Kunsthal Rotterdam:
"Stephan Balkenhol. Something is Happening"
24. Mai - 14. September 2025
Der international renommierte Künstler Stephan Balkenhol (Fritzlar, Deutschland, 1957) ist einer der authentischsten und gefeiertsten Bildhauer seiner Generation. Er ist bekannt für seine figurativen Holzskulpturen und Reliefs, die traditionelle Handwerkskunst mit zeitgenössischer Kunst verbinden. Während er im Holz hackt und sägt, fördert Balkenhol Figuren aus dem Baumstamm zutage, als ob sie sich bereits darin verstecken würden. Seine robusten, ruhigen Skulpturen, die sich durch eine konsequente Einfachheit auszeichnen, stellen hauptsächlich gewöhnliche Menschen dar, manchmal Tiere und gelegentlich Mischwesen, die menschliche und tierische Formen miteinander verschmelzen. Die Ausstellung Stephan Balkenhol. Something is Happening in der Kunsthal zeigt eine Auswahl von über 35 Werken, die Balkenhols unverwechselbares Universum zum Leben erwecken.
Balkenhols Figuren sind in einfachen, selbstbewussten Formen gehalten: ein Mensch mit dem Kopf eines Igels, ein Hai mit einem darin versteckten Mann oder eine monumentale Statue des griechischen Helden Perseus mit dem Kopf der Medusa. In der HALLE 3 zeigt die Kunsthal Rotterdam eine vielfältige Auswahl seiner Holzskulpturen und Reliefs. Balkenhols Bildsprache ist in der europäischen Kunstgeschichte verwurzelt, durchsetzt mit Einflüssen aus dem alten Ägypten, dem Mittelalter und der Renaissance. Gleichzeitig haben sie eine alltägliche Qualität, die uns zu eigenen Interpretationen einlädt.
Gegenbewegung
In den 1980er Jahren beschloss Balkenhol, ausschließlich figurative Werke zu schaffen, eine Gegenbewegung zu den vorherrschenden abstrakten, minimalistischen und konzeptuellen Kunstströmungen jener Zeit. Diese Entscheidung markierte den Beginn seines Erfolgs und hob ihn von seinen Zeitgenossen ab. Berühmte Beispiele für Balkenhols Werk sind seine Skulpturen von Männern in dunklen Hosen und hellen Hemden in unauffälligen, ruhigen Posen, die damit eine universelle menschliche Geschichte erzählen. In seiner Zodiac-Serie spielt Balkenhol mit der antiken Symbolik des Tierkreises. Er übersetzt die zwölf Tierkreiszeichen in zeitgenössische Formen. In der Kunsthal werden diese Reliefs zum ersten Mal gemeinsam gezeigt. Ebenfalls zu sehen ist das Werk Mickey Mouse (2022): ein auffälliges Relief, das einen Männerkopf mit Mickey-Mouse-Ohren darstellt und Balkenhols frühe Faszination für die Pop-Art widerspiegelt. Die scheinbare Fröhlichkeit der Skulptur steht in starkem Kontrast zu dem melancholischen Gesichtsausdruck des Mannes.
Handwerkskunst
Im Laufe der Jahre hat Balkenhol einen einzigartigen Stil entwickelt, der sich durch Einfachheit und Handwerkskunst auszeichnet. Er fertigt alle seine Arbeiten von Hand an, ohne die Hilfe von computergesteuerten Maschinen. Angefangen mit einer Kettensäge für die schwereren Arbeiten, greift er später zu Hammer, Meißel und Stechbeitel, um auch das kleinste Detail jeder seiner Skulpturen zu verfeinern. Charakteristisch für seine Arbeiten ist, dass die Spuren des Sägevorgangs sichtbar bleiben. Sowohl Balkenhols Figuren als auch ihre Sockel werden aus einem einzigen Holzblock geschnitten, der oft von Pappel-, Wawa- oder Zedernbäumen stammt. Laut Balkenhol ist Holz genau das richtige Material, um sein Denk- und Arbeitstempo zu begleiten; während Stein „zu langsam“ und Gips und Ton „zu schnell“ sind, ist Holz sowohl eigensinnig als auch lebendig und lässt ihm den Raum, beim Hacken Entdeckungen zu machen.
Über Stephan Balkenhol
Stephan Balkenhol (Fritzlar, Deutschland, 1957) studierte von 1976 bis 1982 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Hier wurde er unter anderem von Ulrich Rückriem, Nam June Paik und Sigmar Polke unterrichtet. Balkenhol lebt und arbeitet in Kassel, Karlsruhe und Berlin in Deutschland sowie in Meisenthal in Frankreich. Er war Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Balkenhols Werke werden weltweit ausgestellt und sind Teil zahlreicher Kunstsammlungen, darunter die des Hirshhorn Museum Washington, des Centre Pompidou Paris und der Peggy Guggenheim Collection Venedig. Auf der ganzen Welt werden seine Werke in vielen renommierten Museen und im öffentlichen Raum ausgestellt, wo seine monumentalen Skulpturen bedeutungsvolle Aussagen machen, wie zum Beispiel das Richard Wagner Denkmal (2013) in Leipzig. Am Freitag, dem 4. April 2025, wurde ein neues Auftragswerk des Rotterdamer Konzerthauses de Doelen enthüllt: eine Statue des niederländischen Komponisten Willem Pijper (1894-1947).