Günther Uecker
Ohne Titel
1999
Was das Feuer für Otto Piene ist, ist der Nagel für Günther Uecker. Den herkömmlichen Gebrauchsgegenstand wusste der Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO als ästhetisches und formales Gestaltungsmittel künstlerisch aufzuwerten und in seine Skulpturen, Malereien und Graphiken auf vielfältige Weise zu integrieren. Seit seinen Studienjahren an der Düsseldorfer Kunstakademie in den Jahren 1955 bis 1957 bei Otto Pankok prägen Nägel sprichwörtlich sein vielschichtiges OEuvre. Früh beginnt Ueckers Auseinandersetzung mit dem Nagel als Mittel zur Verformung und Verfremdung von Alltagsgegenständen, wie Kleidung oder Möbelstücken und schließlich auch der Leinwand, die er mit Nägeln nahezu gänzlich übersäht. Der aggressive Akt des Behauens und die eigentliche Zerstörung des jeweiligen Gegenstandes, stehen dabei häufig der harmonischen Anordnung der Nägel entgegen, die sich meist in fließende, amorphe Formen auf die
Objekte gesetzt zu haben scheinen.
Die Papierarbeit von 1999 hingegen unterstreicht Ueckers vielseitige Auseinandersetzung mit dem Nagel und seiner formgebenden Funktion. Im Prägedruckverfahren entstehen Nagelabdrücke, die durch ihre wellenförmige Anordnung den Eindruck von Flussläufen oder Getreidefeldern im Wind vermitteln Die Nagelstruktur erweitert die Bildoberfläche in den Raum hinein und erzeugt so ein wechselvolles Spiel aus Licht und Schatten. Ueckers Prägedrucke vermitteln eine fast meditative Aura
und laden den Betrachter zur erneuten Betrachtung der je nach Lichteinfall ganz unterschiedlichen Erscheinung ein.