wahlheimat Kalmar und anderen schwedischen Städten vertreten. Ein Journalist verlieh ihr den Ehrentitel „Grand Old Lady der Malerei“, eine Bezeichnung, die sie mit Wohlwollen akzeptierte, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Kommentaren. So bemerkte sie im Jahr 1980, da war sie bereits über 80 Jahre alt, dass sich manche Kritiker weniger für ihre Kunst als vielmehr für ihr Alter zu interessieren schienen: „Als ob Tizian nicht fast 100 geworden wäre“ kommentierte sie spöttisch.
Internationale Aufmerksamkeit erhielt sie noch zu Lebzeiten eher durch einen Zufall. In London, jener Stadt, in die Erich Wolfsfeld ins Exil gegangen war, sollte 1987 eine Ausstellung zu seinem Lebenswerk vorbereitet werden. Aus diesem Grunde besuchte die damalige Kuratorin Caroline Gee (damals noch Caroline Stroude) die einstige Berliner Meisterschülerin von Wolfsfeld in Schweden, um sie über ihren Lehrer zu befragen. Als die Kuratorin in der Wohnung Lasersteins deren eigene Werke sah, war sie derart elektrisiert, dass sie Laserstein unmittelbar zusagte, auch für sie eine Ausstellung in London auszurichten. Es kam dann 1987 zu zwei Ausstellung mit den Werken von Erich Wolfsfeld und Lotte Laserstein und damit einer ersten Werkschau von Bildern des Meisters und dessen Meisterschülerin in der Agnew’s und The Belgrave Gallery in London. Lotte Laserstein wohnte mit ihrer Freundin Traute Rose der Ausstellungseröffnung von „Lotte Laserstein. Paintings and Drawings from Germany and Sweden, 1920–1970“ bei. Diese Präsentation ihrer Bilder aus der Schaffensperiode zwischen ihrem 22. und 72. Lebensjahr führte zum internationalen Durchbruch und einer glanzvollen Wiederentdeckung dieser einzigartigen Künstlerin. Lotte Laserstein bemerkte dazu süffisant: „,Zu spät …‘. Aber sie lachte dabei.“

WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE IN UNSEREM BEGLEITENDEN AUSSTELLUNGSKATALOG, DEN SIE AB AUSTELLUNGSBEGINN BEI UNS ERWERBEN KÖNNEN

About Lotte Laserstein

Lotte Laserstein (1898-1993) is a painter of the “lost generation”, who had her breakthrough between the two world wars and was no longer recognized in Germany after 1945.
After studying at the Akademische Hochschule für Bildende Künste in Berlin, her career took off in 1931 with her 1st solo …