SCHIRN Kunsthalle:
Paula Modersohn-Becker
8. Oktober 2021 - 6. Februar 2022
Noch bis zum 6. Februar 2022 widmet sich die SCHIRN in Frankfurt in einer umfassenden Retrospektive dem Gesamtwerk der Künstlerin Paula Modersohn-Becker.
Keine andere deutsche Künstlerin der Klassischen Moderne hat in der öffentlichen Wahrnehmung einen solch legendären Status erreicht. Bereits wenige Jahre nach ihrem Tod wurden Wanderausstellungen durch mehrere deutsche Museen organisiert, das Ansehen der Künstlerin setzt sich bis heute fort. In ihrem einzigartigen Werk findet Modersohn-Becker zu überzeitlichen, allgemeingültigen Bildern.
Die Ausstellung zeigt, wie sie zentrale Tendenzen der Moderne vorwegnahm. Neben prägnanten Serien und Bildmotiven stehen insbesondere auch Modersohn-Beckers außergewöhnlicher Malduktus sowie die früh einsetzende und anhaltende Rezeption ihres Werks im Zentrum der Präsentation. Mit rund 120 Gemälden und Zeichnungen aus allen Schaffensphasen präsentiert die Schirn einen aktuellen Blick auf das Œuvre dieser frühen Vertreterin der Avantgarde, das in seiner zeitlosen Qualität bis heute in seinen Bann zieht.
»Die große Einfachheit der Form, das ist etwas Wunderbares. Von jeher habe ich mich bemüht, den Köpfen, die ich malte oder zeichnete, die Einfachheit der Natur zu verleihen.«
Einen Fokus setzte die Ausstellung auf die Darstellung der einfachen Menschen, wie sie auch in unserem Werk, dem Brustbild einer alten Bäuerin deutlich wird.
Zentral im Vordergrund platziert, zeigt das Gemälde eine vor einem Heuhaufen, auf einem Stuhl sitzende Bäuerin vor der Weite der Worpsweder Landschaft. Typisch ist nicht nur die pastose Malweise, sondern auch die reduzierte Farbpalette der Malerin. Die dunkle Kleidung der Bäuerin steht im Kontrast zu den leuchtenden Farben der flächig gehaltenen Landschaft im Bildhintergrund und hebt die Hautpartien von Gesicht und Hand sowie einen Teil des Hutbands unterm Kinn hervor. Die leicht rötliche Farbgebung der dargestellten Hand zeugt von schwerer körperlicher Arbeit. Die Gesichtszüge sind einfach gehalten und doch markant. Der für die Malerin charakteristische trübe Blick der Porträtierten verweigert sich jeglicher Form von Idealisierung. Gleichzeitig tritt die Bäuerin als Individuum in ihrem real existierenden Umfeld hervor. Auf diese Weise würdigt die Künstlerin die »einfache« Dorfbevölkerung.