Winfred Gaul
Ohne Titel
1967
Acryl auf Leinwand
90 × 89 cm
Rückseitig signiert und datiert
Werkverzeichnis Romain 1993 Nr. 507
Galerie Stützer, Köln; Norddeutsche Privatsammlung
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2019", Düsseldorf 2019
- Lothar Romain, "Winfred Gaul. Werkverzeichnis Bd. II Gemälde 1962-1983", Düsseldorf 1993, Nr. 507
»Rückblickend mag es nicht uninteressant sein, daß ich mich ungefähr um dieselbe Zeit wie Stella mit der Frage auseinandersetzte, wie das Bild einen stärkeren Objektcharakter erhalten könne. Das war im Frühjahr 1961. Ich wohnte damals in Rom, und die Sinnlichkeit dieser Stadt, ihr fast körperliches Licht, machten einen tiefen Eindruck auf mich. Ich hatte Probleme mit meiner Malerei, die sich vor meinen Augen zu verflüchtigen, in Nichts aufzulösen schien, und war hin- und hergerissen zwischen dem, was sich in mir, und dem, was sich außer mir abspielte. Ich war verzweifelt und suchte nach einer Lösung meiner Konflikte, die die Konflikte meiner Malerei waren. Eines Tages traf ich Pierre Restany auf der Straße, den ich seit Jahren kannte. Wir sprachen über dies und das und auch über mein Problem, der Malerei eine andere Wendung zu geben, eine direktere Realität, eine Objektbezogenheit, was weiß ich. Ich erzählte ihm, daß mich seit einiger Zeit die Verkehrszeichen auf den Straßen interessierten, daß ich sie hier in Rom zum erstenmal außerhalb ihrer codifizierten Kontexte wahrgenommen hätte und warf die Frage auf, ob sie nicht, auf grund ihrer Doppelbödigkeit, einmal Informationsträger und einmal abstraktes, ästhetisches Zeichen zu sein, sich als Modelle für eine Erneuerung der Malerei eigneten. Restany, der damals gerade die Gruppe der Nouveaux-Réalistes gegründet hatte, befeuerte mich in seiner ansteckenden Begeisterung für alles, was der Kunst eine breitere Basis und eine stärkere Realitätsbezogenheit zu garantieren schien, meine vagen Versuche fortzusetzen. Wenn mir auch die Einzelheiten unserer Gespräche in Rom entfallen sind, so ist mir doch das Auf und Ab jener bewegten Zeit deutlich gegenwärtig, fielen doch innerhalb weniger Monate die Würfel für die Entwicklung der kommenden zehn Jahre, auch wenn natürlich die Kämpfe und Zweifel, das Vor- und Zurück, sich bis ins Jahr 1962 hinein fortsetzten.« 1
1.Winfred Gaul, Tagebuch, 1967 in: Westfälischer Kunstverein (Hg.), Winfred Gaul. Eine Retrospektive 1953-1973, Münster 1973, S.35.