Cornelius Völker

Meerschweinchen
2003

Cornelius Völker, Meerschweinchen
© VG Bild-Kunst, Bonn

Öl auf Leinwand

40 × 50 cm

Rückseitig signiert, datiert und "XXX" nummeriert

Ich möchte über neue Werke von Cornelius Völker informiert werden.

Möchten Sie ein ähnliches Werk verkaufen? Sprechen Sie uns an!

Provenienz

Atelier des Künstlers

Der heute als freischaffender Künstler in Düsseldorf und New York arbeitende Cornelius Völker wird 1965 in Kronach in Oberfranken

geboren. Seine künstlerische Ausbildung absolviert er von 1989 bis 1995 an der Kunstakademie in Düsseldorf bei A. R. Penck und Dieter Krieg, bei dem er 1994/95 als Meisterschüler sein Studium abschließt. Seit 2005 hat er eine Professur für Malerei an der Kunstakademie Münster inne und ist Träger mehrerer bedeutender Kunstpreise.1)

Ein prägnantes Merkmal der Kunst Völkers ist seine triviale Themenwahl, die von einer motivischen Auseinandersetzung mit Strohhalmen, Apfelkerngehäusen, Küchenhandtüchern, Schoßhündchen oder, wie bei unserem Bild, bis hin zu Meerschweinchen reicht. Der scheinbaren Banalität des Objekts entgegengesetzt, inszeniert der Künstler dieses an der Grenze des Provokativen. So fokussiert er das Motiv, häufig vergrößert er es sogar, setzt es vor einem monochrom gehaltenen Hintergrund in Szene und verzichtet schließlich auf jedes ablenkende Beiwerk. Ein einmal gefundenes Bildmotiv variiert der Maler stets in Serien.

Auch bei unserem Gemälde „Meerschweinchen“ verfährt Völker nach diesem Schema. Das kleine Tierchen nimmt den gesamten Bildraum ein und das wuschelig braun-weiße Fell hebt sich deutlich von dem monochrom in Grün gestalteten Hintergrund ab. Während das Meerschweinchen durchaus naturalistisch wiedergeben ist, kontrastiert hierzu der abstrakte grüne Hintergrund. Mit glatten horizontalen Pinselstrichen lasiert der Maler diesen von oben nach unten und erreicht einen changierenden Farbverlauf von einem hellen Ockergrün zu einem dunklen Tannengrün. Dieses Kolorit und der Schatten, den das Haustier wirft, suggerieren zwar den Eindruck von Räumlichkeit, geben letztlich jedoch keine Information über eine Örtlichkeit. Der Inszenierung in einem Fotostudio ähnlich, soll der Blick des Betrachters allein auf das Meerschweinchen gelenkt werden, das im Profil gezeigt wird, und welches den Kopf leicht zum Betrachter dreht. Virtuos gibt der Künstler das Tier malerisch wieder: Genau wie das Meerschweinchen mit seinem langen wuscheligen Fell einem ‚Wollknäuel‘ ähnelt, ahmt der Maler aus einem ‚Farbknäuel‘ die besondere Beschaffenheit des weichen Fells plastisch nach. Auffallend hierbei ist, dass der Pinselduktus und damit einhergehend der Malakt klar zu erkennen ist. Auch bei dem sorgfältiger ausgearbeiteten Köpfchen des Tiers, mit fein ausgeführten Ohren und Augen bis hin zu den exakt angegebenen Schnurrbarthaaren, bleibt der Prozess des Malens nachvollziehbar. Scheint Völkers vordergründige Absicht zunächst die Wiedergabe eines Motivs, in unserem Fall eines Meerschweinchens, zu sein, wird dem Betrachter schnell klar, dass es dem Künstler gleichzeitig um das Gestaltwerden des Motivs in Farbe geht. Auf der einen Seite dem Gegenständlichen verpflichtet, löst sich das Motiv auf der anderen Seite bei näherem Betrachten in abstrakte Formen und Farbbahnen auf. Hierbei wird einem Völkers besondere malerische Fingerfertigkeit bewusst, die er bis an die Grenzen seiner Fähigkeit ausreizt. Renate Puvogel interpretiert nachvollziehbar:„Diese Gegenwärtigkeit von beidem, von Gegenstand und seinem malerischen Niederschlag kommt eben nicht dadurch zustande, dass die Farbe den Gegenstand plastisch modelliert und ihm somit dienstbar gemacht wird, indem sie ihn illusionistisch als Körper formt. Vielmehr geht Völker mit Farbe auf der flachen Leinwand modulierend zu Werke, die Malerei gewinnt eigene Realität und behauptet sich souverän als Partner und Widerpart zum Gegenstand.“2)

Es mag strittig sein, ob es Völker in erster Linie um das Motiv oder um die Malerei geht. Vielleicht ist die Streitfrage mit einem bewussten ‚unentschieden‘ zu beantworten. Resümierend kann man sagen, dass Völkers Malerei als künstlerischer Genuss erlebt werden kann. „Kurz die Lust am Veranschaulichen ist es, die unmittelbar zur Lust am Betrachten wird.“3) Darüber hinaus führt seine extrem fokussierte Darstellung des trivialen Bildgegenstandes zu einer humorvollen Übersteigerung desselben. So erweicht das drollige Tier mit den lieben Augen auf eine ironische Art das Herz des Betrachters. „Ohne Frage wählt Völker mit diesem Bildsujet, mit welchem sich für viele Zeitgenossen der Inbegriff begehrt/verteufelter Familienerweiterung verbindet, ein besonders witziges und liebenswertes Motiv; es kommt […] bei ihm völlig überzeugend naturähnlich wie unkonventionell daher.“4)

Anm.: 1) Im Jahr 1997 erhielt er den Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt Düsseldorf und das Max Ernst Stipendium der Stadt Brühl, 1999 den Bergischen Kunstpreis des Museums Baden in Solingen und 2004 den Lingener Kunstpreis.

	2)	Renate Puvogel, „Wenn zwei dasselbe tun …“ in: Kunstverein Lingen Kunst	halle, „Cornelius Völker“, Ausst.-Kat., Lingen 2004, S. 8.

	3)	Helga Gutbrod, „Herr und Hund. Cornelius Völkers Blick auf Hunde und 	Menschen“, in:. Edwin Scharff Museum Neu-Ulm, Museum Morsbroich 			Leverkusen, Neu-Ulm, Leverkusen, „Cornelius Völker-Hunde“, Ausst.-Kat ., 2002, S. 10.

	4)	Renate Puvogel, „Wenn zwei dasselbe tun …“, in: Kunstverein Lingen Kunsthalle, „Cornelius Völker“, Ausst.-Kat., Lingen 2004, S. 7.

Über Cornelius Völker

Der in Düsseldorf lebende Cornelius Völker wurde für seinen farbschweren, figurativen Darstellungen alltäglicher Situationen bekannt, in dessen Themenspektrum nicht mehr zwischen banal oder bildwürdig unterschieden werden kann.

Weitere Werke
News zum Werk