Gotthard Graubner

Ohne Titel
1963

Gotthard Graubner, Ohne Titel

Aquarell auf Velin

26,8 × 20,1 cm

Rückseitig signiert und datiert

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Provenienz

Johannes Wasmuth, Bahnhof Rolandseck; Privatsammlung Köln (seit den 1960ern)

Gotthard Graubner zählt zu den herausragenden Vertretern der gegenstandslosen Malerei. 1954 verlässt er die DDR und lässt sich in Düsseldorf nieder, wo er sein Studium an der Kunstakademie fortsetzt und 1959 beendet. Zuvor hatte er bereits an den Kunsthochschulen in Berlin und Dresden gelernt. Der Akademie in Düsseldorf bleibt er treu und kehrt von 1976 bis 1988 als Professor für freie Malerei zurück.

Wie kaum ein anderer deutscher Künstler hat sich Graubner in seinen ungegenständlichen Bildern mit der Wirkung von Farbe auf unterschiedlichsten Bildträgern auseinandergesetzt. In seinen Werken entfaltet die Farbe unabhängig von gegenständlicher oder thematischer Ein­bindung ein Eigenleben. Durch das Experimentieren mit Farbe, Material und Raum verschiebt der Künstler seit den 1960er Jahren immer wieder die Grenzen der Malerei. Seine anfangs noch an die zweidimensionale Fläche gebundenen Werke greifen von Jahr zu Jahr immer stärker in den Raum ein und werden seit Mitte der 1960er Jahre immer häufiger zu dreidimensionalen Körpern, den so genannten »Farbraumkörpern«, für die der Künstler weithin bekannt ist.

Die Malerei auf Leinwand und auf Papier ist im Werk Gotthard Graubners nahezu gleichbedeutend. So hat das Arbeiten auf Papier nie lediglich vorbereitenden Charakter für spätere Leinwandarbeiten. Vielmehr ist Graubner stets an den spezifischen Qualitäten unterschiedlicher Bildträger und der Wirkung auf seine Malerei interessiert. Auch verschwimmen bei Graubner oft die Grenzen zwischen den eher körperlichen Leinwänden und den flacheren Papierarbeiten, nämlich wenn Papierarbeiten später auf Leinwand aufgezogen werden oder er nur die »abgezogenen Häute« der ehemals als Leinwandarbeiten entstandenen Arbeiten ausstellt.

Unser Aquarell auf Velin von 1963 erinnert in seiner formalen Gestaltung an einen der berühmten Farbraumkörper. Das Blatt zeigt ein grünblaues Rechteck im Hochformat, das vor einem zartrosafarbenen Hintergrund zu schweben scheint. Die Kanten des inneren Farbkörpers sind nicht glatt und die Struktur des Papiers betont den Eindruck von Räumlichkeit, den der Maler durch den lasierenden Auftrag mehrerer Farbschichten erzeugt. Die verwendeten Farben sind, wie so oft in Graubners Werk, eher unspezifisch. Durch den uneinheitlichen Auftrag und durch die Vermischung mehrere übereinandergelegter Farbschichten verleiht er der zentralen Form eine leichte, fast schwebende Anmutung und eine recht lebendige, bewegte, fast schimmernde Oberfläche.

Graubners intime und besonders ausdrucksstarke Papierarbeiten prägen sein künstlerisches Schaffen bis in die 1970er Jahre und greifen in Ihrer Anmutung und in ihrer formalen Anlage den späteren Farbraumkörpern oft vor. Graubner arbeitet bis zu seinem Tod im Jahr 2013 über Farbe und Form als grundlegendes Problem der Malerei. Wichtige Stationen seiner herausragenden Karriere sind zahlreiche Teilnahmen an der documenta in Kassel, die Einrichtung des Deutschen Pavillons auf der Biennale di Venezia (1982) sowie die als Auftragsarbeiten entstandenen Bilder für den Amtssitz des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue in Berlin.

1 Zit. nach: Hamburger Kunsthalle (Hg.), »Gotthard Graubner«, Ausst.-Kat., Hamburg 1975/76, S. 86.

Über Gotthard Graubner

Gotthard Graubner zählt zu den herausragenden Vertretern der gegenstandslosen Malerei. Seine sogenannten Kissenbilder, skulptural anmutende Bildkörper, verschafften dem Maler international Anerkennung.

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