Helmuth Macke, Fischerhafen

Aquarell auf Papier

29 × 39 cm

Signiert und datiert

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Provenienz

Privatsammlung Deutschland

Literatur
  • Galerie Ludorff, "Kunst im Rheinland", Düsseldorf 2023, S. 17
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2022", Düsseldorf 2022, S. 104

In zarten, vielfarbigen Pastelltönen präsentiert uns der Künstler Helmuth Macke eine südländisch anmutende Hafenkulisse. Der Schatten der im Vordergrund an Land gezogenen Fischerboote liegt nah am Kiel und lässt vermuten, dass die Sonne hoch im Zenit steht. In der Mitte und auf der rechten Seite des Bildes liegen weitere bunte Boote vertäut. Im Hintergrund erhebt sich eine aus weiß getünchten Wänden und Bruchsteinmauern, kleinen Balkonen, Stützmauern und Hafengebäuden bestehende Häuserlandschaft. Kein Mensch stört die sommerliche Ruhe, die Darstellung wirkt friedlich und in Anbetracht des weltpolitischen Geschehens wie ein Traumbild und dem Wunsch nach einer besseren Zukunft.

Entstanden ist das vorliegende Blatt im Kriegsjahr 1916, in dem Macke neben Darstellungen von Kriegsschauplätzen und Kriegsgefangenen auch attraktivere Arbeiten der französischen Landschaft entlang der Loire und in weiteren Teilen Frankreichs fertigte. Während die Kriegsschilderungen sehr realistische Zeugnisse seiner Zeit sind, vermittelt unser Blatt Stille und die Sehnsucht danach, diesen Moment von Ruhe und Schönheit wieder ohne Angst und Sorgen erleben zu dürfen.

Helmuth Macke war der Vetter des Malers August Macke. Er absolvierte seine künstlerische Ausbildung an der Krefelder Kunstgewerbeschule. Im Vergleich zu den eher rückwärtsgewandten und an alten Idealen ausgerichteten Strukturen der Kunstakademien, ist das Lehrprogramm hier progressiv und bereits den Bestrebungen der modernen Kunst zugewandt.

Während eines mehrwöchigen Aufenthalts am Tegernsee, zu welchem ihn sein Vetter Ende 1909, Anfang 1910 einlädt, kommt Macke das erste Mal mit der modernen Münchner Kunstszene in Berührung. Er zieht für mehrere Monate in die Wohnung von Franz Marc und gemeinsam mit seinem Kommilitonen Heinrich Campendonk, der kurze Zeit später auf sein Anraten hin nachgereist kommt, profitiert Macke von den Kunstdiskussionen im Salon von Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky, lernt Wassily Kandinsky und Gabriele Münter kennen, wird Mitglied in der Künstlervereinigung und erlebt die Entstehung des Blauen Reiters unmittelbar mit. Als er nach Berlin aufbricht, um dort seinen Schulabschluss nachzuholen, lernt er schließlich die Künstler der Brücke kennen. Eine Begegnung, die ihn nachhaltig prägen wird. Seine Wertschätzung für die Errungenschaften der Gruppe spiegelt sich vor allem in den kristallin aufgebrochenen und gratigen Bildstrukturen wider, wie sie insbesondere vor und nach dem Ersten Weltkrieg in seinen Bildern zu finden sind.

Macke wird 1913 eingezogen. Er wird mehrfach verwundet, zieht sich auf dem Balkan Malaria zu und verliert seine besten Freunde und Förderer August Macke und Franz Marc im Krieg. Es folgen Militäreinsätze in den Festungen Douaumont und Vaux bei Verdun und erst drei Jahre später gelingt ihm mit der Berufung zum Kriegsmaler endlich der Sprung hinaus aus dem Schützengraben. Vom Krieg gezeichnet begleiten den Künstler, seit­jeher eine eher grüblerische Persönlichkeit mit vielen Selbstzweifeln, in den folgenden Jahren persönliche Krisen und finanzielle Nöte.

Dagegen steht die Wertschätzung seiner Künstlerkollegen, Kunsthistoriker und Sammler. Die 1920er Jahre bringen Helmuth Macke viele wichtige Ausstellungen. Er wird Mitglied in expressionistischen Künstlerverbänden wie dem Jungen Rheinland, erhält bedeutende Aufträge und 1929 sogar den Rompreis, der ihm einen Aufenthalt in der renommierten Villa Massimo beschert.

1933 zieht er mit seiner Familie nach Hemmenhofen am Bodensee, wo er im Alter von nur 45 Jahren bei einem Bootsausflug durch Ertrinken zu Tode kommt.

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