Gotthard Graubner
Wie kaum ein anderer deutscher Künstler hat sich Gotthard Graubner in seinen ungegenständlichen Bildern mit der Wirkung von Farbe auf unterschiedlichen Bildträgern auseinandergesetzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Malern basieren Graubners Arbeiten allerdings auf keinem systematisch ausgearbeiteten, farbtheoretischen Konzept, sondern bauen auf ein im Laufe seiner Schaffenszeit praktisch-malerisch durchgeprobtes Spannungsgefüge, das gemäß der „Erfahrbarkeit der Farbe durch ihre Differenzierung“ (zit. nach Gotthard Graubner, in: Gotthard Graubner. Farbräume – Farbraumkörper – Arbeiten auf Papier, Ausst.-Kat. Kunsthalle Düsseldorf, Düsseldorf 1977, S. 34.) mit gegensätzlichen Erfahrungswerten wie warm/kalt, nah/fern oder offen/geschlossen operiert. Bekannt wurde Graubner vor allem durch seine abstrakt-monochromen, atmosphärischen Kissenbilder – Gemälde auf mit Synthetikwatte ausstaffierten Leinwänden - die der Maler selbst als „Farbraumkörper“ betitelt. In ihrer exponierten Dreidimensionalität unterstreichen diese Bilder dabei nicht nur die von Graubner intendierte, räumlich-plastische Wirkung der Farbe, sondern ebenso den kontemplativen Aspekt, wie er vor allem auch der Meditation eigen ist: „Dank der organischen Verdichtung von Farbe, Raum und Körper ermöglichen [seine] Bilder eine Synthese aus Selbstversenkung und Selbstvergegenwärtigung, aus Kontemplation und Daseinsgewissheit.“ (Uwe Wieczorek: Gotthard Graubner. Malerei als Prozess und Phänomen, in: Gotthard Graubner. Malerei, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, Düsseldorf 2010, S. 23.)