WOLS, Tour de Babel

Indian ink and Watercolour on paper

19 × 23.5 cm / 7 1/2 × 9 1/4 in

Signed

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Provenance

Mr. Harold X. Weinstein, Chicago; Richard Feigen Gallery, Chicago; Privatsammlung USA

Exhibitions
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2023
  • Hanover Gallery, "Wols. Gouaches", London 1959
  • Galerie Claude Bernard, "Wols. Gouaches de la collection Henri-Pierre Roché", Paris 1958
Literature
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024, S. 130
  • Philipp Gutbrod, "WOLS (1913-1951). Die Arbeiten auf Papier (Kommentiertes kritisches Werkverzeichnis)", Dissertation, Heidelberg 2003, Nr. A-241

»Sie haben Schwierigkeiten meine Zeichnungen zu verstehen? … fühlen Sie sie … Weder Analysen noch Erklärungen bitte!«

Durch ein Missverständnis des Telegrafenamts in Paris kommt der angehende Künstler Alfred Otto Wolfgang Schulze 1937 zu dem Namen, mit dem er als Vorreiter des Informel und Hauptvertreter des Tachismus Berühmtheit erlangen sollte. Unter dem Künstlernamen »WOLS« schuf der 1913 in Berlin geborene Künstler ein in sich verbundenes, vielfältiges Werk aus Gemälden, Papierarbeiten und Fotografien.

Aufgewachsen in Dresden, in einem kulturinteressierten Elternhaus, verließ Wols die Stadt im Alter von 19 Jahren gen Paris. Im engen Kontakt mit der Pariser Künstlerszene der 1930er Jahre begann er seine künstlerische Karriere mit surrealistischen Aquarellen und Zeichnungen sowie dem Medium der Fotografie. Vielleicht wäre Wols sogar Fotograf geblieben, wenn er 1939 nicht infolge der deutschen Kriegserklärung an Frankreich interniert worden wäre.

Als Folgeerscheinung – Wols stand in der Haft kein Fotoapparat mehr zur Verfügung – löste das leichter verfügbare Aquarell die zuvor im Mittelpunkt seines Interesses stehende Fotografie ab. In dieser Zeit entstanden jene kleinen, feingliedrigen und traumartigen Aquarelle, die das filigrane Zentrum seines Œuvres ausmachen und zu denen auch unsere Arbeit »La Tour de Babel« zählt. Diese entstand wahrscheinlich kurz nach seiner Entlassung aus dem Internierungslager, zu der es dank der Heirat mit seiner französischen Lebensgefährtin Gréty 1940 kam.

Auf den ersten Blick ist es gar nicht so einfach, einen Überblick über das surreale Bildgeschehen zu gewinnen. Auf dem in zarten Blau- und Rosétönen aquarellierten Grund erkennt man eine Art Bergmassiv vor einer Hügellandschaft, in das mit feinsten Tuschelinien eine Vielzahl von zarten Dingen verwoben ist. Zahlreiche Gesichter und biomorphe Gestalten alternieren mit Gebäuden, Fenstern und Treppen. Zentral vor dem Berg erhebt sich ein insekten- und amphibienartiges Wesen mit mehreren Köpfen. Ein Tisch mit einer Blumenvase steht in bedrohlicher Schieflage am Abhang, Wegstücke aus Kopfsteinpflaster, Tore und Türen, Regenrinnen, Rohre, Gitter und Gatter bevölkern die Zwischenräume. Gekrönt wird dies alles von einem Mast mit aufgeblähten Segeln. Auf der Ebene im Vordergrund stehen Bäume und filigrane Pflanzengebilde, die das Abgebildete wie in einer magischen Unterwasserwelt erscheinen lassen. In dieser netzartigen Melange aus Stadtstrukturen bildet die burgartige Tuschfederzeichnung das wesentliche und maßgebliche Gerüst der Komposition. Die farbigen Flächen dienen der Akzentuierung, Stützung und plastischen Ausgestaltung.

Wie das Zitat zu Beginn des Textes schon anklingen lässt, entzieht sich die Zeichnung eindeutigen Interpretationen. Erst im Nachhinein hat vermutlich Wols̛ Ehefrau Gréty einen Titel für die Szenerie gefunden und mit »La Tour de Babel (Der Turm zu Babel)« einen biblischen Bezug hergestellt. Es sind fantastische, surreale Welten, die Wols zu jener Zeit konstruierte – geschaffen, um sich als Betrachter in ihnen zu verlieren.

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