August Macke

Szene aus 1001 Nacht
1913

August Macke, Szene aus 1001 Nacht

Tusche auf Papier

15,8 × 21 cm

Rückseitig datiert, betitelt und mit dem Nachlassstempel versehen und "St 9/3" beschriftet sowie mit einer Zeichnung versehen

Werkverzeichnis Heiderich 1993 Nr. 1921

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Provenienz

Kunsthandlung Wiesnet, München; Sammlung Hildegard Auer, Oberpfalz; Ketterer Kunst, Auktion 428, Lot 25, 2015, München; Privatsammlung München

Ausstellungen
  • Galerie Nierendorf, »August Macke«, Berlin 1958
  • Galerie Nierendorf, "Deutsche Expressionisten", Berlin 1961
Literatur
  • Galerie Ludorff (Hg.), "Meisterwerke", Ausst.-Kat., Düsseldorf 2020, Installationsansicht, S. 063
  • Ursula Heiderich, "August Macke – Zeichnungen – Werkverzeichnis", Stuttgart 1993, Nr. 1921

Bereits vor der legendären Tunisreise mit Paul Klee und Louis Moilliet im April 1914 beschäftigte sich der Maler August Macke mit dem Orient. Schnellen Schrittes eilt ein bärtiger Diener mit Turban, spitzen Schuhen und Pluderhose, in den Händen ein Tablet mit Trinkgefäß und Karaffe, von rechts nach links durch einen südlichen Garten mit Springbrunnen und Palmenbewuchs. Im rechten Mittelgrund scheinen zwei weitere Personen in langen Gewändern in ein Gespräch vertieft. Macke hält das Motiv mit sicher gesetzter Tusche auf dem Papier fest. Dabei stehen die Linie und die Schraffur klar im Vordergrund. Es entsteht ein atmosphärisches Bild, das besonders durch seine Auslassungen und weißen Flächen an Spannung gewinnt und die Meisterschaft Mackes als Zeichner belegt.

Für das Orientbild im Europa des ausgehenden 19. Jahrhunderts kann Friedrich Nietzsches »Also sprach Zarathustra« paradigmatisch angesehen werden – vor allem das Kapitel »Unter Töchtern der Wüste«, in dem der Orient als Gegenbild zum »wolkigen feuchten schwermütigen Alt-Europa« gezeichnet wird.1 Auch August Macke setzte sich mit dem Orient auseinander, zeichnet hier jedoch ein Bild, das von der Lektüre von »Tausendundeiner Nacht« und vor allem seinem Besuch der »Ausstellung von Meisterwerken Muhammedanischer Kunst«2 im Sommer 1910 in München beeinflusst wurde. Das genaue Betrachten der Originale in der Ausstellung verdeutlichten Macke den Wert des Ornaments und die große Bedeutung von Linie und Fläche als Möglichkeit den zentralperspektivisch organisierten, naturalistischen Bildraum in der europäischen Kunst zu überwinden. Darin sah er eine große Chance für seine Kunst. Im 1912 erschienenen Almanach »Der Blaue Reiter« nennt er Europa und den Orient als Beispiel dafür, als er sich äußert: »Auch Stile können an Inzucht zugrunde gehen. Die Kreuzung zweier Stile ergibt einen dritten, neuen Stil.«3 In unserer »Szene aus 1001 Nacht« verdeutlicht er dies auf sehr schöne Weise.

1 »– bei denen nämlich gab es gleich gute helle morgenländische Luft; dort war ich am fernsten vom wolkigen feuchten schwermütigen Alt-Europa! Damals liebte ich solcherlei Morgenland-Mädchen und andres blaues Himmelreich, über dem keine Wolken und keine Gedanken hängen.« (F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra, 1883).

2 Für einen Einblick in die Ausstellung siehe https://digitalcollections.nypl.org/collections/die-ausstellung-von-meisterwerken-muhammedanischer-kunst-in-mnchen-1910#/?tab=about.

3 August Macke, »Die Masken«, im Almanach »Der Blaue Reiter«, 1912, S. 21-27, hier S. 23.

Über August Macke

Das vielfältiges künstlerisch Œuvre August Mackes umfasst Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen und zeichnet sich auch motivisch durch große Vielfalt aus.

Weitere Werke