Emil Schumacher, G-ML-11
© VG Bild-Kunst, Bonn

Gouache auf handbeschriebenem Bütten

37,5 × 47 cm

Signiert und "74" datiert

Aufgenommen in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Dr. Ulrich Schumacher und im Archiv der Emil Schumacher Stiftung unter der Nr. 0/2.670 registriert

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Provenienz

Sammlung Lazzari, Bergamo; Galleria Falchi Arte Moderna, Mailand; Privatsammlung Bergamo

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Drawn World: Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019
  • Palazzo delle Prigioni Vecchie, "Emil Schumacher", Venedig 1976
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Drawn World. Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019, S. 112
  • Palazzo delle Prigioni Vecchie/Edizioni Falchi Arte Moderna, "Emil Schumacher", Ausst.-Kat., Venedig/Mailand 1976, Abb. Nr. 23

»Ich fand in Cunardo alte Folianten in Makkaroni-Latino geschrieben, ich setzte meine Zeichen darauf als Antwort auf längst verflossene Dekrete.« (Emil Schumacher, 1982)

Sein erstes abstraktes Bild, mit dem Schumacher die Tradition des traditionellen Tafelbildes überwindet, entsteht 1951. Spätestens ab den 1960er Jahren rückt die Beschäftigung mit Materialien und Farben ins Zentrum seines Schaffens. Der Beginn des Malprozesses ist bei Schumacher fortan spontan und ohne festes Motiv im Kopf. Dennoch finden sich während des Malens schnell Formen, aus denen sich dann das gesuchte Bild entwickelt. Schumacher klärt dies so: »Was ich erkannt habe, ist nicht mehr Zufall. Es ist mir zugefallen.«1 Malen ist für ihn geistige und körperliche Anstrengung. Er bedient sich einer kraftvollen, ausdrucksstarken Sprache, schafft, wie Werner Schmalenbach es beschreibt, eine Verbindungen zwischen farbigen Malgründen von lebhafter Materialität und aktiven graphischen Pinselzüge – eine Verbindung des Strukturellen mit expressiver Gestik – den beiden Facetten der informellen Kunst.2

In unserem Werk von 1975 verbinden sich zwei für Schumacher typische, leuchtend blaue Bögen in der Bildmitte zu einem dunklen Stamm, der mit Sand- und Schwarztönen hinterfangen wird. Der helle Bildgrund links und rechts wird in den Ecken und an den Rändern ins Grau abgetönt und hier und dort von duftigen, blauen Farbwolken unterbrochen. In horizontalen Linien ziehen sich feine Schriftzüge in rötlichbrauner Tinte über das Blatt. Es geht Schumacher jedoch nicht darum Inhalte zu vermitteln, ihm dienen die vor langer Zeit beschrifteten Blätter vielmehr als abstrakte Inspirationsquelle, auf deren Form und Material er reagiert. Die hellen, duftigen Töne, die den Hintergrund des Bildes zu bilden scheinen, entstehen durch pastos aufgetragene Farbflächen, die er rückseitig aufgetragen hat und die sich von hinten durch das Papier drücken. Mit dieser Technik konnte der Maler die Schrift auf der Vorderseite erhalten und dennoch die Grundierung beeinflussen.

Die antiken Folianten aus handgeschöpftem Bütten, die Schumacher 1975 in dem kleinen Ort Cunardo am Lage Maggiore findet, sind Auslöser für seinen bedeutenden Werkkomplex: die 47 Blätter umfassenden »Maccheroni-Latinos«3. Die Materialität des Papiers, die alltäglichen Notizen aus einer fernen Zeit, mit der Hand in Tusche geschrieben, waren der Ausgangspunkt für Werke wie »G-ML-11«. Er nutzt die Farbe und Eigenschaften des gefundenen Papiers gekonnt für seine Zwecke. Der oft zitierte »kontrollierte Zufall« mit dem er seine Bilder schafft, spielt auch hier eine große Rolle. Der Künstler lässt sich von der gefundenen Vorlage leiten und schafft durch das Setzen weiterer, für sein Werk so typischer archaischer Zeichen ein vielschichtiges Werk von besonders ausdrucksstarker Intensität.

1 Vgl. Werner Raeune, »Emil Schumacher«, Dokumentarfilm in Zusammenarbeit mit der Emil Schumacher Stiftung, Ulrich Schumacher und Ralph Goerzt, Institut für Kunstdokumentation und Szenografie, Düsseldorf 2009.

2 Vgl. Werner Schmalenbach, »Bilder des 20. Jahrhunderts. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen«, München 1987, S. 272-274.

3 Maccheroni-Latino bezeichnet eine Sprache, in der lateinisch flektierte Wörter in eine andere Sprache einbezogen werden, vgl. Ernst-Gerhard Güse/ Emil Schumacher Stiftung (Hg.), »Emil Schumacher: das Erlebnis des Unbekannten«, Ostfildern, 2012, S. 156-158.

Über Emil Schumacher

Emil Schumacher gilt als einer der prominentesten Vertreter des deutschen Informel. Obwohl sich seine Werke einer dezidiert abstrakten Formensprache bedienen, beinhalten sie häufig formale Anklänge wie zum Beispiel Bäume, Bögen oder Räder.

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