Oskar Schlemmer
Fries mit sechs Köpfen
1936
Oil on paper, sgrafitto
12 × 64.5 cm / 4 3/4 × 25 3/8 in
Catalogue Raisonné by von Maur 1979 no. G 323
Collection Dieter Keller, Stuttgart; Spencer A. Samuels & Company, Ltd., New York (1969); Galerie Folker Skulima, Berlin; Private Collection Frankfurt/Main (1979); Private Collection
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Frühjahr 2021, Düsseldorf 2021
- Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner, "Oskar Schlemmer: Gemälde, Aquarelle, Plastiken, Zeichnungen, Druckgraphik", November - Januar, Bremen 1976/77
- Felix Landau Gallery, "Oskar Schlemmer", Februar, Los Angeles 1970
- Spencer A. Samuels & Company, "Oskar Schlemmer", Oktober - November, New York 1969
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2021", Düsseldorf 2021, S. 134
- Karin von Maur, "Oskar Schlemmer. Oeuvrekatalog der Gemälde, Aquarelle, Pastelle und Plastiken", Bd. 2, München 1979, Nr. G 323
- Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner (Hg.), "Oskar Schlemmer: Gemälde, Aquarelle, Plastiken, Zeichnungen, Druckgraphik", Ausst.-Kat., Bremen 1976, Nr. 19
- Felix Landau Gallery (Hg.), "Oskar Schlemmer", Ausst.-Kat., Los Angeles 1970, Nr. 7
- Spencer A. Samuels & Company (Hg.), "Oskar Schlemmer", Ausst.-Kat., New York 1969, Nr. 28, S. 33 + 69
Unser Werk »Fries mit sechs Köpfen« von Oskar Schlemmer entstand 1936, ein Jahr nach einem motivisch verwandten Gemälde »Sechs-Köpfe-Fries«, das sich im Nachlass des Künstlers befindet.1 Der Fries aus Öl auf sehr dünnem pergamentartigem Papier zeigt sechs Köpfe im Profil in je drei Zweiergruppen einander zugewandt. Das Kleinformat von 12 x 64,5 cm ist keine Vorzeichnung oder Skizze. Das zuvor entstandene Gemälde zeigt eine ähnliche, aber nicht identische Anordnung der Köpfe. Es ist die hervorragende technische Ausarbeitung zu beachten: In dunklen Brauntönen sind die Haare der Figuren ausgearbeitet, darüber überschattet ein dunkles, aber kräftig leuchtendes Blau die gesamte Fläche. Schlemmer hat anschließend Linien weggekratzt, welche die Umrisslinien der Köpfe bilden. Zusätzlich hat er Stellen ausgespart, sodass der Ton des Papiergrunds hindurchscheint und helle Nuancen dem Bild zufügt. 1935 sagt Schlemmer selbst über seine Arbeiten:
»… Es waren unglaubliche Stadien des Übermalens, das Durchscheinen des intensiv gelborangen Grundes gegen neue Dunkelheiten. Selbst jetzt noch, nachdem fast alles zugedeckt, geistern noch die Spuren des darunter befindlichen. / Es ist nun eine eigentümliche Stimmung im Bild (das so nur die Untermalung bilden sollte) eine mitternächtliche, flukturierende, phosphoreszierende. Ein bewegtes Lebendiges, das die strengen Bilder daneben steif-hölzern erscheinen läßt. Es ist nun viel Pinselkultur darinnen (…) und die Haltung ist doch wohl eine edle, auch die vornehme Farbigkeit des schwarz-blau-grau-goldorange… wesentlich bleibt dabei: das freie Spiel der Kräfte und das Dunkel, in das es gekleidet ist.«2
Es gleiche einer fluktuierenden, phosphoreszierenden mitternächtlichen Stimmung – das Dunkelblau hüllt die Köpfe in eine fantastische Stimmung und verleiht dem schmalen Fries eine Eleganz und Mystik. Schlemmers Gesamtoeuvre ist geprägt von Darstellungen, in denen er anonymisierte Figuren ohne individuelle Eigenschaften, oft in der bis dahin eher unüblichen Rückenansicht, in einem von allem schmückenden Beiwerk befreiten Raum setzte. In einfacher, reduzierter, stereometrischer 3 Wiedergabe schafft er Bildräume von belebter und zugleich mystifizierter Balance. Unser Werk fertigt Schlemmer während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft an. Er selbst, ehemaliger Professor am Bauhaus und der Staatlichen Akademie für Kunst- und Kunstgewerbe in Breslau, galt als diffamiert und seine Werke wurden in der Schandausstellung »Entartete Kunst« gezeigt. 1937 präsentierte allerdings die London Gallery eine große Schlemmer-Ausstellung, was seine internationale künstlerische Bedeutung hervorhob und beteuerte, die bis heute andauert.
1 Vgl. Karin von Maur, »Oskar Schlemmer. Oeuvrekatalog der Gemälde, Aquarelle, Pastelle und Plastiken«, Bd. 2, München 1979, Nr. G 323; Zu Vergleichen ist die von 16.3.1936 datierte Farbstiftzeichnung Nr. K101; Motivisch verwandtes Gemälde von 1935 (Nr. G281 »Sechs-Köpfe-Fries« im Nachlass Oskar Schlemmers).
2 Ebd., S. 110.
3 stereometrisch = geometrische Gebilde im Raum