Fritz Winter

Rot und Grün
1967

Fritz Winter, Rot und Grün
© VG Bild-Kunst, Bonn

Öl auf Leinwand

60 × 70 cm

Signiert und "67" datiert sowie rückseitig signiert, datiert und betitelt

Werkverzeichnis Lohberg 1986 Nr. 2587

Ich möchte über neue Werke von Fritz Winter informiert werden.

Möchten Sie ein ähnliches Werk verkaufen? Sprechen Sie uns an!

Provenienz

Privatsammlung Österreich

Ausstellungen
  • Heinrich Neuy Bauhaus Museum, "Fritz Winter- Ingrid Kreytenberg", Steinfurt-Borghorst 2015
Literatur
  • Gabriele Lohberg, "Fritz Winter, Leben und Werk", München 1986, Nr. 2587

Bereits in den späten fünfziger Jahren vollzieht sich im Schaffen von Fritz Winter eine entscheidende und für sein folgendes Œuvre prägende Entwicklung, die im darauf folgenden Jahrzehnt schließlich zur vollen Entfaltung gelangt: das Primat der Farbe. „Diese Bilder, die in so großer Eindringlichkeit und Sparsamkeit der Mittel vor uns stehen, setzen wie in einer Summe das Werk der zurückliegenden Jahrzehnte voraus. Was sich auf dem Wege seit dem Anbeginn gewandelt hat, ist in der Notwendigkeit eigenen Wachsens, in der Fülle künstlerischer Erkenntnisse begründet. Es gibt in diesem Bereich keine lineare Entwicklung, wohl aber Konsequenz des eigenen Tuns, das von Stufe zu Stufe neuen Abenteuern ausgesetzt ist. Das bedeutet für Winter, dessen Werk immer in der Spannung von Abstraktion und Einfühlung, Konstruktion und Ausdruck, Natur und reiner Form steht, zugleich Antrieb und Fortgang.“1)

Ein prägnantes Beispiel dafür stellt unser Gemälde „Rot und Grün“ dar, welches 1967 entstanden ist. Die Komposition wird hier ausschließlich von Farbbändern und -balken bestimmt. In unregelmäßiger Form und Breite erstrecken sie sich im horizontalen und vertikalen Verlauf, ähnlich einer grobmaschigen Netzstruktur, über die gesamte Bildfläche. Die Farbkomposition baut auf den beiden Komplementärfarben Rot und Grün auf. Dabei variiert Winter in unterschiedlichen Abstufungen den jeweiligen Farbwert. Das Spektrum reicht von hellen bis hin zu kühlen, dunklen Farben und auch die Farbqualitäten sind differenziert ausgeführt und bewegen sich zwischen stumpf und leuchtend. Winter verzahnt die einzelnen Farbbänder miteinander, so dass sie in einem wechselseitigen Beziehungsgeflecht aneinander gebunden sind. Dadurch löst er diese aus der Fläche heraus und erzielt eine räumliche Tiefenwirkung. Die Balken dringen einerseits vor und weichen an anderer Stelle wieder zurück und charakterisieren den Raum somit als in ständiger Bewegung befindlich.

„Ich bin selbst an die Natur gebunden, aber nicht an ihre Formen, denn in dem was ein Gegenstand ist, stecken die unendlichen Kräfte, die den Gegenstand zur Gestalt werden lassen“2), umschreibt Winter die eigene künstlerische Position. Sein Schaffen beruht auf dem konzeptionellen Grundgedanken, die persönlich erlebte Realität in die autonome, uneingeschränkte Bildwirklichkeit zu überführen.

Die Auseinandersetzung mit der farb- und formspezifischen Gestaltung von Fläche und Raum führt Winter in diesem Zusammenhang zu den so genannten Farbraummodulationen. Die Ambivalenz zwischen dem tiefenräumlichen Wirkungsaspekt der Farbe und der Flächigkeit der Leinwand ist der Ausgangspunkt dieser Arbeiten, welche von der Auffassung getragen werden, dass die Farben nicht aus einer objektiven Regelhaftigkeit, sondern nur aus dem Verhältnis zueinander abzuleiten und aufgrund der jeweiligen Farbrhythmik zu begreifen sind.3) In dem Gemälde „Rot und Grün“ setzt Winter dies ganz konsequent und eindrucksvoll um.

Die Grenzen des Erfahrbaren immer neu zu definieren, weiter zu stecken und diese in der bildnerischen Ordnung erlebbar bzw. sichtbar zu machen, dies ist das erklärte, künstlerische Ziel Fritz Winters, der damit zur Entdeckung von noch Unbekanntem in der Kunst aufbricht.

Über Fritz Winter

Fritz Winter zählte schon zu Lebzeiten zu den bedeutendsten Nachkriegskünstlern Deutschlands. Er entwickelte eine eigenständige, abstrakte Formensprache, die in klassisch ausgewogenen Bildkompositionen stets einen übergeordneten Bezug zur Natur offenbart.

Weitere Werke