Lotte Laserstein

Mit direkten und einnehmenden Blicken schauen die beiden Mädchen die Betrachtenden mit großen, braunen Augen an. Bei den Porträtierten handelt es sich um das Geschwisterpaar Gunvor und Marianne Bigner. Es sind die Kinder von Nora und Folke Bigner, ein Ehepaar, das Lotte Laserstein gleich zu Beginn ihrer Zeit in Schweden kennenlernt. Die Mädchen sind als Brustbild dargestellt und stehen oder sitzen nebeneinander. Die brünette

Gunvor hat den Arm über die Schulter ihrer blonden Schwester Marianne gelegt. Der Hintergrund ist in Weiß und Rosa im oberen und in Braun im unteren Teil gestaltet.

Die Haltung der Geschwister wirkt vertraut, zudem sind sie identisch gekleidet: Beide tragen ein weißes Kleid und passende weiße Sommerhüte. Die Arbeit »Zwei Mädchen mit weißen Sommerhüten« entsteht 1941 in Schweden und lässt klar Lotte Lasersteins Stil der Frühwerke erkennen. Speziell die Porträtarbeiten der Künstlerin vermitteln neben technischer und künstlerischer Brillanz eine große Empathie, die eine Nähe zu den dargestellten Personen herstellt. Möglicherweise ergibt sich dieses empfindsame Stimmungsbild vor allem aus dem Fakt heraus, dass Laserstein ausschließlich Menschen aus ihrem bekannteren Umfeld porträtierte. Ihre präzise Beobachtungsgabe ermöglichte ihr auch in diesem Bild, das kindliche, unverstellte Wesen der Mädchen festzuhalten. Die klare Konturierung der Silhouetten und die Hervorhebung bestimmter Details verleihen diesem Werk eine bemerkenswerte Klarheit im Ausdruck. Die Betrachtenden vermögen sich der Direktheit der Blicke kaum entziehen zu können und treten somit fast automatisch in einen Dialog mit dem Werk. Durch gezieltes Weglassen einzelner Partien lenkt Laserstein den Blick auf das Wesentliche und erschafft auf diese Weise ein äußerst modernes Werk, das dem reinen Akademismus klar entwachsen ist.