Renée Sintenis
Liegender junger Hund
1934
Bronze
5,6 × 10 × 6,6 cm
Signiert mit dem Monogramm und mit dem Gießerstempel "NOACK BERLIN" versehen auf der Unterseite
Sintenis' Ehemann, E. R. Weiß, hielt diesen Hund für ihr schönstes Werk, da es den "Typ" Hund personifiziert.
Werkverzeichnis Buhlmann 1987 Nr. 103
Privatsammlung Hessen
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Herbst 2024, Düsseldorf 2024
- Ursel Berger/Günter Ladwig (Hg.), "Renée Sintenis – Das plastische Werk", Berlin 2013, Nr. 146
- Britta E. Buhlmann, "Renée Sintenis – Werkmonographie der Skulpturen", Darmstadt 1987, Nr. 103
- Rudolf Hagelstange/Carl Georg Heise/Paul Appel, "Renée Sintenis", Berlin 1947, S. 103 (anderes Exemplar)
- Hanna Kiel, "Renée Sintenis", Berlin 1935, S. 90 (anderes Exemplar)
Emanzipiert, erfolgreich, wirtschaftlich unabhängig, gebildet, modisch androgyn gekleidet mit Kurzhaarfrisur und Fahrerin ihres eigenen Autos – die Künstlerin Renée Sintenis verkörpert im Berlin der 1920er- und 30er-Jahre das Sinnbild der modernen Frau. Sie pflegt Kontakte zu Ernst Barlach, Rainer Maria Rilke und begegnet Albert Einstein. Georg Kolbe, Emil Nolde und Max Liebermann steht sie Modell, zugleich porträtiert sie ihrerseits Größen wie Joachim Ringelnatz, der ihr langjähriger Freund werden soll. Von 1908 bis 1912 studiert sie an der Berliner Kunstgewerbeschule und bricht mit ihrer Familie, um ihren künstlerischen Weg weiterverfolgen zu können. 1915 stellt sie in der Berliner Secession aus, wird bald von der renommierten Galerie Flechtheim vertreten und 1931 als zweite Frau überhaupt in die Preußische Akademie der Künste berufen.
Sintenis schafft anspruchsvolle Zeichnungen und Druckgrafiken, vor allem widmet sie sich aber der Bildhauerei. In dieser damals vornehmlich männlich dominierten Gattung brilliert sie durch ihr völlig eigenständiges, charakteristisches Werk, das sie – obwohl sie kaum Auftragsarbeiten annimmt – zu einer der bestbezahlten Künstlerinnen Berlins avancieren lässt. Sie wählt lediglich Motive, die sie innerlich bewegen, erschafft Statuetten von Sportlern, zahlreiche Selbstporträts und mythologische Figuren. Als ihr künstlerisches Lebensthema gelten jedoch ihre prägnanten, kleinformatigen Tierdarstellungen. In diesen zarten Plastiken, die zumeist Jungtiere darstellen, fängt sie das jeweils Typische in Bewegung und Haltung der Tiere ein.
Das starke Bewegungselement der Figuren kann hierbei gleichgesetzt werden mit der unverdorbenen Lebensfreude, dem unbedarften Übermut und Temperament des jeweiligen Motivs. Geprägt sind diese Arbeiten außerdem durch eine fast impressionistische Lockerung und Unebenheit in der Oberfläche. Neben den zahlreichen Fohlenplastiken der Pferdeliebhaberin zählt wohl vor allem der Berliner Bär zu den bekanntesten Arbeiten der Künstlerin, der bis heute als Preis auf der Biennale vergeben wird.
Unter diesen bemerkenswerten Tierplastiken finden sich auch »Kniender Elefant«, »Liegendes Fohlen (Leib)« und »Liegender junger Hund«. Sie demonstrieren eindrucksvoll das außergewöhnliche Talent der Künstlerin und ihre Fähigkeit, das Wesen der Tiere einzufangen.
Im »Liegenden Fohlen (Leib) « wird Ruhe und Unschuld in einer entspannten Haltung eingefangen, während der »Liegende junge Hund« die verspielte Natur des Tieres in einem Moment der Ruhe zeigt. Diese Skulpturen verdeutlichen die meisterhafte Technik und besondere Sensibilität von Sintenis im Umgang mit tierischen Motiven.