Klaus Fußmann
Garten mit Mohn und Rittersporn
1998

Gouache auf Bütten
78 × 58 cm
Signiert und datiert
Atelier des Künstlers; Galerie Ludorff, Düsseldorf (1998); Privatsammlung Rheinland
- Galerie Ludorff, "Klaus Fußmann - Kleine Freuden", Düsseldorf 2020
Unser farbenfrohes Blatt „Garten mit Mohn und Rittersporn“ entsteht in Fußmanns zweiter Heimat Gelting an der Ostsee. Hier hat sich der Künstler eine Gartenlandschaft geschaffen, die ihm im Jahresverlauf als nicht versiegende Motivquelle für seine Gouachen und Aquarelle dient. Dabei ist ihm wichtig, der Natur ihren Lauf zu lassen und nicht zu sehr gestalterisch einzugreifen.
Seine Malweise ist direkt: Wie gesehen bannt er die vergängliche Schönheit der Natur auf Bütten. Dabei ist es kein fotografisches Abbild, das Fußmann schafft, sondern ein aufgelöstes Spiegelbild dessen, was er sieht. Die Konturen driften auseinander und verschwimmen im schnellen Strich; ein Duktus, der Schritt halten will, mit dem immer gegenwärtigen Verfall. „Ihr Glanz ist nur kurz, schon wenn die Blüte aus der Knospe bricht, sind ihre Tage schon gezählt.“1)
Der allsommerliche Umzug in das kleine Domizil im Angelner Land an der Flensburger Förde bringt seit den 1980er Jahren eine deutliche Veränderung im Werk von Fußmann mit sich. Die bis dato vorrangig reduzierte Farbpalette hellt sich nun von Jahr zu Jahr sichtlich auf, das Farbspektrum erweitert sich. Auch thematisch bewegt sich der Blick von den Stillleben und den Interieurs im Atelier nun immer häufiger nach draußen. Ganz langsam beginnt er sich mit der Landschaft zu beschäftigen, malt sie aber zunächst im Winter noch in Grau- und Schwarztönen, bevor er sich auf den Wechsel der Jahreszeiten einlässt, auf das erste sprießende Grün auf den Feldern nach einem langen Winter, das phosphoreszierende Gelb der Rapsfelder, das Blau der See und die mannigfaltigen Farbklänge seiner Gartenblumen. Auf diese Weise vollzieht sich in seinem Werk nicht nur ein Wandel von innen nach außen, sondern auch besonders eine Hinwendung zur Farbe.2)
Mit seinen Blumenbildern begleitet er das Werden und Vergehen seines Gartens im Jahresverlauf. Er malt sie im Wettlauf mit der Zeit. Die Wahl von Gouache und Aquarell ist als notwendige Reaktion auf das zeitliche Element zu sehen. Nur so kann sich der Künstler dem Augenblick hingeben, den es schnell festzuhalten gilt.
„Überhaupt sind die Farben der Blumen mit nichts zu vergleichen. Keine Tinte so blau wie der Rittersporn und kein Feuer so rot wie die Geranie. Die Farben der Blumen übertreffen unsere Erwartungen bei weitem. […] Sie sind nicht nur strahlender als in unserer Vorstellung, sondern auch raffinierter in den Valeurs…“ 3)
Auch wenn er seine Gartenblumen von Zeit zu Zeit zu Sträußen zusammenstellt, zieht Fußmann doch die ‚natürlichen’ Arrangements in seinem Garten vor. Bei dem vorliegenden Werk „Garten mit Mohn und Rittersporn“ gibt schon der Titel vor, dass es sich hier um einen Ausschnitt aus einem seiner Blumenbeete handelt. Der leuchtend rote Mohn und der blau-violette Rittersporn dominieren den Ausschnitt, ergänzt durch weitere Sommerblumen in Rosé- und Gelbtönen. Das Motiv ist in Nahsicht mit Fokus auf die Blütenköpfe gewählt. Im Hintergrund erahnt man die Schattierungen eines blauen, luftigen Sommerhimmels. Die Auflösung der Blütenkonturen in strahlende Farb- und Lichtflecke unterstützt noch den Eindruck der raffinierten Valeurs ihrer originalen Farbigkeit, die so schwer wiederzugeben sind. Fußmann schwelgt hier in Farbklängen und vermittelt spielerisch das Gefühls eines leichten, angenehmen Sommertages. Jedoch bleibt beim Blick auf den voll erblühten Mohn und Rittersporn bewusst, dass dieses Gefühl umso vergänglicher ist. Es ist Klaus Fußmanns Verdienst, diesen Augenblick eingefangen und für uns im ständigen Fluss der Veränderung festgehalten zu haben.
Anm.: 1) Klaus Fußmann, „Gartenblumen“, Krefeld 1988, S. 16.
2) Heinz Spielmann, „Klaus Fußmann. Lob der Vergänglichkeit“, Ausst.-Kat. Handelskammer Hamburg 2008, S. 8; Vgl. auch Heinz Spielmann, „Klaus Fußmann und der Norden“, in: Christian Rathke (Hg.), „Klaus Fußmann auf Schloss Gottorf. Bestandskatalog des Schleswig Holsteinischen Landesmuseums“, Schleswig 1997,S. 10f.
3) Klaus Fußmann, „Gartenblumen“, Krefeld 1988, S. 15.