Museum

Kunsthaus Apolda Avantgarde:

"Cornelia Schleime. An den Ufern ferner Zungen"

1. Mai – 3. Juli 2022

Die Ausstellung „Cornelia Schleime. An den Ufern ferner Zungen“ zeigt mehr als hundert Werke aus allen Schaffensphasen der Künstlerin von 1981 bis 2020, darunter Acrylbilder, Aquarelle, Foto-Übermalungen und Reisetagebücher. Die meisten dieser Werke präsentiert Cornelia Schleime der Öffentlichkeit zum ersten Mal, etwa frühe Werke aus der DDR und ihrer Anfangszeit im damaligen Westen sowie viele erst kürzlich entstandene, großformatige Acrylbilder und Zeichnungen.

„An den Ufern ferner Zungen
Heim und Hof
Und Geld und Macht
Bis die Engel leise Züngeln
Dir es wieder nehmen
Wird es Nacht.“

(Cornelia Schleime)

Die in Berlin, Brandenburg und auf La Palma lebende Autorin, Filmemacherin, Malerin und Performerin Cornelia Schleime (*1953) ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen unserer Gegenwart. Vielfach wurde ihr Werk mit renommierten Preisen ausgezeichnet wie dem Gabriele-Münter-Preis für Bildende Künstlerinnen vom Bundesministerium für Familie, dem Fred-Thieler-Preis für Malerei sowie dem Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin für ihr Lebenswerk.

Cornelia Schleime ist Künstlerin und Magierin zugleich, die uns in ihren mit Acryl, Schellack und Asphaltlack gemalten Bildern und den transparent lavierten Aquarellen in fremdartige Parallel- und Zwischenwelten der Realität entführt. Als erste Argonautin und moderne Alice im Wunderland bereist sie die Welten des Unbewussten und der Träume, wo sie seltsamen menschlichen Kreaturen mit Fuchskopf, Hasenohren und Hirschgeweihen begegnet, die zu einem Spiegel ihrer Selbst und unserer globalisierten, konfliktgeladenen Gesellschaft werden. Die eng an eine persönliche Mythologie geknüpften Motive unterstreichen dabei die Maxime ihres Lebens schlechthin: Die Erlangung absoluter Freiheit und grenzenloser Wahrnehmung und Sinnenlust.

Voraussetzung für ihr Arbeiten ist das „bedingungslose Sichöffnenwollen“ für alles Unbekannte und Ungewisse, dem sich Cornelia Schleime unablässig hingibt, und das sich für sie im Flüchtigen und der Verwandlung und im Assoziativen und Vielschichtigen ausdrückt. Für Cornelia Schleime, die zwischen „Arbeit und Leben nicht trennen kann, es auch nicht will“, verheißt dies gleichsam die Verschmelzung mit allem Seienden: „Die Romantik besteht darin, sich einbilden zu wollen, eine Chance zu haben, mit dem Weltkörper zu verschmelzen.“

Bis heute beschreitet Cornelia Schleime ihre ureigenen künstlerischen Pfade und ist Rebellin, Poetin und Romantikerin geblieben. Der Weg von der Kunst-Partisanin und Punk-Lady zur Grand Dame der Malerei eröffnete sich ihr indes nicht kampflos. Während ihrer Ausbildung in Dresden in den Jahren 1975 bis 1980 suchte die in Ost-Berlin aufgewachsene und katholisch erzogene Künstlerin nach einem freiheitlichen Kunstbegriff. Auf das 1981 erlassene Ausstellungsverbot reagierte sie mit nonkonformistischen Performances, in denen sie sich selbst einschnürte, um ihre „ausweglose Situation […] zum Ausdruck zu bringen“. Zudem gründete sie als Sängerin u.a. mit ihrem damaligen Partner, dem Künstler Ralf Kerbach, die DDR-Punkband „Zwitschermaschine“ und drehte experimentelle Super-8-Filme. 1984 musste sie die DDR binnen 24 Stunden verlassen.

Demütigung und Verrat veranlassten sie dazu, der Realität die Schönheit und die Poesie der Kunst entgegenzusetzen. Seitdem ist sie Meisterin der Ambivalenz und Irritation, die sich vielfältig in Bildern und Titeln verbergen. „Was kann im Leben schöner sein, als Faszinierendes und Schreckliches zugleich“, äußerte sie. Übergänge von Licht und Schatten, Fragilität und Präsenz und Derbheit und Eleganz verbinden sich bei ihr auf höchst homogene Weise. Mäandernd durchziehen Figuren und Motivserien ihr Werk, in denen sie von den ganz großen Gefühlen, „Tragik, Liebe (und) Leidenschaft“, erzählt.

„Meine Figuren“, so Cornelia Schleime, „das bin ich“. Diese Prämisse verfolgt sie auch in ihren jüngsten Performances, in denen sie sich in die Wesen ihrer Bilder und ihrer Fantasie verwandelt, wie in das „Zopf-Mädchen“ von einst, ein Motiv, welches sich nach Durchsicht ihrer Stasi-Akten einstellte und mit dem sie auf die Repressalien von DDR-Staat und Kirche aufmerksam machte.

Kuratorin: Dr. Andrea Fromm, Kunsthistorikerin

ZUR AUSSTELLUNG

KUNSTHAUS APOLDA AVANTGARDE
Bahnhofstraße 42, 99510 Apolda

ÖFFNUNGSZEITEN
Dienstag – Sonntag 10 bis 17 Uhr
Führungen nach telefonischer Voranmeldung

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