Cornelia Schleime
Princess Ka'iulani
1999
Acryl, Schellack und Asphaltlack auf Leinwand
200 × 160 cm
Rückseitig signiert und "99" datiert
Ka'iulani war die letzte Kronprinzession des Königsreichs Hawai'i. Ihr Name bedeutet "höchster Punkt des Himmels" oder "die königliche Heilige".
Die Arbeit wird aufgenommen in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Juerg Judin und Dr. Pay Matthis Karstens, Berlin
Galerie Michael Schultz, Berlin; Privatsammlung Deutschland
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Herbst 2024, Düsseldorf 2024
- Orangerie im Georgium, Anhaltischer Kunstverein Dessau, "Cornelia Schleime. Von Angesicht zu Angesicht", Dessau 2002
- Anhaltinischer Kunstverein Dessau (Hg.), "Cornelia Schleime. Von Angesicht zu Angesicht", Berlin 2002, S. 55
Cornelia Schleime findet erst über Umwege zur Kunst. Zwar verspürt sie bereits früh den Drang nach Veränderung und Wandel, ihr unangepasstes Leben ist den Obrigkeiten in der DDR jedoch ein Dorn im Auge. Lange wird ihr daher der Zugang zu den staatlichen Akademien verwehrt.
Nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Friseurmeisterin, einem Studium der Maskenbildnerei und Ihrer Arbeit als Pferdewirtin, darf sie erst in den späten 1970er Jahren endlich Kunst studieren. 1980 macht sie ihr Diplom an der Kunstakademie in Dresden im Bereich Malerei und Grafik. Dennoch arrangiert sie sich nie mit dem Kunstsystem in der DDR und so erhält sie bereits 1981 Ausstellungsverbot. Diverse Ausreiseanträge scheitern. Erst 1984 darf sie mit ihrem Sohn Moritz nach langem Kampf die DDR verlassen und nach West-Berlin übersiedeln. Dies allerdings nur unter der Auflage, ihr Frühwerk vollständig zurückzulassen.
In West-Berlin löst sich die junge Künstlerin rasch von den Traditionen der Dresdener Schule und ihr Werk durchlebt, unter dem Eindruck der ge
wonnenen Freiheit, einen Paradigmenwechsel. Losgelöst von der Feinheit ihrer bisherigen, figürlich anmutenden Aquarelle und Tuschezeichnungen, findet Schleime Gefallen an den »Bad Taste Strategien« Sigmar Polkes und Martin Kippenbergers. Ihre Skepsis gegenüber dem sentimentalen Kunstbegriff, welcher die Kunst allein als Ausdruck schöpferischer Wahrheit versteht, kann Sie nun erstmals offen äußern. Nach weiteren Wahrheiten und Ausdrucksmöglichkeiten in der Kunst suchend, beginnt sie, die Oberflächenromantik des Dargestellten zu durchbrechen.
Anstatt den Schein romantisierter und trivialer Bildwelten darzustellen, möchte Schleime erkunden, was diesen zugrunde liegt und neue Bildwelten schaffen. Als Künstlerin stellt Sie sich hierbei immer wieder die Frage nach der Wahrnehmung und durch was diese bedingt wird. Sie bedient sich dabei äußerer Merkmale wie Kleidung und dekonstruiert diese zu Stilmitteln ihrer persönlichen, künstlerischen Handschrift.
Anfang der 1990er Jahre findet sie Gefallen am Porträtieren namhafter Frauen. Bei dem uns vorliegenden Werk handelt es sich um Ka’iulani (1875–99), die letzte Kronprinzessin des ehemaligen Königreichs Hawaii. Das Gemälde entsteht 100 Jahre nach dem Tod der Dargestellten, während einer fast zweijährigen Studienreise der Künstlerin auf der Pazifikinsel.
Schleime stellt die Prinzessin im Dreiviertel-Porträt dar. Mit erwartungsvollem Blick schaut Ka’iulani aus dem Bild heraus. Sie trägt eine elegante, hochgeschlossene Robe, die stark an die westeuropäische Belle Époque gegen Ende des 19. Jahrhunderts erinnern. Die Stofflichkeit der Kleidung wird durch die von Schleime entwickelte Mischtechnik aus Acryl und Schellack betont, zwei Malmittel, die sich gegenseitig abstoßen und dazu neigen, raue, aufgebrochene Oberflächen zu erzeugen. Der mit Federn verzierte Kopfschmuck, ist opulent und erstreckt sich über das obere, linke Drittel der Leinwand.
Ka’iulani präsentiert sich nicht in einer hawaiianischen Tracht, sondern überraschenderweise in der Kleidung des weit entfernten, europäischen Kulturkreises. Beschäftigt man sich mit dem Leben der Kronprinzessin so ist diese Kleidung aber keineswegs ungewöhnlich. Ka’iulani lebte nach dem politischen Umsturz seit 1893 im europäischen Exil und pflegte sich im Stil einer viktorianischen Gesellschaftsdame zu kleiden.
Dieserart Arbeiten sind Ausdruck Schleimes persönlicher Vorliebe für starke, weibliche Charaktere. In der Prinzessin entdeckt die Künstlerin eine Verwandte im Geiste. Eine mutige Frau ihrer Zeit, die nicht mehr in ihrer Heimat leben durfte und so haben ihre besten Werke immer auch autobiographische Bezüge.