Carl Hofer

Mädchenakt (sitzend, nach rechts)
ca. 1946/1947

Carl Hofer, Mädchenakt (sitzend, nach rechts)
© © VG Bild-Kunst, Bonn

Kreide auf Papier

60,2 × 43 cm

Signiert mit dem Monogramm und "Hockende" beschriftet

Dieses Werk ist registriert im unveröffentlichten Werkverzeichnis der Aquarelle und Zeichnungen der Werke von Karl Hofer erarbeitet von Karl Bernhard Wohlerts unter der Nr. 1593

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Provenienz

Atelier des Künstlers; Galerie Henning, Halle (1948); Privatsammlung Deutschland (-2023)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Herbst 2024, Düsseldorf 2024
Literatur
  • Galerie Henning, "Karl Hofer. Aquarelle und Ölstudien, Zeichnungen, Lithographien", Katalog 17, Halle 1948, Nr. 22

Der 1878 in Karlsruhe geborene Künstler Carl Hofer studiert unter anderem bei Leo von Kalckreuth und Hans Thoma an der Akademie der Kunst in Karlsruhe. Aufenthalte in Paris und Rom prägen den Künstler sehr. Eine tiefe Zäsur für Hofer ist die Diffamierung seiner Person und Kunst während der Zeit der Nationalsozialisten, denen er offen kritisch gegenübersteht. Diese Ernüchterung spiegelt sich auch in seiner Kunst wider. In ihr wird die Suche nach Schönheit nie aufgegeben. Einer Schönheit, in der gleichzeitig immer ein Hauch von Melancholie mitschwingt.

Ausgehend vom Figürlichen stellt der Künstler Carl Hofer den Menschen in das Zentrum seines Schaffens. Seine Figuren sind gekennzeichnet durch eine sehr zarte, zerbrechliche und gleichzeitig karge Schönheit. Seine Werke strahlen eine immense Ruhe aus und lesen sich geradezu als Hommage an die Stille. Dieses Moment der Stille greift Hofer auch in der Zeichnungen »Mädchenakt (sitzend, nach rechts)« auf, in denen der Künstler eine junge Frau porträtiert, die wie in Gedanken versunken scheint. Keine der jeweiligen Szenen bedürfen dabei einer aufwendigen Bildarchitektur oder erklärender Attribute. Mit wenigen gekonnten Linien und Schraffuren bringt Hofer die Umrisse der Mädchen sehr plastisch zu Papier und evoziert eine sehr intime, emotionale Stimmung.

Bezeichnend für das Werk Carl Hofers ist seine Vision des klassisch Schönen gepaart mit lyrischem Inhalt. Bemerkenswert ist, dass seine Bilder nie ins Sentimentale oder Gefällige abrutschen, sondern stets aufgeladen sind mit einem tieferen Sinn. »So liegt die überzeitliche Bedeutung Hofers in seinem Erfolg, der Kunst ein neues Weltbild, nämlich das der Menschlichkeit, gegeben zu haben.«1

Mit dieser Ausdrucksform nimmt Hofer eine Sonderstellung innerhalb der deutschen Kunstwelt ein, die sich weder dem Impressionismus oder dem Expressionismus noch der abstrakten Malerei zuordnen lässt. Seine Intention bringt der Künstler treffend auf den Punkt: »Irgend ein Naturalismus blieb mir fremd von Anbeginn an. Nie habe ich eine Figuration nach der äußeren Natur des Zufälligen geschaffen. Der Impressionismus vermochte mich darum nicht zu berühren. Die Ekstasen des Expressionismus lagen mir nicht. Ebensowenig lag es mir, durch die bei uns so hoch geschätzten Brutalitäten zu wirken, die für Kraft gehalten werden. Der Mensch und das Menschliche war und ist immerdauerndes Objekt meiner Darstellungen allerdings verstanden in einem tieferen, das Religiöse berührenden Sinn. Man muß den Mut haben unmodern zu sein. Es will mir das Kunstwerk als das Höchste erscheinen, auf das der Hölderlinsche Begriff des ›Heilig Nüchternen‹ anzuwenden wäre.«2

1 Zit. nach: Gerd Köhrmann in: »Karl Hofer. Galerie der grossen Meister«; Bd. 90, Bergisch Gladbach, o. J.

2 Zit. nach: Karl Hofer: »Aus Leben und Kunst“, Berlin 1952, S.30.

Über Carl Hofer

Carl Hofer bahnte sich - ausgehend von der klassisch realistischen Malerei - als Schüler bei Hans Thoma seinen Weg hin zur ungeschönt realistischen Darstellung.

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