Sam Francis
Untitled (Tokyo)
1964
Acryl und Öl auf Papier
9 × 13,7 cm
Rückseitig signiert, datiert, betitelt und "#20" nummeriert
Privatsammlung USA; Privatsammlung Berlin (seit 2004)
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020", Düsseldorf 2020
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2020", Düsseldorf 2020, S. 22
Das Werk von Sam Francis ist impulsiv, farbenfroh und lebendig. Das Auge wird von kleinsten Farbklecksen über größere Farbflächen, zu schmalen Schlieren und breiten Seen von Farbe geführt. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Die Farben breiten sich über den Bildträger und dessen Rand in alle Richtungen aus, als ob ihnen eine Energie innewohnen würde und es für sie keine Begrenzung gäbe. In mehreren Etappen spritzt und schüttet Francis reine, leuchtende Farben flüssigen Materials wie Öl, Acryl, Gouache und Wasserfarben auf seine Leinwände und Papiere.
Das Papier hat dabei eine ganz besondere Stellung für ihn, denn dessen offene Struktur und große Leuchtkraft ermöglichen es ihm, die Farbwirkung noch zu steigern. Die Farben sind bewusst gewählt, die großen Farbkleckse gegenüber den dünnen Linien und Punkten austariert. Jedes Bild ist in sich harmonisch, ausgeglichen und vollendet. Jedes Werk, ob auf Leinwand oder Papier, steckt voller Spannung, geladen mit Dynamik, Farbintensität und scheint wie eine emotionale Explosion von Gefühlen.
»The first time I started playing with liquid paint, letting it fall…it ran off the paper on the sheets, onto the floor. It was…a great feeling…«
Sam Francis
Sam Francis zählt zu den bedeutendsten Vertretern des »Action Painting«. In der Tradition von Jackson Pollock und Willem de Kooning experimentiert Francis mit Farben und Texturen, ebenso wie mit neuen Gedanken und Ideen für Kompositionen. So hegt er ein ausgeprägtes Interesse an fremden Kulturen und ist entsprechend viel gereist. Seine Arbeiten sind als Spuren seiner Entdeckungen zu verstehen und nicht selten erscheinen seine besten Werke wie Landkarten, in der die Welt des Künstlers durch energiegeladene Primärfarben repräsentiert wird. Seine farbenfrohsten Abstraktionen schafft Francis ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahren bis etwa 1964. Unsere beiden kleinformatigen Malereien auf Papier sind erstklassige Beispiele für diese wohl bedeutendste Phase seines Schaffens. Ab 1964 führen wiederkehrende Reisen nach Tokio und die Auseinandersetzung mit dem Zen-Buddhismus dazu, dass Francis zunehmend freie Flächen ins Zentrum seiner Malereien rückt und mit weniger intensiven Farbwerten und zarterem, fließenderem Farbauftrag agiert.