Karin Kneffel
Ohne Titel
2012
Watercolour on paper
26 × 36 cm / 10 1/4 × 14 3/16 in
Signed and dated on the verso
The artist’s studio; Private Collection the Netherlands
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020". Düsseldorf 2020
- Käthe Kollwitz Museum, "Karin Kneffel. Fallstudien. Arbeiten auf Papier", 16.01.-19.04.2015, Köln
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020", Düsseldorf 2020, S. 62
- Käthe Kollwitz Museum Köln/ Kunstverein Bremerhaven von 1886 e.V. (Hg.), "Karin Kneffel. Fallstudien. Arbeiten auf Papier", Ausst.-Kat., Köln 2015, S. 67
Wassertropfen laufen eine Scheibe hinunter. Dahinter zu sehen: eine Frau, auf dem Boden kniend, den Boden wischend.
Ganz in der Tradition des »Voyeurismus« – des verbotenen Blickes – entstehen auch im Werk Karin Kneffels Aquarelle und Gemälde, die heimliche Beobachtungen zum Thema haben oder haben könnten. Wer schleicht sich im Regen ums Haus und schaut der Frau beim Putzen zu? Ist überhaupt jemand geschlichen oder kombiniert die Künstlerin hier einfach nur ein Filmstill mit einer sehr klaren Beobachtung von rinnenden Tropfen? Karin Kneffel zeigt auch in diesem Werk wieder einmal viel mehr als ihre außergewöhnlichen malerischen Fertigkeiten. Kneffel zeigt uns Situationen, die real daherkommen, aber alles andere als real sind. Sie zeigt uns Wasserfarbe und Wassertropfen und eine Frau, die mit einem Schwamm den wasserfarbenen Boden wegreibt. All dies ist intellektuell wie technisch versiert und vielschichtig und zieht den Betrachter seit Jahren immer wieder in seinen Bann.
Erstmals werden Kneffels Arbeiten auf Papier 2015 in einer umfangreichen Werkschau im Kölner Käthe-Kollwitz-Museum und im Kunstmuseum Bremerhaven gewürdigt. Die Motive der Papierarbeiten aus der damaligen Ausstellung greifen teilweise Motive der Gemälde auf. Die Papierarbeiten sind aber nie als Vorstudien zu verstehen. Die Aquarelle sind ebenso abgeschlossen und autonom. Es sind Variationen – Bildmotive, die von verschiedenen, bildnerischen Präsenzen und komplett unterschiedlichen Techniken dominiert werden. Sei Öl die maltechnische Leitgattung der Neuzeit, so ist das Aquarell bis heute die Talentprobe des Farbmalers, weil es, anders als Öl oder auch Acryl, keine Korrekturen vorsehe, äußert Walter Grasskamp zu den technischen Unterschieden und dem hohen Schwierigkeitsgrad der Aquarellmalerei.
Kneffel bedient sich hier einer Technik, der oft zarte Farbverläufe, Konturlosigkeit, eine schnelle Ausführung und Flüchtigkeit zugesprochen werden. Doch wendet sie die Technik so präzise und akribisch an und arbeitet die Wassertropfen so realistisch aus, dass es scheint, als trotze sie diesem höchsten Schwierigkeitsgrad einfach. In den gewählten alltäglichen Interieurszenen zeigt Kneffel die malerischen Techniken und ihre handwerklichen Fähigkeiten mit Bravour.