Franz Gertsch

Gräser I (Detail 3)
2002

Franz Gertsch, Gräser I (Detail 3)

Holzschnitt auf Kumohadamashi Japanpapier

Darstellung: 47 × 64 cm | 18 1/2 × 25 1/4 in
Blatt: 72 × 89 cm | 28 1/3 × 35 in

Signiert und "ea" bezeichnet sowie rückseitig "3-1 ea" bezeichnet

Auflage je 5 + e.a., Verleger: Museum Franz Gertsch, Burgdorf

Eins von insgesamt 6 Details aus dem großen Holzschnitt "Gräser I", 1999-2000; jeweils erschienen in 6 verschiedenen Farben

Vorläufiges Werkverzeichnis Mason 2013 Nr. 22. Detail 3

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Provenienz

Museum Franz Gertsch, Burgdorf; Privatsammlung Schweiz

Ausstellungen
  • Museum Sinclair-Haus/Altana Kulturstiftung, "Franz Gertsch Holzschnitte. Aus der Natur gerissen", Bad Homburg 2013
  • Galerie Kornfeld, "Franz Gertsch. Holzschnitte - ausgewählte Separatdrucke", Bern 2011
Literatur
  • Andrea Firmenich/Johannes Janssen (Hg.), "Franz Gertsch Holzschnitte. Aus der Natur gerissen", Ausst.-Kat. Museum Sinclair-Haus/Altana Kulturstiftung, Köln 2013, S. 123

Fragte man sich bei Jasper Johns noch »Is it a flag or a painting?«, muss es bei Franz Gertschs Gemälden heißen »Is it a painting or a photography?« Der für seine hochpräzisen und großformartigen Arbeiten bekannte Schweizer Künstler löst die Grenze zwischen Malerei und Fotografie gänzlich auf. Im Fahrwasser der amerika­­nischen Pop Art und des neuen Fotorealismus der 1970er Jahre, zählt Gertsch neben Künstlern wie Chuck Close aber auch Europäern wie Gerhard Richter zu den wichtigsten Vertretern dieser Kunstperiode.

In den 1970er Jahren widmete sich Gertsch vornehmlich der Hippiekultur, der Großstadt sowie ihren Subkulturen. Insbesondere der urbanen Bohème und ihren Stars wie Patti Smith setzte Gertsch beeindruckende, gemalte Denkmäler. So sind es ganz nebensächliche Szenen wie das gegenseitige Schminken und das Umziehen für eine Party, die Gertsch ins Monumentale vergrößert. Zwischen der Kurzweiligkeit der dargestellten Szenen und dem immensen Zeitaufwand, den er für die Fertigstellung seiner hyperrealistischen Gemälde benötigt, entsteht eine große Diskrepanz.

1986 kommt es im Werk Franz Gertschs jedoch zu einem Bruch mit der Malerei. Für die kommenden zehn Jahre wird der Künstler kein einziges Gemälde mehr produzieren. Anstelle von Pinsel und Leinwand wird er sich ausschließlich dem klassischen Medium des Holzschnitts zuwenden. Das für seine blockhaften Hell-Dunkel-Kon-

traste bekannte Druckverfahren, verfeinert und treibt Gertsch auf vielfältige Art und Weise voran. Durch die Bearbeitung der Druckplatte mit kleinen Hohleisen, mit denen er die Fäche mit winzigen Löchern übersäht, ereichen die Drucke ein Nuancenreichtum an Grau- und Zwischentönen, welche gemeinhin in diesem Medium nicht möglich sind. Diese eigens entwickelte pointilistische Technik erlaubt es dem Künstler eine für das Verfahren untypische Plastizität zu entwickeln, die alles andere als »holzschnitthaft« erscheint. Die Punktierung der Holztafel ruft eine leichte Vibration der monochromen Farbfläche hervor, sodass seine Motive von sanfter Bewegung ergriffen sind.

Zusehends widmet sich Franz Gertsch fast ausschließlich der Auseinandersetzung mit der Natur und den Möglichkeiten des Holzschnitts, die er auf monumentalen Druckplatten in bis zu 2 x 3 Meter Größe auch formatmäßig auszuloten scheint. Thematisch setzt er sich nun nahezu ausschließlich mit Steinformationen, Flussläufen und insbesondere Gräsern auseinander, die er auf seine Druckplatten bannt und in sehr kleinen Auflagen druckt, von denen für jedes einzelne Blatt einer Edition oft in ein anderen Farbton gewählt wird, sodass man seinen Drucken oft einen Unikatcharakter zusprechen kann. Von den besonders großen Motiven gibt Gertsch vereinzelt einen Ausschnitt der Gesamtansicht als kleinere Auflage heraus. So zeigt auch unsere Grafik »Gräser I (Detail 3)« ein Detail aus dem gleichnamigen Motiv »Gräser I« (1999-2000, 136,5 x 124,5 cm). Bei dem Blatt »Wasser« (S. 113) handelt es sich hingegen um ein eigenständiges Motiv. So bleibt Gertsch in seinem grafischen Werk dem Modus der naturgetreuen Darstellung treu, verfremdet aber die vorgefundene Natur durch die Reduktion der Farbigkeit. Seine »Landschaften in der Landschaft«1 sind Ausdruck von Zeitlosigkeit und beanspruchen entgegen des steten Drangs nach Schnelligkeit einen Moment der Ruhe für sich.

1 Zit. Franz Gertsch, in: Andrea Firmenich/Johannes Jannsen (Hg.), »Franz Gertsch. Holzschnitte. Aus der Natur gerissen«, Köln 2013, S. 93.

Über Franz Gertsch

Auf Basis von Fotoaufnahmen, erschließt Franz Gertsch neue Dimension im Holzschnitt. Als einer der bedeutendsten Schweizer Künstler der Gegenwart erreicht er seinen internationalen Durchbruch 1972 auf der documenta 5 in Kassel.

Weitere Werke