Käthe Kollwitz
Mutter und Kind
ca. 1920
Bleistift auf Bütten
29,2 × 44,4 cm
Signiert
Wir danken Frau Hannelore Fischer, Direktorin des Käthe Kollwitz Museum Köln, für die mündliche Bestätigung der Echtheit des Werkes.
Felix Landau Gallery, Los Angeles (bis 1963); Sammlung Donald M. Jones, San Marino Kalifornien; Nachlass Frau Donald M. Jones, Pasadena
- Galerie Ludorff, "Drawn World: Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Herbst 2019", Düsseldorf 2019
- Galerie Ludorff, "Drawn World. Zeichnungen von Menzel bis Warhol", Düsseldorf 2019, S. 62
Käthe Kollwitz zählt bis heute zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Die ungebremste nationale wie internationale Wertschätzung ihres Werkes resultiert dabei nicht zuletzt aus der Aktualität ihrer Themen und der zur Darstellung gebrachten Emotionen.
Kollwitz‘ Arbeiten sind inhaltlich mit dem Armenviertel im Norden Berlins verwoben, wo die Künstlerin von 1891 bis zur Ausbombung ihres Ateliers im Jahr 1944 gemeinsam mit ihrem Mann und Arzt Karl Kollwitz lebt und arbeitet. Der direkte Kontakt mit den Patienten ihres Mannes inspirieren die Künstlerin zu sehr persönlichen und sozialen Themen, wie unter anderem das Thema der Mutterschaft, das Kollwitz in zahlreichen Werken sensibel durchdekliniert. Ihren unverkennbaren Stil, der sich von den künstlerischen Strömungen ihrer Zeit – wie etwa dem Expressionismus – weitestgehend abhebt, entwickelt Kollwitz dabei vor allem im Medium der Zeichnung.
So zeigt sich auch bei unserem Werk »Mutter und Kind«, dass die Künstlerin in jedem Ihrer Blätter einen sehr individuellen Ansatz findet, um zur der gewünschten Bildaussage zu gelangen. Bei dem in den 1920er Jahren entstandenen Blatt entscheidet sich Kollwitz für eine zarte Bleistiftzeichnung, die in ihrer Feinheit die Intimität zwischen dem auf dem Schoß schlafenden Säugling und seiner ihn zärtlich betrachtenden und in den Armen haltenden Mutter unterstreicht. Das Gesicht der Mutter bleibt dabei schemenhaft, was den Fokus thematisch auf die Fürsorge der Mutter lenkt. Bemerkenswert ist, dass die Darstellung nicht ins sentimental Rührige tendiert, sondern durch die Betonung der groben Arbeiterhände, die das Kind schützen, die harten Lebensumstände der Frau unterstreicht. Abermals ist es die Verbindung der Darstellung einer ungeschönten Lebensrealität mit einer großen emotionalen Tiefe, welche die Zeichnungen von Käthe Kollwitz so besonders machen und ihren Betrachtern das stetige Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Beziehungen aufzeigen.
1 Zit. nach: Werner Timm, »Zu den Zeichnungen von Käthe Kollwitz«, in: Otto Nagel (Hg.), Käthe Kollwitz. Die Handzeichnungen“, Berlin 1972, S. 10.