Thomas Müller

Ohne Titel
2020

Thomas Müller, Ohne Titel

ballpen on paper

29.7 × 21 cm / 11 11/16 × 8 1/4 in

Signed and dated on the verso

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Provenance

The artist’s studio

Exhibitions
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020". Düsseldorf 2020
Literature
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020", Düsseldorf 2020, S. 94-97

Eine Zeichnung gelingt oder sie gelingt nicht, es gibt kein Dazwischen, sie erlaubt keine Korrektur, kein Verstecken. Wohl kein anderes Medium vermittelt die Direktheit und Unmittelbarkeit von Künstler und Fläche wie die Zeichnung, bei der jeder Eingriff derart erkenntlich wird. Diesem Reiz folgend kreist Thomas Müllers Schaffen gänzlich um dieses doch eher intime Medium. Ausschließlich durch die Lineatur auf dem Blatt bringt Müller komplexe Strukturen zu Papier, die je nach Assoziation grafische, architektonische oder räumliche Elemente wiederzugeben meinen. In der aktuellen Serie handelt es sich um fließende Formen, die wie Seide über das Blatt zu fallen scheinen; mal strenger, mal weicher, sich verjüngend, überlagernd, anziehend oder abstoßend erwecken die Strukturen den Schein plastischer Realität bewegter Stofflichkeit. Linie um Linie werden die Geflechte immer dichter und gestalten so – trotz der Reduzierung auf ein Zeichenmittel, meist Bleistift oder Kugelschreiber – eine Vielfalt und Tiefe an Farbnuancen.

Tatsächlich abbilden wollen die Arbeiten dennoch nichts, obwohl eine gewisse figurative Erzählung durchaus vorhanden sein könnte. Dem Bild als Mittel der Repräsentation hat Müller abgeschworen. Viel eher geht es um sich selbst verhandelnde Spannungsgesetze, die sich mittels der Linie formulieren und in einem größeren Umfang miteinander verhandelt werden. Stefan Gronert etwa schreibt: »Wenngleich jede Abbildung einzeln zu betrachten ist und somit einen individuellen Anspruch besitzt, dementsprechend also eine eigene Zuwendung verlangt, scheinen die unterschiedlichen Zeichnungen doch aufeinander zu verweisen. Sie bilden […] ein Geflecht von Bezügen aus, indem sie doch aufeinander zu antworten scheinen. Heuristisch ließe sich dieser Zusammenhang als eine Art der Familienähnlichkeit beschreiben.«1

Thomas Müllers Arbeiten wurden bisher unter anderem im Kunstmuseum Bonn, der Hamburger Kunsthalle, dem Kunstmuseum Stuttgart, dem Gemeentemuseum Den Haag sowie dem Centre Pompidou in Paris ausgestellt.

1 Stefan Gronert, »Offen werdend. Betrachtungen zu den Zeichnungen von Thomas Müller«, in: Thomas Müller, »Dreißig Zeichnungen · Stefan Gronert Offen werdend«, Stuttgart 2000, S. 9-14, hier S. 10f.

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