Katharina Grosse
Ohne Titel (2006_3057s)
2006
Acryl auf Bütten
121 × 80 cm
Rückseitig signiert, datiert und "2006_3057s" nummeriert
Atelier der Künstlerin; Galerie Conrads, Düsseldorf; Unternehmenssammlung Deutschland
- Galerie Ludorff, Neuerwerbungen Frühjahr 2022, Düsseldorf 2022
- Galerie Ludorff, "Neuerwerbungen Frühjahr 2022", Düsseldorf 2022, S. 49
Bunt und ohne konkrete kompositorische Idee sprüht Katharina Grosse die Farbe, die sich als feiner Nebel aus Pigmenten auf den Bildträger legt. Wenn die Künstlerin mit dem Arbeiten beginnt, tut sie das frei von Vorzeichnungen oder Skizzen. Seit 1998 nimmt sie Abstand von Werkzeugen wie Pinsel und Farbrolle und verwendet vorwiegend die Sprühpistole als gestalterisches Mittel.
Die bei Norbert Tadeusz und Gotthard Graubner studierte Meisterschülerin, hat Ihre Ursprünge in der traditionellen Farbfeldmalerei. Dabei entwickelt sich das Œuvre der Künstlerin im Laufe der Jahre in eine Richtung, die der Malerei, als kunsthistorische Gattung, neue Bedeutung und Eigenschaften zuspricht. Dieser, von Grosse eingeleitete Paradigmenwechsel, beschreibt ihre Malerei als etwas das in Relation zu etwas steht, und das mit seiner Umgebung interagiert und durch diese konditioniert wird. Durch den vollkommenen Verzicht auf Symbole oder den Verweis auf das Gegenständliche stellt sie somit die elementare Wirkung von Farben in den Fokus.
Grosses Malerei ist dimensions- und raumübergreifend. So ist Ihre Malerei weniger an einen klassischen Bildträger als an einen Farbträger gebunden. In unserem Werk von 2006 schafft die Künstlerin in Acryl, durch horizontal und vertikal über das Papier laufenden Bahnen, einen neuen Bildraum. Die Transparenz der sich kreuzenden Farbbänder lässt nur erahnen was sich hinter diesem Teil des Bildgefüges befindet. Die hiesig verwendete Farbpalette orientiert sich stark an den Grundfarben.
Neben Farbe und Dimension, als zentrale Inhalte von Grosses Malerei spielt das Thema Struktur eine nicht ganz unbedeutende Rolle in dem Œuvre der Künstlerin. Durch die unterschiedlichen Techniken des Farbauftrags, reagiert die Farbe mit dem Bildträger und bedeckt diesen in immer neuen Strukturen. Die Künstlerin gibt damit nicht nur Einblick in ihren künstlerischen Prozess, sondern gibt den Moment der Interaktion wieder.
Fasziniert von der Unbegrenztheit und dem Schaffen malerischer Bildräume zielen ihre Arbeiten weniger auf das Wiedergeben ab, sondern viel mehr auf das Wahrnehmen und Skalieren durch den Betrachter. Je nach Standpunkt und Perspektive variiert das Wahrgenommene und unterliegt anderen rezeptionsästhetischen Ansätzen. Durch das Auswählen besonders untypischer Bildträger fordert sie den Betrachtenden heraus und trägt dazu bei, das Objekt bez. die Kunst im Allgemeinen mit einer neuen Aufmerksamkeit zu betrachten.