Klaus Fußmann

Stillleben mit Tuch
1974

Klaus Fußmann, Stillleben mit Tuch
© Klaus Fußmann

Öl auf Leinwand

80 × 86,5 cm

Signiert und datiert

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Provenienz

Atelier des Künstlers; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "40 Jahre 40 Meisterwerke", Düsseldorf 2015
  • Baukunst-Galerie, "Klaus Fussmann. Ölbilder, Gouachen, Druckgraphik", Köln 1975
Literatur
  • Baukunst-Galerie, "Klaus Fussmann. Ölbilder, Gouachen, Druckgraphik", Ausst.-Kat., Köln 1975, Abb. S. 23

Ich erinnere mich an ein Treffen mit unserem Lehrer Klaus Fußmann Mitte der neunziger Jahre in der HdK, das montags im Semester stattfand. Wir stellten ihm unsere neuen Werke vor, die er kritisch kommentierte, wenn man es wünschte. Klaus Fußmann war, seit ich ihn kenne, sehr großzügig und lud alle Studenten seiner Klasse zum Essen ein. Zwei von uns gingen zum nahegelegenen Supermarkt und kauften Baguette, Käse, Oliven, Bier und Wein ein. Es wurde gut gegessen und dann diskutierten wir über Kunst. Oft bis spät in die Nacht. Über Gerhard Richter, Balthus, Pierre Bonnard und über die damalige Corinth-Ausstellung in der Alten Nationalgalerie, die wir auf keinen Fall verpassen dürften. Als sich Klaus Fußmann dann vom Tisch erhob, um zu gehen, hielt er kurz inne, betrachtete die Reste des Abendessens und meinte zu der Ansammlung von Flaschen, Gläsern und Tellern: „Das müsste man jetzt malen!“.

Fußmanns Stillleben aus den Siebzigern sind solche zufälligen Ensembles von alltäglichen Dingen auf einem Tisch oder am Fenster. Sie sind nicht arrangiert, sondern zeigen eine vorgefundene Alltagsszene, die eine besondere Atmosphäre umgibt, die eine Aura besitzt und als Bild funktioniert. Das Stillleben mit Tuch gehört sicherlich zu jenen Bildern, die mich Anfang der neunziger Jahre dazu motiviert haben, bei Klaus Fußmann zu studieren. Sie waren für meine künstlerische Entwicklung von essentieller Bedeutung.

Wie elegant-lässig das rosa-violettfarbene Tuch mit leichtem Faltenwurf über der Tischkante liegt und den Farbklang sowie das Zentrum des Bildes dominiert. Das Blumenmuster des Tuchs ist nur zu erahnen. Oder sind es Farbspuren auf dem Arbeitskittel des Malers, die zufällig einem Blumenmuster gleichen und auf einen zurückliegenden Arbeitsprozess hindeuten? Die Materialität, d.h. die Farbstruktur sowie die Vergänglichkeit des Moments waren Klaus Fußmann besonders wichtig. Davon hat er bei unseren Treffen oft erzählt, auch gerade wenn er seine Blumenstillleben malte. Die Farbigkeit des Bildes ist sehr zurückgenommen und in Grau-, Beige- und Weißtönen gehalten. Auf der Mitte des Tisches sind fast parallel zur oberen Tischkante Teller, Gläser und Tassen aufgereiht, die einen steilen Blick auf deren Innenfläche zulassen. Sie sind wie aus der Vogelperspektive dargestellt, die aus Fußmanns Körpergröße resultiert. Das Tuch berührt sanft die Gläser und Tassen. Man könnte meinen, die Tasse im Zentrum des Bildes tanzt etwas aus der Reihe. So entsteht aber ein leichter Bogen, der das Ensemble nach oben abschließt. Die Perspektive des Raums ist nur angedeutet; die Lichtquelle befindet sich links, außerhalb der Szenerie und spendet ein sehr weiches Licht. Ganz leicht sind die Reflexionen auf den Tassen und Gläsern zu erkennen und das Tuch verschmilzt farblich auf der linken Seite mit dem Hellgrau der Oberfläche des Tisches. Seine vordere Kante ist für die Komposition von entscheidender Bedeutung, sie begrenzt seine Form und hält die Komposition zusammen.

Dass man aus gewöhnlichen Zufallsobjekten etwas machen kann, aus Ölspuren auf dem Boden ein schillerndes Farbenmeer, aus einer verschmutzten Wand ein Spiel von Licht und Schatten, aus etwas Unbedeutendem ein sinnliches Erlebnis, das habe ich von Klaus Fußmann gelernt.

Christopher Lehmpfuhl Künstler, Berlin

Über Klaus Fußmann

Bekannt wurde der Maler und Grafiker Klaus Fußmann mit der Wiederentdeckung klassischer Bildthemen wie Landschaftsdarstellungen und Blumenstillleben.

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