Christian Awe
swinging
2013
Acrylic and spray paint on canvas
220 × 180 cm / 86 5/8 × 70 7/8 in
verso signed, dated and titled
The artist's studio
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Herbst 2024, Düsseldorf 2024
- Galerie Ludorff, "Christian Awe. Amour Fou", Dusseldorf 2014
- Galerie Ludorff, "Christian Awe. Amour Fou", Dusseldorf 2014, S. 51
Einen ersten und letzten Blick gibt es bei Christian Awes Bildern nicht. Der Künstler versteht es, die Betrachtenden mit einer Vielfalt von unterschiedlichen Techniken, Mustern und Farben für sich zu vereinnahmen. Dem Auge wird nur wenig Ruhe gegönnt. Der Blick wandert automatisch und entdeckt immer wieder neue Details, abstrakte Sprünge und figurative Reminiszenzen. Awe erarbeitet sich seine Gemälde, indem er die Farben in mehreren Schichten übereinander sprüht, schüttet, malt und spritzt. In Zwischenschritten trägt er einzelne Partien wieder ab, um darunterliegende Malschichten wie ein Archäologe freizulegen.
Trotz ihrer zunächst chaotischen Anmutung sind die Werke das Ergebnis eines langwierigen Prozesses – eines geplanten Hinzufügens und Abtragens – welcher der dynamischen, fast spontanen Wirkung der Bilder kontrastierend entgegenzustehen scheint. Manche Zwischenschritte hält Awe fotografisch fest, damit er über die Details verborgener Schichten informiert bleibt und auf diese Weise seine Eingriffe sehr präzise planen kann. Das minutiöse Entfernen der Farbschichten erfolgt dann sorgsam mit einem Skalpell per Hand, um die darunterliegenden Schichten nicht zu zerkratzen. Durch die Öffnungen in der Oberfläche erhalten die Arbeiten eine nahezu plastische Tiefe, die durch die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Maltechniken noch verstärkt wird.
Eine genaue Verortung der einzelnen Malprozesse fällt schwer. Was wurde wann aufgetragen? Welche Malschicht ist zuerst, welche zuletzt entstanden? Letztlich zeugt das Resultat von der Gleichzeitigkeit der Dinge, alles lässt sich ständig neu entdecken. Einmal Gesehenes vergisst sich in Anbetracht des Formenreichtums, um ständig erneut betrachtet werden zu wollen. Durch diese Anmutung eröffnet Awe einen Dialog, in dem die Malerei als Objekt im Umfeld von zeitgenössischen Medien, wie der Fotografie oder der digitalen Kunst, ihre Relevanz unterstreicht.