Hermann Max Pechstein

Zwei Kutter im Hafen von Leba
1922

Hermann Max Pechstein, Zwei Kutter im Hafen von Leba
© Pechstein Hamburg / Tökendorf

Öl auf Leinwand

81 × 100 cm

Signiert und datiert sowie rückseitig nochmals auf dem Keilrahmen signiert und "1. Fischkutter" sowie "Berlin W. 62 Kurfürstenstr. 123" bezeichnet

Entstanden in Leba, Pommern

Werkverzeichnis Soika 2011 Nr. 1922/23

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Provenienz

Galerie Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf (1959); Privatsammlung Rheinland

Literatur
  • Aya Soika, "Max Pechstein, Das Werkverzeichnis der Ölgemälde, 1919-1954, Bd. II", München 2011, Nr. 1922/23

Bereits seit den Anfängen von Pechsteins künstlerischem Schaffen um 1907, nehmen Landschaftsdarstellungen in seinem Œuvre einen großen Stellenwert ein. Auffallend häufig finden sich hier Küsten-, Ufer und Hafenlandschaften, manchmal vollkommen naturbelassen und entvölkert, oft belebt von Fischerbooten, Kuttern, Kähnen und anderen Schiffen, Matrosen oder Fischern mit ihren Familien. Seine Liebe zum Meer und zum Ursprünglichen wird in vielen seiner Äußerungen deutlich. So schreibt er rück­blickend; »Ich zeichnete und malte die Dünen, das Meer, die Wellenlinien […] die rudernden, gegen die Elemente ankämpfenden, über den Strand trottenden, Netze flicken­den […] Fischer und ihre Frauen […] die ruhenden Kähne mit ihren steilen Masten, Wolken und Sturm.«1

Ist es zunächst die an der Ostsee gelegene Ortschaft Nidden mit ihrer unberührten Natur, aus der Pechstein in zahlreichen Aufenthalten seine inspirative Kraft zieht, so zwingen ihn die Resolutionen des Versailler Vertrages 1919 dazu, sich auf die Suche nach einer neuen Arbeitsstätte zu begeben. Anfang der 1920er Jahre entdeckt der Expressionist und »Brücke«-Maler so das in Ostpommern gelegene Badeörtchen Leba für sich. In zahlreichen farbgewaltigen Landschaftsgemälden, verewigt er hier in der Zeit von 1921 bis 1945 das alltägliche Leben und die Schönheit der Gegend.

Während das Aquarell »Abendstimmung« (Abb. S. 67) von 1921 noch den Strand von Nidden bei rauer und aufgepeitschter See zeigt, so vermitteln uns die beiden Werke »Landschaft mit Kirche« (Abb. S. 69) und »Zwei Kutter im Hafen von Leba« einen guten Eindruck von Pechsteins neuem Domizil. Auf dem Ersten Bild erkennt man eine der Straßen und die Kirche der pommerschen Kleinstadt. Das Zweite Bild zeigt den Hafen des Städtchens mit zwei am Ufer vertäuten Fischkuttern. Hier lassen sich im Hintergrund Bäume und einzelne Häuser erkennen. Überfangen wird die Szenerie von einem blauen Himmel, welcher sich, lediglich getrübt von ein paar vorbeiziehenden Wolken, in dem stillen Wasser unter den Booten wiederspiegelt. Obwohl die verwendeten Farben eher kühl anmuten, so strahlt das Bild dennoch die idyllische und harmonische Atmosphäre eines lauen Sommerabends aus.

Farbe und Licht spielen in Pechsteins Werken grundsätzlich eine essentielle Rolle. »Ich sog mich voll Licht und Farbe in der von den Menschen nicht verdorbenen Natur«2, beschreibt er seine Begeisterung für das klare Licht und die Intensität der Farben während seiner regelmäßigen Sommeraufenthalte am Meer. Diese intensive Wahrnehmung der landschaftlich unberührten Natur sowie der atmosphärischen Bedingungen seines Umfelds, setzt er meist im Freien und unmittelbar vor dem Motiv malend und zeichnend um. Schnell fällt hierbei auf, worauf der Fokus seines künstlerischen Schaffens gerichtet ist. Wie auch den anderen »Brücke«-Malern, geht es dem Künstler auf seiner sehnsuchtsvollen Suche nach dem Elementaren und Naturbelassenem insbesondere darum, das Leben in all seiner Ursprünglichkeit darzustellen. Leba symbolisiert für ihn in diesem Sinne eine Art Zufluchtsort vor dem hektischen und technisierten Großstadtleben in Berlin. Abseits der Hauptstadt verwirklicht sich in den faszinierenden Landschaften und in dem oft einfachen Leben der Einheimischen seine Vision von Ursprünglichkeit und Authentizität.3

1 Max Pechstein, »Erinnerungen« (Nachdruck der Ausgabe Wiesbaden 1960), Stuttgart 1993, S. 37.

2 Maren Welsch, »Keitel- oder Kurenkahn, Yacht und Dampfer. Schiffe und Meer in den Bildern von Max Pechstein«, in: Aya Soika (Hg.), »Hermann Max Pechstein – Ein Expressionist aus Leidenschaft«, Ausst.-Kat., München 2010, S. 112.

3 Vgl. Ina Ewers-Schultz, »Urtümliches Leben kugelt förmlich aus dem Rahmen«. Utopie und Wirklichkeit. Zur künstlerischen Bedeutung von Pechsteins Reisen.«, in: Ina Ewers-Schultz (u.a.), »Max Pechstein auf Reisen. Utopie und Wirklichkeit«, Ausst.-Kat., Stade/Zwickau/Würzburg 2013, S. 112.

Über Hermann Max Pechstein

Der Expressionist Hermann Max Pechstein war Mitglied der „Brücke“, Mitbegründer der Neuen Secession in Berlin. Typisch für Pechstein sind seine leuchtenden Farben, die er in seinen Gemälden und seinen Arbeiten auf Papier in einem spannenden Kontrast zueinander auf den Malgrund setzt.

Weitere Werke