Renée Sintenis

Sitzender Knabe mit Schalmei
1951

Renée Sintenis, Sitzender Knabe mit Schalmei
© VG Bild-Kunst, Bonn

Bronze

14,5 cm

Signiert mit dem Monogramm sowie mit dem Gießerstempel "H. Noack Berlin" auf der linken Seite

Werkverzeichnis Buhlmann 1987 Nr. 79, laut Werkverzeichnis sind vier Exemplare bekannt

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Ausstellungen
  • Haus am Waldsee, "Renée Sintenis – Das plastische Werk, Zeichnungen, Graphik", Berlin 1958
Literatur
  • Ursel Berger/Günter Ladwig (Hg.), "Renée Sintenis – Das plastische Werk", Berlin 2013, Nr. 206
  • Britta E. Buhlmann, "Renée Sintenis – Werkmonographie der Skulpturen", Darmstadt 1987, Nr. 79
  • Senator für Volksbildung/Haus am Waldsee, "Renée Sintenis – Das plastische Werk, Zeichnungen, Graphik", Ausst.-Kat., Berlin 1958, Nr. 102
  • Hanna Kiel, "Renée Sintenis", Berlin 1956, S. 92 (zeigt den Gips für die Bronzefassung)

Renate Alice Sintenis wird am 20. März 1888 im schlesischen Glatz geboren. Wann sie sich für die kürzere, französische Variante ihres Namens, Renée, entscheidet – vielleicht auch als Reminiszenz an ihre französischen Vorfahren – lässt sich rückblickend nicht mehr in Erfahrung bringen. Der Schauplatz ihrer Kindheit ist das kleinstädtische Neuruppin. Hier eröffnet sich dem jungen Mädchen eine ländlich geprägte, liebliche Welt mit herumtollenden Haus- und Hoftieren, die später Eingang in ihr künstlerisches Schaffen finden werden. Nach einer Station in Stuttgart siedelt die Familie schließlich nach Berlin über, wo Renée Sintenis von 1908 bis 1912 die Kunstgewerbeschule besucht. Obwohl der Übergang zur freischaffenden Künstlerin nicht bruchlos verläuft, beginnt um 1915 der berufliche Aufstieg und Sintenis wird 1931 in die Preußische Akademie der Bildenden Künste aufgenommen.

Hatte Sintenis sich zunächst auch in der Malerei ausbilden lassen, entdeckt sie doch nach kurzer Zeit ihre Vorliebe für die Bildhauerei, die fortan im Mittelpunkt ihres Interesses liegt. Das Herausschlagen der Form aus einem Stein mit Meißel und Hammer entspricht dabei jedoch nicht ihrer künstlerischen Intention. Sie ist weniger Bildhauerin als Plastikerin, die aus weichen, geschmeidigen Materialien wie Wachs und Gips die Modelle für spätere Bronzegüsse formt. Direkt unter ihren Händen findet das Werk gleichsam seinen Ausdruck und seine Form.1)

Neben einzelnen Portraits sind es insbesondere zwei Themenkomplexe, die sich wie ein Leitfaden durch ihr künstlerisches Œuvre ziehen: die Tierdarstellung und der Akt. Renée Sintenis entwirft anfangs vor allem weibliche Aktfiguren, die später von Knabenstatuetten und schließlich von Sportlerfiguren abgelöst werden.

Unsere Bronzeplastik „Sitzender Knabe mit Schalmei“ entsteht im Jahr 1951 und ist ein besonders schönes Beispiel aus der Reihe der Statuetten. Der schlanke Knabe mit dem kindlichen Gesicht hat sich – eine Schalmei in beiden Händen haltend – niedergesetzt. Sein kurz geschnittenes Haar steht störrisch vom Kopf ab, die langen Beine sind angewinkelt, den schmalen Oberkörper hält er auf die Ellbogen gestützt und mit gesenktem Blick schaut er an sich hinab. Die schmale, anmutige Gestalt wirkt melancholisch, der Knabe scheint allein und in sich gekehrt.

Die Probleme der Gegenwart klammert die Künstlerin aus. Ihre Plastiken sind vielmehr als ein bewusster Gegenentwurf zum Zeitgeschehen zu verstehen. Sie schaffen Idealbilder und richten den Blick des Betrachters auf eine phantastische Wunschwelt, in welcher Mensch und Tier in Einklang und Harmonie zusammenleben, fernab aller Sorgen, Ängste und Beschwerlichkeiten. Gerade jenes Streben nach Einklang und die Begeisterung für das Kreatürliche führt Sintenis zu kleinformatigen Arbeiten, die ohne falsches Pathos geschaffen sind. „Diese kleinen Dinge, die durch die Vollkommenheit ihrer Gestalt und die glückliche Erfassung intensiven Lebens entzücken, haben einen hohen Verwandtschaftsgrad mit allem Lyrischen: einem Lied, einem Aquarell, einem Gedicht. Sie sind verdichtete Kunst, Kristalle vieler Erfahrungen und Beobachtungen, innig in der Macht, die sie ausüben, mächtig in der Innigkeit, die sie gebildet hat.“2)

Anm.: 1)Vgl. Britta E. Buhlmann, „Renée Sintenis. Werkmonographie der Skulpturen“, Darmstadt 1987, S. 39.

2)Rudolf Hagelstange, „Der fruchtbare Moment“, in: Hagelstange/Heise/Appel (Hg.), „Renée Sintenis“, Berlin 1947, S. 12.

Über Renée Sintenis

Die deutsche Bildhauerin Reneé Sintenis wird 1931 als zweite Frau überhaupt in die Preußische Akademie der Künste berufen. Bekannt wurde die Pferdeliebhaberin vor allem für ihre zarten, handlichen Tierplastiken.

Weitere Werke