Hermann Hesse
Sommer ward alt...
1933

Aquarell und Tusche auf Papier
2 Blätter, je 24,5 × 18,2 cm
Dazu das handgeschriebene Gedicht mit 22 Zeilen
Atelier des Künstlers; Sammlung H. Fretz
- Galerie Ludorff, "Hermann Hesse – Malerfreude", Düsseldorf 2016
- Olaf Gulbransson Museum, "Hermann Hesse - Aquarelle und Gedichte", Tegernsee 2013
- Galerie Ludorff, "Der Anfang aller Kunst ist die Liebe – Aquarelle und Gedichte von Hermann Hesse", Düsseldorf 2012
- Galerie Ludorff, "Hermann Hesse – Malerfreude", Düsseldorf 2016, S. 129
- Galerie Ludorff, "Hermann Hesse – Der Anfang aller Kunst ist die Liebe – Aquarelle und Gedichte von Hermann Hesse", Düsseldorf 2012, S. 104
Sommer ward alt …
Sommer ward alt und müd,
Läßt sinken die grausamen Hände,
Blickt leer übers Land.
Es ist nun zu Ende,
Er hat seine Feuer versprüht,
Seine Blumen verbrannt.
So geht es allen. Am Ende
Blicken wir müd zurück,
Hauchen fröstelnd in leere Hände,
Zweifeln, ob je ein Glück,
Je eine Liebe gewesen.
Weit liegt unser Leben zurück,
Blaß wie Märchen, die wir gelesen.
Einst hat Sommer den Frühling erschlagen,
Hat sich jünger und stärker gewußt.
Nun nickt er und lacht. In diesen Tagen
Sinnt er auf eine ganz neue Lust:
Nichts mehr wollen, allem entsagen,
Hinsinken und die blassen
Hände dem kalten Tode lassen,
Nichts mehr hören noch sehen,
Einschlafen … erlöschen … vergehen …
