Auszeichnung:
Die Bildhauerin Katharina Fritsch wird mit dem Goslarer Kaiserring geehrt
Seit 50 Jahren wird in Goslar der Kaiserring verliehen. In diesem Jahr geht er an die Düsseldorfer Bildhauerin Katharina Fritsch.
Der Charakter ihrer Arbeiten – die Größe, die scheinbare Einfachheit und malerische Qualität – verleihe den Kunstwerken eine starke Aura, „die zugleich direkt und dennoch komplex ist“, heißt es in der Begründung der Jury.
Der undotierte Goslarer Kaiserring gilt als einer der weltweit renommiertesten Preise für moderne Kunst. Er wird seit 1975 verliehen und jeweils im Oktober überreicht. Die ersten Preisträger waren Henry Moore, Max Ernst und Alexander Calder. Es folgten Pioniere der Gegenwartskunst wie Joseph Beuys, Gerhard Richter oder Christo.
Die 1956 in Essen geborene Künstlerin, lebt in Düsseldorf und Wuppertal. Mit ihren Skulpturen hat sie den Bildhauereibegriff neu definiert. Schon in den 1980er Jahren wurde ihr Werk international wahrgenommen. 1987 stellte sie zu den Skulptur-Projekten Münster eine lebensgroße, gelbe Kunst-stoffversion der Lourdes-Madonna ins Stadtzentrum. Die schlichte Nachbildung einer Heiligen in der gelben Farbe löste die unterschiedlichsten Reaktionen aus.
So wurde die erste Version demoliert, aber es lagen auch Blumen neben der Figur. Fritschs Skulpturen leben in einer seltsamen Spannung aus Nähe und Distanz. Obwohl die Motive auf den ersten Blick erkennbar sind, wird das Vertraute plötzlich fremd und erhält einen beunruhigenden Aspekt. Was den Arbeiten diese Mehrdeutigkeit verleiht, ist nicht zuletzt die minimalistische Konzentration des Formprozesses und die monochrome Farbgebung. Staunen und Erschrecken wohnen dicht beieinander. Werke wie Rattenkönig (1991–93) haben eine extreme Klarheit, lassen sich jedoch nicht ganz ent-schlüsseln. Typisch für alle Skulpturen ist das Pendeln zwischen größter Künstlichkeit und größter Natürlichkeit. 1995 demonstrierte die Künstlerin mit ihrem Museum für die Biennale von Venedig, wie sie sich ihr Modell für die Kunst vorstellt: Als fernen Pavillon, umgeben von 200 stilisierten Bäumen wie von einer Dornröschen-Hecke. Eine Trutzburg gegen den heutigen kulturellen Massenbetrieb. 2013 glossierte Katharina Fritsch mit einem blauen Hahn am Londoner Trafalgar Square die grauen Heroen auf den benachbarten Sockeln mit ihrem männlichen Imponiergehabe.
Anlässlich der Auszeichnung widmet das Mönchehaus Museum Goslar der Künstlerin vom 11. Oktober 2025 bis 18. Januar 2026 eine Soloausstellung.