Klaus Fußmann
Frau mit Hund
2016
Als Vertreter der neuen Gegenständlichkeit widmet sich Klaus Fußmann unter anderem der Darstellung norddeutscher Landschaften. Er malt Bauerngärten und Küstenansichten der Ost- und Nordsee und seine bekannten Blumenstillleben. Somit knüpft er an Traditionen norddeutscher Künstlergrößen wie Emil Nolde und Erich Heckel an, setzt diese aber durch seine impressionistisch-abstrakte Darstellungsweise transformierend fort. Unter Verwendung verschiedener Medien wie Gouache, Öl- und Aquarellfarbe entstehen Bilder im Wettlauf mit der Zeit, um flüchtige Momente im Fluss der Veränderung festzuhalten. Der oftmals spontane Duktus verstärkt dabei den Eindruck der Betrachter*innen, die fragile Flora durch einen verschwommenen Traumschleier wahrzunehmen. So sagte Fußmann im Interview, dass wir durchaus auch in einer ästhetischen Welt leben. Er habe den Hang etwas Schönes zu malen. Eine schöne Landschaft, eine schöne Frau, ein Sonnenaufgang oder -untergang faszinieren ihn. Als Maler möchte man das Malen, was man auch sieht, daher geht der Künstler direkt in die Natur, um ein Motiv zu finden. Ob als expressives Aquarell, zart-duftiges Pastell oder in kraftvoll pastosem Öl auf Leinwand seine Bilder überzeugen durch eine poetische, die Farben und die Malerei zelebrierende Darstellung der Welt durch die Augen des Künstlers. Seine Landschaften sind geprägt von Weite und Meer. In ihnen können wir die raue Luft, die bewegten Wellen und Wolken, das strahlende Gelb des Rapses und das frische Blau des Himmels, aber vor allem das besondere Licht an der See nacherleben und fühlen. Tayfun Belgin bezeichnete sie treffend als »[…] Farblandschaften; Landschaften, deren Gegenständlichkeit ihre Farbe ist«1. Für Klaus Fußmann ist die Natur, die er im Hohen Norden vorfindet, Heimat und das spürt man. Er ist eng mit dieser Landschaft verwoben, kennt sie genau. Seine Bilder sind Landschaftsporträts, die die Umgebung in Schleswig-Holstein, seiner Wahlheimat, in all ihrer Schönheit und Wildheit auf die Leinwand und das Papier bannen. Oder wie Björn Engholm es beschreibt, schafft es Fußmann »das Wesen, den Kern der jeweiligen Landschaft zu erfassen«2. Die See als eine immer in Bewegung befindliche Naturgewalt steht für unaufhörliche Veränderung und ist ein Symbol der Ewigkeit und Weite, welche zentrale Themen in Klaus Fußmanns Werken sind. In unserem Werk »Frau mit Hund« aus dem Jahr 2016 spürt man unmittelbar die raue See, den Wind, der über das Wasser und den Strand entlang fegt, und dazu verwendet Fussmann Sand, den er mit in seinen Farben mischt. Ganz direkt übermittelt der Künstler uns so ein Stück des Ortes, an dem er saß und malte.
1 Tayfun Belgin, »Von der Poesie der Farbe – Zur Bildästhetik von Klaus Fußmann«, in: »Zwischen Himmel, Erde und Wasser. Klaus Fußmann. Werke 1966-2013«, Ausst.-Kat. Osthaus Museum Hagen, Göttingen 2013, S. 6-8, hier S. 7. 2 Björn Engholm, »Zeitlos Modern«, in: ebd., S. 91-92, hier S. 92.