Ernst Wilhelm Nay

Ohne Titel
1956

Ernst Wilhelm Nay, Ohne Titel

Aquarell auf Papier

42 × 60 cm

Signiert, "56" datiert und "Cr" beschriftet

Das Kürzel "Cr" verweist auf den Entstehungsort Crans sur Sierre (Wallis), Schweiz

Werkverzeichnis E. W. Nay Stiftung 2018 Nr. 56-025

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Provenienz

Galerie Herbert Meyer-Ellinger, Frankfurt / Main (2000); Galerie Schwarzer, Düsseldorf (2001); Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (2001-2023)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024, S. 96
  • E. W. Nay Stiftung (Hg.), "Ernst Wilhelm Nay. Werkverzeichnis Aquarelle – Gouachen – Zeichnungen. Band 3. 1954-1968", Bearbeitung von Magdalene Claesges, Köln 2018, Nr. 56-025, S. 113

Ernst Wilhelm Nay ist ein herausragender Farbmaler und bedeutender Vertreter der abstrakten Malerei. Sein Œuvre setzt sich aus verschiedenen Schaffensperioden zusammen, in denen er mit zunehmendem Abstraktionsgrad neue Themen und Motive auf der Grundlage von Variation bearbeitet. Diese Auseinandersetzung mit Farbe und Form stellt in seinem Werk einen stetig fortlaufenden Prozess dar. 1)

Zu Nays bekanntesten Werken zählen seine ab 1954 entstandenen Scheibenbilder. Während des Malprozesses beobachtete er, dass seine Hand den Pinsel beim Farbauftrag ganz intuitiv in einer runden Bewegung führte, sodass daraus rund geformte Flächen entstanden. Aus dieser Beobachtung heraus setzte er sich intensiv mit der Formgestaltung der Scheibe auseinander und machte sie in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre zu seinem Hauptmotiv: »Seit 1954 male ich mit den chromatischen Scheiben. Das hatte den Sinn, eine Satztechnik der Malerei zu finden, eine gesetzhafte Methode, die Malerei der Farbe etwa so zu ordnen, wie die Setzung der Töne in der Musik, sei es der alten oder der neuen. Tatsächlich entstand eine Ähnlichkeit zur seriellen Tonsetzung.« 2)

Von seinen Scheibenbildern sehen wir hier ein außergewöhnliches Beispiel, da sich die Arbeit durch die eckigere Formgestaltung von den typischen Werken dieser Schaffensphase abhebt. Durch ihre wellenförmige Anordnung lassen die quadratischen Farbfelder ein rhythmisches Schachbrettmuster in brillanter Farbigkeit entstehen. 3) Auf besondere Weise wird so sichtbar, wie das Konzept der Variation sehr unterschiedliche Ergebnisse zulässt.

In unserem Werk kommt Ernst Wilhelm Nays Leidenschaft für Musik zur Geltung: Rhythmus, Farbklang und Variation haben hinsichtlich der Bildfindung eine bedeutsame Funktion. 4) Als Meister der Aquarelltechnik komponiert Nay die Formen mit eindrucksvoller Leuchtkraft der Farbpalette und sehr leichtem Auftrag der Farbe zu einer lebhaften Farbchoreografie. Hierfür bezieht er auch das Weiß des Papiers als gleichrangige Farbe in die Gestaltung mit ein. 5) Nay unterscheidet zwischen »positiven« und »negativen« Farben. Positive Farben drängen nach vorne, negative nach hinten, wodurch das Bild zu schwingen beginnt. So erschafft Nay einen dynamisch abstrakten Bildraum, den er als »Relief« bezeichnet, der von Farbe, deren Bewegung und Durchdringung bestimmt und zum Teil wieder negiert wird. 6)

1) Vgl. John-Paul Stonard, »Abtrakte Welten«, in: »Ernst Wilhelm Nay. Arbeiten auf Papier/ Works on Paper«, Ausst.-Kat. Michael Werner, Märkisch Wilmersdorf/ Köln/New York 2021, S. 2.

2) E.W. Nay zitiert nach: »Ernst Wilhelm Nay. Werkverzeichnis Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen. Band 3. 1954-1968«, Köln 2018, S.9.

3) Elisabeth Nay-Scheibler, »E.W. Nay Scheibenbilder 1954-1962«, in: »Ernst Wilhelm Nay. Scheibenbilder«, Ausst.-Kat. Galerie Thomas, München 2010, S. 11.

4) Vgl. Siegfried Gohr, »Improvisationen über Nay«, in: »E.W. Nay. Gouachen und Zeichnungen 1944-1967«, hrsg. von Galerie Fred Jahn, München 2015, S. 5.

5) Elisabeth Nay-Scheibler, »E.W. Nay Scheibenbilder 1954-1962«, in: »Ernst Wilhelm Nay. Scheibenbilder«, Ausst.-Kat. Galerie Thomas, München 2010, S. 11.

6) E.W. Nay »Bilder und Dokumente«, Ausst.-Kat., München 1980, S. 99.

Über Ernst Wilhelm Nay

Ernst Wilhelm Nay war einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Nachkriegskunst. Seine Bilder zeigen eine Verwandschaft mit dem Informel.

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