Museum

Landesmuseum Darmstadt:

"Von Kollwitz bis Serra"

verlängert bis zum 10. September 2023

Bildhauer:innen zeichnen

Die Ausstellung präsentiert Zeichnungen von Bildhauerinnen und Bildhauern der Moderne aus der Graphischen Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. Sie machen anschaulich, dass bildhauerisch zu arbeiten immer eine dreidimensionale Vorstellung voraussetzt. Die Darstellung wirkt wie aus einem Block heraus entwickelt, auch wenn die Zeichnung gar nicht als Vorbereitung für Skulptur oder Plastik gedacht ist. Die Gesamtkomposition verzichtet oft auf die Gestaltung des Hintergrundes. Wesentlich ist dagegen die klare Herausarbeitung der Kontur, der Faltungen und Knicke. Das geschieht in der Regel mit einem schwarzen Zeichenmedium, mit Bleistift, Kohle oder Tusche, die den plastischen Gedanken schwarz auf weiß formulieren.

Die „Bildhauerzeichnung“ wurde erstmals 1977 als eigene künstlerische Gattung betrachtet. Ihr war im Rahmen der documenta 6 eine eigene Abteilung gewidmet. Seither ist das Interesse an dieser Art der Zeichnung kontinuierlich gewachsen. Die Graphische Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt umfasst mittlerweile einen Schatz von an die 300 Zeichnungen von Bildhauerinnen und Bildhauern. Sie entsprechen den Sammlungsschwerpunkten unseres Hauses im Bereich der Skulpturen und Plastiken des 19. und 20. Jahrhunderts und ergänzen diese komplementär.

Die Ausstellung in den vier Kabinetten der Karl Freund-Galerie führt vom Figurativen zum Abstrakten. Den Auftakt macht das Porträt (Käthe Kollwitz, Gustav Seitz). Es folgen Themen wie Akt und Tiere (Fritz Schwarzbeck, Emy Roeder, Hermann Geibel). Die körperbezogene Bildlichkeit bleibt im Konkreten verhaftet (Christoph Voll, Gerhard Marcks, Richard Heß), um schließlich mit der Form der Stele, des Bogens, der Landschaft die menschliche Figur in eine anthropomorphe Abstraktion zu überführen (Wilhelm Loth, Helga Föhl, Lothar Fischer, Jürgen Brodwolf). Die abstrakte Bildhauerzeichnung bezieht sich vorwiegend auf die Übersetzung von Linien in den Raum und entwirft mit Vorliebe Stahlplastiken, bis weilen physisch mächtig und in gigantischem Format (Erich Hauser, Norbert Kricke, Richard Serra). Ebenso gibt es präzise Konstruktionszeichnungen zur Festlegung von Rauminstallationen (Fred Sandback, Ulrich Rückriem). In der Konzeptkunst ab den 1970er Jahren dient die Zeichnung zur entscheidenden Materialisierung der künstlerischen Idee. Eine reale Umsetzung steht nicht mehr im Vordergrund (John Cage). Selbst in den Werken der Land Art oder des Environments bleiben anthropomorphe Bezüge nicht zuletzt im Zeichenakt maßstabsetzend (Richard Serra, John Cage, Vera Röhm).

Die Ausstellung zeigt 68 Arbeiten auf Papier in Kombination mit einigen ausgewählten Kleinplastiken von 35 beteiligten Bildhauerinnen und Bildhauern.

Weitere News