Käthe Kollwitz
Mutter mit zwei Kindern
1932-36 / ca. 1991
Bronze
77 × 79 × 84 cm / 30 5/16 × 31 1/8 × 33 1/16 in
Signed and with the foundry mark »H. NOACK BERLIN« verso on the plinth
Edition of Posthumous cast of ca. 1991; One of a total of 13 exclusively posthumous bronze casts; [2 casts at Kunstgießerei Herbert Schmäke, Dusseldorf 1957/1958; 10 casts (retail) + 1 (special cast) at Bildgießerei Hermann Noack, Berlin (on behalf of the estate under the direction of Arne Kollwitz)]
Catalogue Raisonné by Seeler 2016 no. 29 I.B.9a
Arne Kollwitz, Berlin (1991 cast at Bildgießerei Hermann Noack, Berlin); Galerie Ludorff, Dusseldorf (September 1991-1993); Private Collection Zug, Switzerland (1993-2022)
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Herbst 2022, Düsseldorf 2022
- Hannelore Fischer/Käthe Kollwitz Museum, "Käthe Kollwitz. Der Werküberblick", Köln 2022, S. 265
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2022", Düsseldorf 2022, S. 86
- Annette Seeler, "Käthe Kollwitz – Die Plastik. Werkverzeichnis", München 2016, Nr. 29 I.B.9a.
Die 1932-36 entstandene Plastik »Mutter mit zwei Kindern« gilt als skulpturales Hauptwerk der in Königsberg geborenen Künstlerin Käthe Kollwitz. Eindrucksvoll zeigt sie die Essenz dessen, was für Kollwitz ein Herzensthema war - die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Die Künstlerin, selbst Mutter von zwei Kindern und mehrfache Großmutter, setzt sich während ihrer gesamten künstlerischen Karriere immer wieder mit dem Thema auseinander und verarbeitet es in den verschiedensten Medien.
Käthe Kollwitz arbeitet nicht von Beginn an skulptural, erst 1904 wendet sie sich dieser Technik zu und nimmt in Paris an einem Bildhauerkurs an der Académie Julian teil. Während Ihres Aufenthaltes besucht sie auch das Atelier ihres großen Vorbilds Auguste Rodin.
Das Werk »Mutter mit zwei Kindern« ist nach einem langen gestalterischen Reifungsprozess entstanden. Mit der Mutter-Kind-Thematik beschäftigt sich die Künstlerin im Medium der Plastik wiederholt seit ca. 1910. Aus der ursprünglichen Idee eine Mutter mit nur einem Kind im Arm darzustellen, war nach der Geburt Ihrer Enkelinnen, der Zwillinge Jördis und Jutta im Jahr 1923, die Idee gereift, das Werk um ein zweites Kind zu erweitern. »Dieses Werk ist lange in mir gewesen, bevor ich mit seiner Formung begann. Ich hatte dabei aber immer nur an ein Kind gedacht, während das wahrhaft mütterliche Umfassen doch nicht genug hat an nur einem Kinde«1.
Nachdem das Werk lange nur als Entwurf in ihrem Kopf existent war, begann die Künstlerin 1932, nachdem sie die Arbeit am Mahnmal »Trauernde Eltern« abgeschlossen hatte, endlich mit der tatsächlichen bildhauerischen Arbeit.
Die monumentale Bronzeskulptur zeigt eine auf dem Boden hockende, unbekleidete Frau, eng umschlugen hält sie zwischen ihren gespreizten Beinen zwei Kinder, ein Baby und ein Kleinkind. In der Umarmung, die mithilfe von Armen und Beinen die Kinder fast gänzlich umschließt, kommen Schutz und Liebe gleichsam zum Ausdruck. Die drei Gesichter, alle mit geschlossenen Augen, sind einander zugewandt und treffen sich in einem Moment intimer Intensität. Sie verschmelzen gänzlich zu einer Einheit und vermitteln in ihrer Zugewandtheit ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Plastik steht als Metapher für die endlose Mutterliebe, einem der stärksten und reinsten Gefühle überhaupt.
Zwei Güsse dieser Form entstanden zu Lebzeiten der Künstlerin, 1936 ein Steinguss und 1937/38 eine weitere Version aus Donaukalkstein. Ein erstes in Bronze gegossenes Exemplar entstand erst posthum, nämlich in den 1950er Jahren bei der Düsseldorfer Gießerei Schmäke. Unser Exemplar zählt zu den insgesamt 10 weiteren Bronzegüssen, die der Nachlass der Künstlerin 1991 in der bekannten Bildgießerei Noack in Berlin hat fertigen lassen, um die ursprünglich vorgesehene Editionsgröße abschließend zu vollenden. Weitere Exemplare dieser Edition befinden sich im Kölner Käthe Kollwitz Museum wie auch in der Berliner Sammlung des Museums, das der Künstlerin gewidmet war.
1 Hannelore Fischer/Käthe Kollwitz Museum, »Käthe Kollwitz. Der Werküberblick«, Köln 2022, S. 250.