Gerhard Richter, Fuji 839-108

Öl auf Alucobond

29 × 37 cm

Rückseitig signiert und “839-108“ nummeriert

Auflage 110 numerierte Unikate; Herausgeber: Städtische Galerie im Lehnbachhaus, München

Werkverzeichnis Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen 2005 Nr. 839-108; Werkverzeichnis Butin/Gronert 2004 Nr. 89

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Expertise

Hubertus Butin, Berlin 2010

Provenienz

Galerie Hubertus Melsheimer, Köln (-2011); Galerie Ludorff, Düsseldorf (2013); Privatsammlung Hessen (Dauerleihgabe im Mönchehaus Museum Goslar)

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024
  • Galerie Ludorff, "Gerhard Richter. Abstrakte Bilder", Düsseldorf 2013
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2024", Düsseldorf 2024, S. 100
  • Galerie Ludorff, "Gerhard Richter", Düsseldorf 2013, S. 51
  • Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (Hg.), "Gerhard Richter mit dem Werkverzeichnis 1993-2004", Düsseldorf 2005, Nr. 839-108
  • Hubertus Butin/Stefan Gronert, "Gerhard Richter. Editionen 1965-2004. Catalogue Raisonné", Ostfildern-Ruit 2004, Nr. 89

Gerhard Richter setzt sich seit den späten sechziger Jahren intensiv mit der Abstraktion auseinander. Ende der neunziger Jahre entwickelt er die Reihe „Fuji“. Im Rahmen dieser Serie trägt Richter die Farbe nicht mehr auf eine Leinwand, sondern auf Alucobond, eine Aluminiumverbundplatte, auf. Auf dieser sehr widerstandsfähigen Platte mit glatter Oberfläche lassen sich besonders feingliedrige Farbstrukturen erzeugen. Auf die Unterlage trägt Richter die drei dem Gemälde zugrundeliegenden Farben, ein leuchtendes Rot, ein sattes Grün und ein warmes Gelb-Orange, in drei horizontalen Bahnen auf. Mit dem Rakel, einem einer schmalen Kunststoffleiste gleichenden Malwerkzeug, legt der Maler die weiße Ölfarbe auf und zieht diese in dünnen Farbschichten über die Farbfläche vom oberen zum unteren Bildrand ab. Die weiße Farbe vermischt sich mit den Tönen des Untergrunds. Durch diese Bearbeitung entsteht auf unserer Tafel eine hochkomplexe, delikate Struktur von großer malerischer Feinheit. Von oben nach unten gesehen wechseln sich Rot, Grün und Weiß miteinander ab. Das ebenfalls von Richter verwendete Orange ist nur noch teilweise in der rechten Hälfte der Komposition sichtbar. Da sich der Farbauftrag mit dem Rakel nur bedingt steuern lässt, kommt das Prinzip des Zufalls zum Tragen. Der Titel „Fuji“ ermöglicht eine Deutung auf zwei verschiedenen Ebenen und zwar, „[…] der kegelförmige Vulkan auf der Insel Honshu, der als heiliger Berg Japans das Wahrzeichen des Landes ist, und der auch in Deutschland mit seinen Produkten weitverbreitete, gleichnamige japanische Film- und Photohersteller. Als Photograph benutzt Richter manchmal Filme der Marke Fuji, zudem bereist er 1991 zwei Wochen lang Japan, wobei er den berühmten Berg sieht. Einige Exemplare der Gemälde erinnern mit ihren schlierenhaften, mitunter fast graphischen Strukturelementen entfernt tatsächlich an altmeisterliche japanische oder chinesische Landschaftsdarstellungen.“

1) Hintergrund der Entstehungsgeschichte der „Fuji“-Bilder ist das Herantreten des Direktors der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, Helmut Friedel, an den Künstler. Für die Sammlung des Lenbachhauses sollte Richters „Atlas”, eine Sammlung von Photos, Skizzen, Dokumenten und Vorlagen des Künstlers, erworben werden. Um den Ankauf zu finanzieren, erklärte sich Richter bereit, eine Serie von Ölgemälden für das Museum zu malen. Die Einnahmen vom Verkauf dieser „Fuji-Bilder“ haben maßgeblich dazu beigetragen, dass das Museum die Dokumentensammlung „Atlas“ erwerben konnte.

Vergleichbar zu den Werken der Serie „Grün-Blau-Rot“ ist auch die Erscheinung jedes einzelnen Gemäldes der „Fuji-Edition“ sehr unterschiedlich, dadurch, dass sie nicht im Quer- sondern im Hochformat gemalt wurden. Zum anderen bedingen die unterschiedlichen Trocknungszustände der Grundfarben zum Zeitpunkt des Auftrags der weißen Farbschicht eine immer wieder ganz unterschiedliche Vermischung der Farben. Während einzelne „Fujis“ mit ihren äußerst feingliedrigen Farbvermischungen zum Entdecken der Detailstrukturen einladen, strahlen andere in starkem Kontrast besonders viel Selbstbewusstsein aus. Obwohl es sich bei den „Fujis“ um eine Reihe von 110 Arbeiten handelt, die sinngemäß gleich konzipiert wurden, besitzt jedes einzelne Unikatcharakter und verdeutlicht auf wundersame Art und Weise das Prinzip der abstrakten Malerei Gerhard Richters, welche sich auf dem Grat zwischen konzeptuellem Arbeiten und dem Prinzip des Zufalls bewegt.

Anm.:

1) Hubertus Butin in: F.A.Z., 29. Oktober 2005.

Über Gerhard Richter

Gerhard Richter setzt sich bereits gegen Ende der 1960er Jahre intensiv mit der abstrakten Malerei auseinander, erstellt zunächst jedoch nur auf Fotografien basierende Portraits und Stillleben, die durch ihre spezifischen Bildausschnitte und Unschärfen realitätsverfremdend wirken.

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