Karl Otto Götz, Entwurf zu "Giverny" V, 8

Gouache on cardboard

70 × 100 cm / 27 9/16 × 39 3/8 in

Signed and also signed again, dated, titled and numbered »8« and also stamped »Sammlung Rissa-Götz« on the verso

The work has been registered for the catalogue raisonné of the works on paper currently being prepared by the K.O. Götz and Rissa Foundation, Niederbreitbach-Wolfenacker

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Expertise

We would like to thank Joachim Lissmann, K.O. Götz and Rissa Foundation, for the kind confirmation of the work̛s authenticity

Provenance

The artist’s studio; Collection Rissa-Götz; Private Collection Baden-Württemberg

Exhibitions
  • Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Frühjahr 2021, Düsseldorf 2021
Literature
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2021", Düsseldorf 2021, S. 54

Karl Otto Götz setzt sich bereits ab 1933 mit der Abstraktion auseinander, erhält jedoch bald Ausstellungs- und Malverbot durch die Nationalsozialisten. Das vor dem Zweiten Weltkrieg entstandene Frühwerk wird bei einem Bombenangriff auf Dresden fast vollständig zerstört. Nach dem Krieg wird Götz 1949 als einziger deutscher Künstler Mitglied in der internationalen Künstlergruppe COBRA um Karel Appel, Asger Jorn und Corneille.

Seine gegenstandslose Malerei ist ein zentraler Beitrag zur weltweiten Bewegung in der bildenden Kunst, die nach 1945 formal neue Wege beschritt, indem sie die radikale Auflösung des klassischen Formprinzips einleitet.1

Ab 1952 hat Götz seinen typischen, gestischen Malstil gefunden, den er fortan in unzähligen Kompositionen variiert. Seine Gemälde sind dabei wohl durchdacht. Bevor Götz ein Ölbild beginnt, fertigt er zunächst zahlreiche Studien in Gouache, Acryl oder Bleistift an, um sich eine Grundkomposition zu erarbeiten. Erst wenn die Bildidee gereift ist, greift er zu Pinsel und Leinwand. Diese liegt, da er häufig großformatig arbeitet, vor ihm auf dem Boden. Die vorher erdachten und präzise kalkulierten Formen und Strukturen werden dann in Sekundenschnelle auf die Leinwand übertragen. Zunächst wird der Bildträger mit einer Grundierung überzogen, im nächsten Schritt bringt Götz die meist schwarze Farbe mit großen selbstgebauten Besen-Pinseln auf den Malgrund auf. Im Folgenden bearbeitet er einzelne Partien mit der Rakel und verwischt beziehungsweise entfernt vorher aufgetragene Farbmaterie, um danach, in einem letzten Schritt, die noch nassen Farbschichten mit einem trockenen Pinsel so zu bearbeiten, dass Strukturen hervorgehoben und nachträglich Akzente gesetzt werden können.

Götz Arbeitsweise ist ein Spiel zwischen Kontrolle und Zufall. Die Vorbereitung ist ein hochkonzentrierter und zum Teil auch meditativer Prozess, der Malakt selbst hingegen ist schnell, energetisch und präzise ausgeführt. Meist nutzt der Maler für seine Werke nur eine sehr eingeschränkte Palette. Schwarz und Weiß sind vorherrschend. Blau und Rot treten aber auch regelmäßig in seinem Werk auf. Eine Ausnahme bilden die zwischen 1986 und 1988 entstandenen Gemälde der Serie »Giverny«, deren Farbigkeit expressiv-ekstatisch ist und die gesamte Farbskala auch in zarteren Abstufungen berücksichtigt. Benannt nach dem Park, den Monet im nordfranzösischen Giverny angelegt hatte, wagt Götz in dieser Bildserie das Experiment, ohne seine bevorzugte Farbe Schwarz auszukommen und »eine informelle Struktur aus reinen Farben (ohne Schwarz und Grau) in Schwingung zu bringen, wobei die kurzen dichten Rakelzüge die weiße Faktur bild[et]en.«2

Unser Werk »Entwurf zu ›Giverny‹ V, 8« aus dem Jahr 1988 ist eine bedeutende Vorstudie zu dem gleichnamigen Gemälde. Die querformatig angelegte Gouache zeigt Farbverläufe in Zitronengelb, Violett, einem kräftigen Pink, in leuchtendem Orange, in Blau, Umbra und Ocker. Die Formen sind schwungvoll auf das Papier aufgebracht. Die aufgetragene Farbe hat Götz mit der Rakel teilweise wieder abgetragen, so dass sich kantige, spitze Auslassungen zeigen und den Blick auf den darunterliegenden, weißen Bildträger freigeben.

Im Titel »Entwurf zu ›Giverny‹ V, 8« beschreibt das »V« die Verwendung einer bestimmten Farbkombination, die »8« steht für die achte Version dieser Variante.

Die Werke des Malers können als europäische Antwort auf den amerikanischen abstrakten Expressionismus gelesen werden. Der Erfolg des Künstlers begann Mitte der 1950er Jahre zunächst im Ausland: Frankreich, die USA und Italien ehrten den Künstler früh mit Einzelausstellungen.3 1958 ist er auf der Biennale in Venedig vertreten und 1959 nimmt er an der documenta II teil. Götz ist nicht nur als Künstler, sondern auch als Lehrer eine herausragende Persönlichkeit gewesen. Von 1959 bis 1979 unterrichtet er als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Zahlreiche bedeutende Künstler wie Gerhard Richter, Sigmar Polke, Gotthard Graubner und Franz Erhard Walther gehörten zu seinen Schülern.

1 Diese gemeinsame Bewegung mit regionalen Unterschieden ist für die US-amerikanische Kunst als »Abstrakter Expressionismus« in die Kunstgeschichte eingegangen, in Frankreich unter »Tachisme« oder »Abstraction Lyrique« bekannt und in Deutschland als »Informel«.

2 Karl Otto Götz (Hg.), »K.O. Götz –Giverny, Gemälde Gouachen Steindrucke 1985-1989«, Düsseldorf 1989, o.S.

3 Bereits 1947 stellte Götz in Frankreich und 1954 in den USA aus.

About Karl Otto Götz

After 1945, Karl Otto Götz broke new ground. As member of the "German Informel" and Professor at the Düsseldorf Art Academy, he devoted himself to the dissolution of the classical principle of form and experimental art.

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