Gerhard Richter

Grün – Blau – Rot 789-76
1993

Gerhard Richter, Grün – Blau – Rot 789-76
© Gerhard Richter

Öl auf Leinwand

30 × 40 cm

Rückseitig signiert, datiert und "789-76" nummeriert sowie auf dem Keilrahmen "Edition for Parkett No. 35" gestempelt

Auflage Eines von 115 nummerierten Unikaten; Herausgeber: Edition Parkett, Zürich/New York

Werkverzeichnis Kunst- und Ausstellungshalle der BRD 1993 Nr. 789-76; Werkverzeichnis Butin/Gronert 2004 Nr. 81; Werkverzeichnis Butin/Gronert/Olbricht 2014 Nr. 81

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Provenienz

Privatsammlung Tokio

Ausstellungen
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020
  • Galerie Ludorff, "40 Jahre 40 Meisterwerke", Düsseldorf 2015
  • Galerie Ludorff, "Gerhard Richter. Abstrakte Bilder", Düsseldorf 2013
  • Michael Schultz Gallery, "Gerhard Richter: Abstract Spirit", Seoul, Korea 2011
  • Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2009", Düsseldorf 2009
Literatur
  • Galerie Ludorff, "Meisterwerke", Düsseldorf 2020, S. 20
  • Hubertus Butin/Stefan Gronert/Thomas Olbricht (Hg.), "Gerhard Richter. Editionen 1965-2013", Ostfildern 2014, Nr. 81
  • Galerie Ludorff, "Gerhard Richter", Düsseldorf 2013, S. 45
  • Hubertus Butin/Stefan Gronert, "Gerhard Richter. Editionen 1965-2004. Catalogue Raisonné", Ostfildern-Ruit 2004, Nr. 81
  • Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hg.), "Gerhard Richter. Werkübersicht/Catalogue raisonné 1962-1993", Bd. III, Ostfildern-Ruit 1993, Nr. 789-76

Gerhard Richter malt seine ersten abstrakten Bilder zwar bereits 1966, die eigentliche Werkgruppe der Abstrakten Bilder beginnt allerdings erst ein Jahrzehnt später mit der großformatigen Konstruktion (389). Inzwischen bilden diese Gemälde das mit Abstand umfangreichste Konvolut innerhalb seines stilistisch vielfältigen Œuvres. Auch das kleinformatige Bild Grün-Blau-Rot (789 -76) von 1993 gehört zu dieser Werkgruppe. Die Arbeit entstand als Teil einer Edition für die Schweizer Kunstzeitschrift Parkett. Richter malte damals 115 Originale, alle im Format von 30 × 40 cm und unter Verwendung von nur drei Farben: Grün als Grundierung der Leinwand, darüber die rote, in einer horizontalen Bewegung von links aufgetragene Farbe und das Blau vom rechten Rand aus. Alle 115 Bilder sind Variationen eines farbigen Themas, identisch in den Grundvoraussetzungen, aber individuell in ihrer Ausführung und im Ausdruck. Das vorliegende Exemplar mit der Werknummer 789 - 76 ist ein besonders schönes Beispiel, da die rote und blaue Farbe hier keine kompakten Flächen, sondern offene Strukturen bilden, die sich zudem partiell zart mischen.

Der Zufall spielt bei allen Abstrakten Bildern Richters, mehr noch allerdings bei dieser Gruppe von 115 Motivvariationen, eine entscheidende Rolle. Hier ist er zugleich das Thema der Bilder. Es ist die Rakel, die diese zufälligen Strukturen erzeugt. Seit den frühen 1980er Jahren ersetzt die Rakel bei den Abstrakten Bildern immer mehr den traditionellen Malpinsel. Richter kann die Rakel nur bedingt kontrollieren, so dass die Ergebnisse des Farbauftrages immer auch ein Moment der Überraschung in den Malprozess einbringen. In Interviews hat Richter wiederholt zugestanden, dass seine Bilder klüger seien als er selbst und daraus sogar eine Grundbedingung für seine Malerei abgeleitet: »Sie sollten unbedingt klüger sein als ich. Ich muss nicht mehr mitkommen, sie müssen etwas sein, was ich nicht mehr so ganz verstehe. Solange ich sie theoretisch begreife, ist es ja langweilig.« Wie solche »klügeren« Werke entstehen, hat er gerade auch am Beispiel der Abstrakten Bilder vorgeführt. Diese Bilder realisieren kein vorgegebenes Konzept, sondern entwickeln sich in einem, vom Künstler nur bedingt kontrollierbaren Malprozess. Die Ergebnisse sind für Richter immer dann gelungen, wenn sie ihn ebenso wie jeden anderen Betrachter, durch ihre Autonomie und Unverständlichkeit ein Stück weit wieder fremd werden.

Pablo Picasso hatte einem Interviewer, der ihn nach der Wahrheit in seinen Bildern fragte, einmal beschieden: »Welche Wahrheit? Die Wahrheit kann nicht existieren. Wenn ich in meinen Bildern nach der Wahrheit suche, kann ich hundert Bilder mit dieser Wahrheit malen.« Gerhard Richter schließt sich diesem Urteil an, wenn er eingesteht: »Ich glaube nicht an das absolute Bild, es kann nur Annäherungen geben, immer und immer wieder Versuche und Ansätze.« Diese Aussage lässt nicht nur seine allgemeine, immer wieder formulierte Skepsis, sondern vor allem ein zutiefst demokratisches Kunstverständnis erkennen. Jeder Absolutheitsanspruch wird hier ausgeschlossen, die Wirklichkeit existiert lediglich im Konjunktiv bzw. im Plural. Mit der Vielzahl alternativer Bildergebnisse, wie sie gerade auch die 115 Fassungen Grün-Blau-Rot so überzeugend vorführen, wird von Gerhard Richter eine Weltsicht formuliert, die immer mehrere Möglichkeiten als gleichberechtigte Ergebnisse akzeptiert.

Dietmar Elger

Gerhard-Richter-Archiv Dresden

Über Gerhard Richter

Gerhard Richter setzt sich bereits gegen Ende der 1960er Jahre intensiv mit der abstrakten Malerei auseinander, erstellt zunächst jedoch nur auf Fotografien basierende Portraits und Stillleben, die durch ihre spezifischen Bildausschnitte und Unschärfen realitätsverfremdend wirken.

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