Ernst Ludwig Kirchner

Sitzender Akt, Dodo (Halbakt)
ca. 1910

Ernst Ludwig Kirchner, Sitzender Akt, Dodo (Halbakt)

Bleistift auf Velin

42,1 × 33,5 cm

Signiert und "09" datiert sowie rückseitig "K2508" nummeriert und unleserlich "[..] re /. Bi [..]" beschriftet

Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv Wichtrach/Bern dokumentiert

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Provenienz

Nachlass des Künstlers (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946, Stuttgarter Kunstkabinett Roman Ketterer 1954); Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer, Stuttgart (1954); Galerie Nierendorf, Berlin (21. Juni 1956); Privatsammlung Brandenburg; Galerie Ilse Schweinsteiger, München (2009); Privatsammlung Süddeutschland (2009-2023)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2023", Düsseldorf 2023, S. 62

Es wird ein Rätsel bleiben: Als Ernst Ludwig Kirchner 1926 nach vielen Jahren erstmals wieder, von Davos-Frauenkirch kommend, nach Deutschland und dann auch nach Dresden reiste, machte er mit einigen Mühen die Adresse von Fränzi Fehrmann ausfindig und besucht sie am 12. Februar in der Kleinen Plauenschen Gasse 60. Nicht aber besuchte er Dodo. Schwer nachvollziehbar und letztlich unerklärlich. Vielleicht wollte er sich eine von allem Wandel unberührte Erinnerung und einen weitgespannten Blick auf kommende Zeiten erhalten: »Glück und Qual haben wir beide gehabt. Führe mich […] mit Deiner Liebe und Geduld […] immer.« (1)

Zeugnis von dem, was Dodo ihm bedeutete, gibt diese Zeichnung: Groß und frei, von unendlicher Grazie mit wenigen Linien erfasst; ihr feines Gesicht mit niedergeschlagenen Augenlidern, von einem aufwendigen Hut überwölbt. Dodos Busen und ihr rechtes Bein sind von Schraffuren begleitet. Sie geben der Komposition Halt und verankern das Geschehen in der Fläche. Dieses äußere Geschehen – Dodo »still und so weiß schön« – festzuschreiben, löst das Eigentliche aus: Kirchner findet die elementaren graphischen Zeichen in sich. Was auf dem Papier in Linie und Fläche auftritt, wurde zuvor in seinem Inneren geformt. Das bedeutet: Wenn die Hand zu zeichnen beginnt, sind die wesentlichen Entscheidungen längst gefallen. (2)

Prof. Dr. Dr. Gerd Presler, September 2023

1 Ernst Ludwig Kirchner, »Davoser Tagebuch«, 2. Auflage Wichtrach/Bern 1997, S. 29. Eintrag am 5. Juli 1919.

2 Karlheinz Gabler, Kunstblätter der Galerie Nierendorf, 27/28, Berlin, Dezember 1972, S.3: »Kirchner, ein Mann der Form wie kaum ein zweiter in seiner Zeit in Deutschland, war immer bereit, diesen Primat der Form aller Naturnähe oder »Richtigkeit« zu opfern, um einer höheren Ordnung willen […].«

Über Ernst Ludwig Kirchner

Der expressionistische Maler Ernst Ludwig Kirchner war Mitbegründer der Künstlervereinigung »Brücke«, in deren Schaffensfokus das Medium der Zeichnung stand.

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