Bernard Schultze
Das weisse Etwas
1988
Oil on canvas
130 × 150.5 cm / 51 3/16 × 59 1/4 in
Signed and "88" dated also verso signed, "88" dated and titled
Catalogue Raisonné by Dietrich a. Hermann 2015 no. 88/18
The artist's studio; Private Collection Rhineland
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Frühjahr 2021, Düsseldorf 2021
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2021", Düsseldorf 2021, S. 140
- Stephan Diederich u. Barbara Herrmann für das Museum Ludwig, Köln, "Bernard Schultze. Verzeichnis der Werke Band II. 1939 bis 1989", Köln/München 2015, Nr. 88 / 18
Bernard Schultze zählt zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Abstraktion und war Mitbegründer der Künstlergruppe Quadriga, die den Kern des späteren deutschen Informel stellen sollte. Seit Anfang der 1950er Jahre sind das Blühen und der Zerfall Themen, um die sich das Werk Schultzes dreht. Er kombiniert darin Einflüsse der surrealistischen Bildvorstellung mit einem für den Informel typischen, impulsiven Pinselduktus unter Anwendung eines additiven Malverfahrens. Schultze malt seine Werke in mehreren unterschiedlichen Schichten. Sobald etwas Form annahm, wurde es durch weiteres Übermalen »gestört«, das »Gelungene« bildet die Basis für das Neue, das es verändert und bedeckt. Bei der Betrachtung bleibt das Auge immer in Bewegung und wird beim Versuch, die vollkommene Dichte der Komposition nachzuvollziehen verunsichert. Auf der rein visuellen Ebene erzählen und beschreiben seine Werke nichts und verwehren dem Betrachter so den Zugang zum Bildinhalt.
In unseren Werken »das weisse Etwas« (1988) und »In der Perlmutt-Luft« (1993) geben die Werktitel einen Anhaltspunkt auf in den Werken klar auszumachende Farbfelder und verdeutlichen gleichsam Schultzes Affinität, seine Werke mit hermetisch verschlüsselten Inhalten aufzuladen. Schultze schickt den Betrachter auf eine Reise durch sich überlagernde, angrenzende und verzahnende Farbwelten, die in ihrer Wirkung unterschiedliche Assoziationen zu evozieren vermögen. In »das weisse Etwas« fällt der Blick unweigerlich auf die Farbfläche in der rechten Bildhälfte, die in ihren Tönen aus gebrochenem Weiß in einem Kontrast zum Farbfeuerwerk der angrenzenden, linken Bildhälfte steht. Der an den Impressionismus anklingende Pinselduktus lässt hier filigrane Gebilde erblühen, die unweigerlich an die organische Pracht eines belebten Korallenriffs erinnern. In »In der Perlmutt-Luft« dagegen dominiert selbiges Weiß den Bildträger und lässt bei genauerer Betrachtung überlagerte Farbfelder und zarte Linienstrukturen erkennen, die durch deren Durchscheinen an Perlmutt erinnern, welches unter Lichteinfluss zu irisieren scheint.