Erstmalig präsentiert die Galerie Ludorff ab dem 7. Mai 2011 Werke der mehrfach preisgekrönten und in zahlreichen Museumssammlungen präsenten Berliner Künstlerin Cornelia Schleime.
Die Gemälde und Aquarelle der 1953 im Osten Berlins geborenen und später an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden ausgebildeten Cornelia Schleime zählen seit 30 Jahren zu den spannendsten Zeugnissen zeitgenössischer figurativer Malerei in Deutschland. Ihren sehr individuellen und ausdrucksstarken Stil hat die Künstlerin gegen stärkste Widerstände und über zahlreiche persönliche Enttäuschungen hinweg durchgesetzt. Konsequent - auch gegen die frühe Ablehnung durch den Staatsapparat der DDR - ist sie ihren Weg gegangen. Ihre radikal ablehnende Haltung gegen das politische System führte dazu, dass sie über viele Jahre nicht nur mit einem Arbeitsverbot belegt sondern auch durch enge Vertraute bespitzelt wurde. Nach mehreren erfolglosen Ausreiseanträgen wird ihr schließlich im Jahr 1984 die Ausreise nach West-Berlin genehmigt. Dies jedoch nur unter der Auflage, ihr gesamtes bis dahin entstandenes künstlerisches Werk zurücklassen zu müssen.
Es ist die radikale Haltung, die sich Schleime aber nicht nur erhalten hat sondern die von den genannten Widerständen nur noch bestärkt worden zu sein scheint. In den für unsere Ausstellung entstandenen Portraits sucht sie in sehr direkter Auseinandersetzung das Antlitz der Dargestellten. Aus immer neuen Blickwinkeln zeigt sie starke und selbstbewusste Frauen deren Empfindsamkeit und Verletzlichkeit hinter scheinbar unnahbaren Gesichtern aber stets zu erahnen ist. Es sind neben den Besonderheiten in der Mimik auch außergewöhnliche Details der Kleidung, die die Malerin wie etwa bei der herablassend blickenden „Herrin II“ (2009) oder der kühl abschätzenden „Femme Fatale“ (2010) stets aufs Neue faszinieren.
Ein weiteres Charakteristikum der Malerei Cornelia Schleimes ist die Verwendung außergewöhnlicher Werkstoffe: Acryl, Asphaltlack und Schellack liegen in mehreren Schichten über- und nebeneinander und scheinen noch auf der Leinwand miteinander zu reagieren. Sehr raue und tiefe Furchen, die der Pinsel in das Material eingegraben hat, lassen etwa lockige Haare haptisch greifbar werden. Die reliefhafte Struktur wird aber häufig von glänzenden und schimmernden Partien abgewechselt, die den Durchblick auf unterliegende Farbschichten erlauben und auf die Empfindsamkeit unter der Oberfläche verweisen. Die Wechselwirkung der sehr gegensätzlichen Werkstoffe lassen die Erkundung der Bildfläche zu einem sinnlichen Erlebnis werden.
Der Triumph der Malerei Schleimes über zahlreiche Hindernisse äußert sich schließlich auch in den oftmals ausladenden Formaten und in ihrem Verzicht auf perspektivische Bildräume. Es gibt keinen Mittelgrund, der vom Portrait ablenken könnte. Vielmehr werden die Portraits vom Bildrand beschnitten und scheinen aus dem Bildraum herauszudrängen. Die frontale Darstellung der Frauen und die Konzentration auf das Wesentliche lassen die Rolle von Betrachter und Betrachteter verschwimmen und ermöglichen so eine sehr intensive Zwiesprache mit den Dargestellten.
In ihren Zeichnungen und Aquarellen arbeitet Cornelia Schleime experimenteller und nähert sich häufig fabelhaft-entrückten Wesen an, die sich nicht selten als metamorphe Kreaturen aus Mensch und Tier offenbaren. Sie erscheinen uns seltsam vertraut, rücken durch die reduzierte Mimik jedoch zugleich wieder in Distanz zu ihrem Gegenüber.
Zeitgleich zu unserer Ausstellung zeigt die Neue Galerie in Gladbeck die Schau „Cornelia Schleime. Die sind ja nicht von hier“ (6. Mai bis 1. Juli 2011).