Lyonel Feininger
Merry XMas
1954
Watercolour, Indian ink and gold paint on paper
12.4 × 20.6 cm / 4 7/8 × 8 1/8 in
Signed, dated and titled "MERRY XMAS!"
Registered in the archive of the Lyonel Feininger Project LLC New York/Berlin as no. 1681-01-22-20
Certificate of Authenticity by Achim Moeller, Managing Principal of the Lyonel Feininger Project LLC, New York/Berlin
Private Collection Germany
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2021", Düsseldorf 2021
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2021", Düsseldorf 2021, S. 16
»Frohe Weihnachten«, wünschen uns die drei bunten Gestalten dieser hübschen, kleinen Papierarbeit. Fröhlich blicken sie uns aus dem Bild heraus an, den Arm teils zum Gruß erhoben.
Der deutsch-amerikanische Künstler Lyonel Feininger hat diese lustigen kleinen manikins, von ihm liebevoll auch spooks, ghosties, Mysterious Pete’s, grotesques oder little people genannt, häufig an Familienmitglieder und Freunde zu besonderen Gelegenheiten oder als persönliches Souvenir in Gedenken an ein Zusammentreffen verschenkt.1 Teilweise geben die Titel Aufschluss über die Geschichte hinter den Bildern oder, wie in unserem Werk »Merry Xmas« (1954), über den Anlass.
Die kronenartige Kopfbedeckung der kleinen Gestalten lässt vermuten, dass es sich hierbei um die Drei Weisen aus dem Morgenland handelt, die dem Betrachter bzw. dem von Feininger Beschenkten eine frohe Weihnacht wünschen. Die Gewänder der dargestellten Figuren sind in den drei Grundfarben Rot, Blau und Gelb eingefärbt und sind Ausdruck der großen Freude des Künstlers über den Anlass.
Feininger entwickelt auch auf diesem Blatt zunächst das für seine Aquarelle so typische Grundgerüst an Tuschelinien, mit denen er die Figuren herausbildet. In diese schreibt er die leuchtenden Farben dann mit großer Heiterkeit ein. Der erfahrene Feininger zeigt hier sehr deutlich seine meisterliche Hand, mit der er die Figuren aus seiner Phantasiewelt auf das Papier überträgt. Während die Linien so leicht und locker hingeworfen erscheinen, sind sie das Ergebnis einer sehr routinierten und sicheren Arbeitsweise, die von hauchdünnen Bleistiftlinien ausgeht und von seiner großen, lebenslangen Hingabe zur Zeichnung zeugen.
Schon zu Beginn seiner künstlerischen Karriere an der Allgemeinen Gewerbeschule in Hamburg und später an der Königlichen Kunstakademie in Berlin tastet sich Feininger zeichnend an die Welt heran. Nach seinem Studium entwirft Feininger Comics und Karikaturen für diverse amerikanische und deutsche Zeitungen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Bereits hier erkennt man seine humoristische Note, die sich noch Jahre später in seinen Darstellungen der Ghosties wiederfinden lässt.
1 Vgl. Ulrich Luckhardt; Martin Faass, »Lyonel Feininger, Die Zeichnungen und Aquarelle«, Köln 1998, S. 225.