Ernst Wilhelm Nay
Ohne Titel (Postkarte)
1955
Aquarell und Deckweiß auf Karton
10 × 16,5 cm | 4 × 6 1/2 in
Signiert und "55" datiert sowie rückseitig nochmals signiert, “20.12.56" datiert und mit Weihnachts- und Neujahrsgrüßen "Merry Christmas & a Happy New Year 1957" von E. W. Nay und Elisabeth Nay an Will Grohmann beschriftet
Werkverzeichnis E. W. Nay Stiftung 2018 Nr. 55-001
Atelier des Künstlers; Sammlung Prof. Dr. Will Grohmann, Berlin; Privatsammlung Deutschland; Ketterer Kunst München (1995); Privatsammlung Süddeutschland
- Galerie Ludorff, "Schöne Grüße – Künstlerpostkarten", Düsseldorf 2018
- Staatliche Kunstsammlungen/Kunsthalle im Lipsiusbau, "Im Netzwerk der Moderne. Kirchner, Braque, Kandinsky, Klee, Richter, Bacon, Altenbourg und ihr Kritiker Will Grohmann", Dresden 2012/2013
- Galerie Ludorff, "Schöne Grüße. Künstlerpostkarten", Düsseldorf 2018, S. 68/69
- E. W. Nay Stiftung (Hg.), "Ernst Wilhelm Nay. Werkverzeichnis Aquarelle – Gouachen – Zeichnungen. Band 3. 1954-1968", Bearbeitung von Magdalene Claesges, Köln 2018, Nr. 55-001, S. 73
- Konstanze Rudert (Hg.), "Im Netzwek der Moderne. Kirchner, Braque, Kandinsky, Klee, Richter, Bacon, Altenbourg und ihr Kritiker Will Grohmann", Ausst.-Kat. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden 2012, S. 249
Im Advent 1956 übermittelt der Künstler Ernst Wilhelm Nay gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth fröhliche Weihnachts- und Neujahrsgrüße an Prof. Dr. Will Grohmann, einem bedeutenden Kunsthistoriker, -kritiker und Förderer Moderner Kunst. Nay und Grohmann lernen sich Anfang der 30er Jahre kennen und bauen eine intensive Bindung zueinander auf, die geprägt ist durch einen inspirierenden künstlerischen Austausch. Grohmann, der sich stark für die moderne Kunstströmung seiner Zeit einsetzt, verfasst zahlreiche Artikel und Aufsätze über Nay.1 So spiegelt auch die Weihnachtskarte die freundschaftliche Beziehung der beiden Männer zueinander wider. Die schwungvolle, ausladende Schrift weckt Assoziationen zu Musiknoten. Diese eindrucksvolle Rhythmik kennzeichnet auch die Darstellung auf der Vorderseite der Postkarte. Die gegenstandslose Malerei konzentriert sich auf die Farbe, deren Einsatz zwar Spontaneität andeutet, sich aber vor allem der »[…] Grundordnung einer ›arithmetischen‹, d. h. auf dem Prinzip der Zahl und damit dem Prinzip der Wiederholung und Reihung«2 unterstellt. Das kräftige Rot und Blau wird durch die Verwendung von Schwarz zum Leuchten gebracht, welches wiederum in starkem Kontrast zu dem Weiß gesetzt wird. Dieses energiegeladene Spannungsfeld weist eine rein dekorative Absicht weit von sich und der Betrachter wird stets von Neuem von Ernst Wilhelm Nays komponierten Farbrhythmen in den Bann gezogen.
1 Magdalene Claesges (Bearb.), »E. W. Nay. Lesebuch. Selbstzeugnisse und Schriften 1931-1968«, Köln 2002, S.324. 2 Christoph Schreier »Auf der Suche nach dem Essentiellen Gedanken zur Werkentwicklung bei Nay«, in: Sigfried Gohr/Johann Georg Prinz von Hohenzollern/Dieter Ronte, »Nay – Variationen. Retrospektive zum 100. Geburtstag «, Köln 2002, S.24.