Heinrich Nauen

Blumenstilleben mit Schmetterling
1919

Heinrich Nauen, Blumenstilleben mit Schmetterling

Oil and tempera on canvas

95 × 80 cm / 37 3/8 × 31 1/2 in

Signed and dated

Catalogue Raisonné by Malcomess/Drenker-Nagels 1996 no. 523

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Provenance

Collection C.F. Jung, Hagen (probably acquired before 1923, until 1981 in family possession); Sotheby’s, London (1981); Galerie Ludorff, Dusseldorf (1981-2000); Private Collection North Rhine-Westphalia (2000-2022)

Exhibitions
  • Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Herbst 2022, Düsseldorf 2022
Literature
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2022", Düsseldorf 2022, S. 118
  • Fritz Malcomess/Klara Drenker-Nagles, "Heinrich Nauen, 1880-1940: Monographie und Werkverzeichnis", Köln 1996, Nr. 523

Der deutsche Maler Heinrich Nauen studierte an den Kunstakademien in Düsseldorf und Stuttgart und zählt zu den bedeutendsten Vertretern des »Rheinischen Expressionismus«. Das vorliegende Werk »Blumenstilleben mit Schmetterling« zeigt am rechten und am linken Bildrand jeweils eine schlanke nach oben strebende Blumenvase, die mit Blumen des Spät­sommers bestückt sind. Zur Linken sind es pinke Gladiolen mit geöffneten Blüten auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit. In der rechten Vase erfreuen wir uns an roten und gelben Herbstanemonen. In der unteren Bildhälfte liegt der Blütenkopf einer Sonnenblume auf dem ein schwarz-gelb gemusterter Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln ruht. Die ins Auge fallende Harmonie der Komposition kommt nicht von Ungefähr. Nauen, welcher der Flora und ihren prachtvollen Erscheinungsformen sehr zugetan war, drückte diese Affinität gerne durch seine Blumenstillleben aus. Bereits von 1912–1913 hatte er Gelegenheit anlässlich der Anfertigung des »Drove – Zyklus« für die namensgebende Burg Drove deren Gärten zu studieren und so beispielhaft das Spiel von Farben, Formen, Flächen und Linien immer wieder neu auszuloten. In Werken wie unserem »Blumenstilleben mit Schmetterling« wird zudem der Einfluss Paul Cézannes offensichtlich, mit dessen Œuvre sich Nauen seit 1907 beschäftigte: er adaptierte Cézannes Prinzip, Form und Räumlichkeit im Bild nicht durch illusionistische Modellierungen zu erreichen, sondern vielmehr durch die Farbe selbst zu modulieren. Dieses reliefartige Schichten von Farben zur Erzeugung von Tiefenwirkung äußert sich in unserem Werk wunderbar durch die zu Teilen erkennbaren, feinen Unterschiede der Farbfelder in Glanz und Haptik, was nicht zuletzt der Ver­wendung von Ölfarbe aber auch Tempera geschuldet ist. Gleichsam bildet auch das hier vorliegende Arrangement von Gefäßen und Blüten in diagonaler Verschränkung der Teilelemente einen spürbaren Anklang an Cézanne.

Die wunderbare Harmonie der farblich sehr reizvollen, ausgewogenen Darstellung erhält durch den Schmetterling auf dem Kopf der Sonnenblume eine Aussage auf einer weiteren Ebene, die dem aufmerksamen Betrachter nicht unentdeckt bleibt. Der Schmetterling durchläuft vom Ei zur Raupe und zur Puppe insgesamt drei Entwicklungsstadien an Land, bevor er sich mit seinen attraktiven Flügeln in die Lüfte aufmacht. Bereits in der Kunst der alten Meister wird er sehr regelmäßig in Blumenstillleben dargestellt, um symbolisch auf das Werden und Vergehen des Lebens, die Metamorphose hinzuweisen. Er soll uns aber nicht nur an die Endlichkeit des Lebens, sondern vor allem an die Schönheit der Wandlung erinnern. In der Literatur und der Kunst hat er darüber hinaus nicht selten auch die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod genährt. Die Faszination für dieses Tier bzw. die Natur im Allgemeinem manifestiert sich in diesem feierlichen Meisterwerk Heinrich Nauens auf eine ganz besondere Weise. Nauen vermag es die Ideen der alten Meister in die Moderne zu überführen und uns mit seiner Malerei für Ideen und Themen auf mehreren Ebenen zu faszinieren.

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